Ein kritischer Blick ...

Die sehr verschiedenen Möglichkeiten eine Hyperhidrose (krankhaft verstärktes Schwitzen) zu behandeln, lassen sich in mehrere Vorgehensweisen unterteilen. Es gibt äußerliche (nicht-invasive), konservative, chirurgische, minimal-invasive und invasive Behandlungsmethoden. Das Behandlungsspektrum ist sehr weitläufig und der Beratungsbedarf dementsprechend groß. Jedem Betroffenen sei deshalb geraten, sich grundlegend über die einzelnen Therapien gegen Schwitzen zu informieren. Im Zusammenhang mit einer ärztlichen Beratung bzw. Verschreibung sollte möglichst eine Zweitmeinung eingeholt werden. Tatsache ist: Wirksamkeit, Risiko, Vor- und Nachteile sind je nach Therapieform höchst unterschiedlich. Manch stark schwitzenden Menschen haben überraschenderweise schon einfachste Hausmittel geholfen, bei anderen dagegen trat erst nach operativen Eingriffen eine Besserung auf.

Die folgende Tabelle gibt einen kurzen, jedoch im Detail kritischen Überblick über die gängigen Behandlungsmöglichkeiten gegen starkes Schwitzen.

 

Therapie Vorteile Nachteile
Deodorants, äußerliche Anwendung; rezeptfrei
nur äußere Anwendung;
einfache Handhabung
nur minimale schweißhemmende Wirkung
Hausmittel, z.B. Salbeitee, Kaisernatron, Eichenrindensud, Babypuder äußerliche und innere Anwendung u.ä.; rezeptfrei
günstige, alternative Behandlungsmöglichkeit
individuell sehr unterschiedliche Wirkung; teilweise sehr zeitaufwendig (Herstellung etc.)
Antitranspirante, äußerliche Anwendung, hochdosiert; rezeptfrei
günstig (ca. 10 bis 30 Euro); nur äußere Anwendung; sehr effektiv; hohe Erfolgsquote; beste Lösung für Schwitzen im Gesicht; einfache Handhabung
harmlose Hautreizungen möglich (einfach zu behandeln)
Iontophorese, äußerliche Anwendung einer Schwachstrom-Technik mit Wasserbädern; bei Kostenübernahme verschreibungspflichtig, Heimgeräte frei beziehbar
[ Linktipp ]
nicht-chirurgische Therapie; ohne chemische Wirkstoffe o.ä.; Mietverträge verfügbar
besonders geeignet für Hand-, Fuß- und Achselschwitzen; individuell unterschiedliche Wirkung; wissenschaftlich kaum erklärte Wirkung; sehr zeitaufwendig (bei Anwendung in der Arztpraxis); es empfiehlt sich die Anschaffung eines Heimgerätes, Kosten werden nur selten von der Krankenkasse übernommen; nicht geeignet bei: Metallimplantaten, Herzschrittmacher, Intrauterinpessaren, Schwangerschaften
Medikation, hauptsächlich Tablettenform; innere Anwendung, rezeptpflichtig
effektiv, wirksame Alternative bei Unverträglichkeit anderer Therapieformen z.T. starke Nebenwirkungen, Wirkstoffe stammen meistens aus dem Bereich der Psychopharmaka oder Parkinson-Medizin
Injektionen mit Botulinumtoxin, mehrfache subkutane Injektionen von Botox® oder ähnlichen Präparaten mit Spritzen; verschreibungspflichtig; klinische Voruntersuchung und Anamnese nötig
effektiv nur geeignet für Hand-, Fuß- und Achselschwitzen (lokal begrenztes Schwitzen); chirurgischer Eingriff mit sämtlichen typischen (Folge-)Risiken; Injektion eines Toxins (Nervengift); z.T. schmerzhafte Einstichem und Betäubung; mehr als 25 Einstiche pro Hand/Fußsohle; Effekt hält nur ca. 6 Monate an; hohe Kosten, meist Privatleistung; wiederkehrende Kosten (2x pro Jahr); nicht geeignet bei: Schwangerschaften
LSA (Laser Sweat Ablation), Entfernung der Schweißdrüsen durch subkutane Verbrennung bzw. Verödung mittels Laser; verschreibungspflichtig; klinische Voruntersuchung und Anamnese nötig
effektiv; minimal-invasiv (Schlüsselloch-OP) Erfolg abhängig von der Anzahl der tatsächlich entfernten Schweißdrüsen (während der OP optisch nicht kontrollierbar); nur für Achselschwitzen; nicht rückgängig zu machen; chirurgischer Eingriff mit sämtlichen typischen (Folge-)Risiken; geringes Risiko von kompensatorischem Schwitzen
Liposuktion (Saugkürettage) Entfernung der Schweißdrüsen durch subkutane Absaugung mittels Saugkürette; verschreibungspflichtig; klinische Voruntersuchung und Anamnese nötig
effektiv; relativ minimal-invasiv (Schlüsselloch-OP) Erfolg abhängig von der Anzahl der tatsächlich entfernten Schweißdrüsen (während der OP optisch nicht kontrollierbar); nur für Achselschwitzen; nicht rückgängig zu machen; chirurgischer Eingriff; geringes Risiko von kompensatorischem Schwitzen
Kürettage, Entfernung der Schweißdrüsen durch subkutane Ausschabung; verschreibungspflichtig; klinische Voruntersuchung und Anamnese nötig
effektiv; relativ minimal-invasiv
Erfolg abhängig von der Anzahl der tatsächlich entfernten Schweißdrüsen (während der OP optisch kaum kontrollierbar); nur für Achselschwitzen; nicht rückgängig zu machen; chirurgischer Eingriff mit sämtlichen typischen (Folge-)Risiken; geringes Risiko von kompensatorischem Schwitzen
Exzision, Entfernung der Schweißdrüsen durch Herausschneiden eines Hautlappens mitsamt Schweißdrüsen; verschreibungspflichtig; klinische Voruntersuchung und Anamnese nötig
effektiver als LSA, Kürettage und Liposuktion
Erfolg abhängig von der Anzahl der tatsächlich entfernten Schweißdrüsen (während der OP optisch kaum kontrollierbar); nur für Achselschwitzen; nicht rückgängig zu machen; chirurgischer Eingriff mit sämtlichen typischen (Folge-)Risiken; geringes Risiko von kompensatorischem Schwitzen
ESB (Endoscopic Sympathetic Blockade), chirurgischer Eingriff, bei dem Teilstränge des Sympathikus-Nervs mittel (Laser-)Schnitt durchtrennt werden; verschreibungspflichtig; klinische Voruntersuchung und Anamnese nötig
sehr effektiv;
Eingriff ist in den meisten Fällen rückgängig zu machen
chirurgischer Eingriff mit sämtlichen typischen (Folge-)Risiken; hohes Risiko von z.T. drastischen Nebenwirkungen; sehr hohes Risiko von kompensatorischem Schwitzen
ETS (Endoscopic Thoracic Sympathectomy), chirurgischer Eingriff, bei dem Teilstränge des Sympathikus-Nervs abgeklemmt, d.h. unterbrochen werden; verschreibungspflichtig; klinische Voruntersuchung und Anamnese nötig
absolut effektiv
ultima ratio; nicht rückgängig zu machen; chirurgischer Eingriff mit sämtlichen typischen (Folge-)Risiken; hohes Risiko von z.T. drastischen Nebenwirkungen; sehr hohes Risiko von kompensatorischem Schwitzen



Möglichkeiten der Therapierung starken Schwitzens

Die endoskopische Sympathikusblockade (ESB) ist ein operatives Verfahren zur Blockierung der für das palmoplantare oder axillare Schwitzen zuständigen Ganglien. Neben der endoskopischen transthorakale Sympathektomie (ETS) gilt dieses Verfahren als ultima ratio bei der Hyperhidrosebehandlung.

Die ESB sollte erst dann in Betracht gezogen werden, wenn sämtliche konservative Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Neben den üblichen, wenn auch durch die Endoskopie reduzierten Risiken eines chirurgischen Eingriffs, gilt vielmehr der de facto schwerwiegende Eingriff in das vegetative Nervensystem des Körpers als problematisch. Die Blockade des Sympathikusnervs kann zwar im Idealfall eine hundertprozentige Schweißminderung bedeuten, ist jedoch ebenso oft mit vielfältigen, z.T. schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden (siehe unten). Obgleich die ESB nicht selten als "widerrufbarer Eingriff" bezeichnet wird, konnte die vollständige Funktion des Nervenstranges in einigen Patientenfällen nicht wieder hergestellt werden.

Anwendungsbereiche bei primärer Hyperhidrose:

  • Schweißhände (Hyperhidrosis palmaris)
  • schweissnasse Füße (Hyperhidrosis plantaris)
  • Achselschweiß (Hyperhidrosis axillaris)
  • Schwitzen am Kopf bzw. im Gesicht (Hyperhidrosis facialis)

Die endoskopische Sympathikusblockade eignet sich nicht zur Behandlung einer generalisierten Hyperhidrose (Hyperhidrosis generalis), da hierbei auch der Rumpf vom Schwitzen betroffen ist. Auf diesen Körperbereich hat die ESB jedoch kaum Einfluss. Kommt es nach der OP zu dem gefürchteten – und statistisch gesehen sehr wahrscheinlichen – kompensatorischen Schwitzen, würde sich das bereits vorhandene Schwitzen am Rumpf derart verstärken, dass der gesamte Eingriff als Misserfolg betrachtet werden müsste – jedenfalls aus Patientensicht.

Aus diesem Grund muss die Entscheidung, diese Operation durchführen zu lassen, immer eine  sehr überlegte sein, bei der alle Risiken und Nebenwirkungen mit den zu erwartenden Erfolgen in punkto Schweißreduzierung abzuwägen sind.

ESB: Operationsverfahren und -ablauf

Die endoskopische Sympathikusblockade wird wie die ETS entweder als Thorakoskopie (bei Handschweiß, Achsel-, und Kopfschwitzen) oder Retroperitoneoskopie (bei plantarer Hyperhidrose) durchgeführt (siehe ETS). Der Unterschied zur endoskopischen transthorakalen Sympathektomie besteht darin, dass die Ganglien nicht durchtrennt oder zerstört, sondern durch Clipping unterbrochen werden. Durch Anlegen einer winzigen Stahl- oder Titanmanschette werden die Nervenstränge abgebunden, wodurch die Durchleitung von Nervenimpulsen verhindert wird. ✍ Wichtig: Da pro Eingriff immer nur eine Seite der Brust- bzw. der Lendenwirbel-Ganglien operiert wird, sind insgesamt 2 stationäre Klinikaufenthalte nötig.

Erfolgschancen und Risiken

Die endoskopische Sympathikusblockade verspricht einen hundertprozentigen Heilerfolg in Hinblich auf das Schwitzen, birgt jedoch die gleichen Risiken wie eine ETS. Ebenso ist der nachhaltige Erfolg einer ESB wissenschaftlich umstritten. Die Wahrscheinlichkeit, mit der Komplikationen und Folgeerkrankungen auftreten können wird bis heute kontrovers diskutiert.✍ Wichtig: Bitte lesen Sie hierzu unbedingt die ausführlichen Beschreibungen der Risiken im Kapitel Sympathikus-Nerv-Durchtrennung

Ist die ESB wieder rückgängig machbar?

Die endoskopische Sympathikusblockade wird oft ggü. der ETS als vorteilhafteres Verfahren beschrieben, da die Ganglien hierbei nicht durchtrennt bzw. zerstört, sondern "nur" abgeklemmt werden. Die Verwendung einer Metallmanschette zur Abbindung des Nervenstranges vermittelt den Eindruck, diese ließe sich ohne weiteres entfernen, woraufhin die Funktion der Ganglien wieder hergestellt werden könnte. ✍ Wichtig: Dies ist nur sehr eingeschränkt richtig. Zunächst ist für die Entfernung des Clips eine weitere Operation nötig, sämtliche Risiken eines transthorakalen Eingriffs eingeschlossen. Studien haben gezeigt, dass die Clipentfernung nur dann Erfolg hat, wenn sie kurz oder unmittelbar nach dem Clipping erfolgt. Erfolgt sie später, so lässt sich die vollständige Funktion des sympathischen Nervenstranges nicht wieder herstellen. Leider ist der Zeitpunkt, ab dem der Eingriff praktisch unumkehrbar ist nicht fest bestimmbar und bei jedem Menschen unterschiedlich. Außerdem ist eine unmittelbare Entfernung des Clips unrealistisch, da viele Nebenwirkungen und Folge der ESB erst viel später auftreten, beispielsweise das Reflex-Schwitzen. In dem Zeitraum, in dem die Operation ggf. noch umkehrbar wäre, verspüren die wenigsten Patienten den Wunsch, die ESB rückgängig zu machen.

 

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[18] Dimitriadou V, Aubineau P, Taxi J, Seylaz J (1988). "Ultrastructural changes in the cerebral artery wall induced by long-term sympathetic denervation". Blood Vessels 25 (3): 122–43. doi:10.1159/000158727. PMID 3359052
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[28] FinOHTA: "Reports - Publications - Finohta". Retrieved 2007-12-02.

 

ETS: Sympatikus-Nerv-Durchtrennung

Posted by Sascha Ballweg

Die endoskopische transthorakale Sympathektomie (ETS) ist ein operatives Verfahren zur Durchtrennung oder punktuellen Zerstörung der für das Hand- und Fußschwitzen zuständigen Sympathikus-Nervenstränge (Ganglien). Neben der endoskopischen Sympathikusblockade (ESB) gilt dieses Verfahren als ultima ratio bei der Hyperhidrosebehandlung.

Die ETS sollte erst dann in Betracht gezogen werden, wenn sämtliche konservative Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Neben den üblichen, wenn auch durch die Endoskopie reduzierten Risiken eines chirurgischen Eingriffs, gilt vielmehr der de facto schwerwiegende Eingriff in das vegetative Nervensystem des Körpers als problematisch. Die Blockade des Sympathikusnervs kann zwar im Idealfall eine hundertprozentige Schweißminderung bedeuten, ist jedoch ebenso oft mit vielfältigen, z.T. schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden (siehe unten).

Anwendungsbereiche bei primärer Hyperhidrose:

  • schwitzige Hände (Hyperhidrosis palmaris)
  • Schweißfüße (Hyperhidrosis plantaris)
  • Achselschwitzen (Hyperhidrosis axillaris)
  • Gesichts-/Kopfschwitzen (Hyperhidrosis facialis)

Die endoskopische transthorakale Sympathektomie eignet sich nicht zur Behandlung einer generalisierten Hyperhidrose (Hyperhidrosis generalis), da hierbei auch der Rumpf vom Schwitzen betroffen ist. Auf diesen Bereich hat die ETS jedoch kaum Einfluss. Kommt es nach der OP zu dem gefürchteten – und statistisch gesehen sehr wahrscheinlichen – kompensatorischen Schwitzen, würde sich das bereits vorhandene Schwitzen am Rumpf derart verstärken, dass der gesamte Eingriff als Misserfolg betrachtet werden müsste – jedenfalls aus Patientensicht.

Aus diesem Grund muss die Entscheidung, diese Operation durchführen zu lassen, immer eine wohlüberlegte sein, bei der alle Risiken und Nebenwirkungen mit den zu erwartenden Erfolgen in punkto Schweißreduzierung abzuwägen sind.

ETS: Operationsverfahren und -ablauf

Die endoskopische transthorakale Sympathektomie wird ausschließlich unter vollsterilen Bedingungen (Klinik-Standard) in Vollnarkose (ITN) durchgeführt. Aufgrund der endoskopischen Verfahrenstechnik (siehe unten) darf der Eingriff nur in spezialisierten Kliniken vorgenommen werden, die über eine entsprechende OP-Technik verfügen. Für den Eingriff ist ein stationärer Aufenthalt von durchschnittlich 3 bis 5 Tagen nötig. ✍ Wichtig: Da pro Eingriff immer nur eine Seite der Brust- bzw. der Lendenwirbel-Ganglien operiert wird, sind insgesamt 2 stationäre Klinikaufenthalte nötig.

Verlauf der Sympathikus-Nervenstränge:
Der Sympathikus – als Teil des vegetativen Nervensystems – befördert Impulse ("Befehle") des Gehirns zu den ekkrinen Schweißdrüsen und löst so die Produktion von Schweißsekret aus. Eine gesteigerte Tätigkeit des sympathischen Nervensystems führt deshalb zwangsläufig zu stärkerem Schwitzen (siehe Psychische Ursachen des Schwitzens). Die verantwortlichen Nervenfasern haben ihren Ursprung in kleinen Anhäufungen von Nervenzellen, den sogenannten Ganglien, welche sich in Segmenten entlang der Wirbelsäule anordnen und als sympathischer Grenzstrang in etwa vom Hals bis zu den Lenden verlaufen.

Bei der ETS werden folgende Ganglien unterbrochen:

  • starker Handschweiß (Hyperhidrosis palmaris) = Ganglien in Höhe der Brusthöhle
    Eingriffsform: einseitige Thorakoskopie, von der Achselgrube ausgehend
  • starker Fußschweiß (Hyperhidrosis plantaris) = Ganglien in der Lendengegend
    Eingriffsform: einseitige lumbale Operation mittels Retroperitoneoskopie

Aus medizinisch nicht vollständig geklärten Gründen kann bereits die alleinige Operation der Ganglien im Brustraum einen positiven Einfluss auf das Schwitzen an den Füßen und im Gesicht haben. Bei einer plantaren Hyperhidrose ist allerdings meistens eine lumbale Sympathektomie (mittels Retroperitoneoskopie) nötig.

Thorakoskopie – Ablauf einer ETS in der Brusthöhle:
Durch einen ca. 1 cm langen Hautschnitt in der Nähe der Achselhöhlen wird ein endoskopisches Kombinationsinstrument mit Mini-Kamera, chirurgischem Instrument und Lichtquelle zur "Spiegelung" (Thorakoskopie) in die Brusthöhle des Patienten eingeführt. Viele Operateure bevorzugen jedoch eine Methode mit 3 kurze Schnitten, durch welche drei Einzelinstrumente eingeführt werden. Dies steigert die Flexibiliät im engen Brustraum. Zwecks Übersichtlichkeit wird bei beiden Methoden ein Lungenflügel kurzfristig entlüftet, welcher daraufhin zusammenfällt (herbeigeführte Atelektase). Ergänzend wird Kohlendioxid (CO2) in die Brusthöhle geleitet. Mit einem Tast-/Greifinstrument werden die für das Schwitzen zuständige Ganglien identifiziert und mittels Schnitt durchtrennt oder alternativ punktuell zerstört, wodurch der Transport von Nervenreizen unwiderruflich unterbrochen wird. Vor Verschluss der Brustwand durch Nähte, Klammern oder Hautkleber wird der Lungenflügel durch den Anästhesisten wieder vollständig belüftet.

Retroperitoneoskopie – Ablauf einer ETS im Bereich der Lendenwirbel
Durch einen oder mehrere Schnitte im seitlichen Lendenbereich erfolgt der Zugang zum Etroperitoneum, einem schmalen Bereich der Bauchhöhle zwischen Lendenwirbel und Bauchfell (Peritoneum). Mittels Ballonkatheter oder durch Einleiten von CO2 wird der nötige Platz für weitere endoskopische Instrumente (siehe Thorakoskopie) geschaffen. Danach erfolgt wie bereits oben beschrieben die Durchtrennung/Zerstörung der entsprechenden Ganglien mit anschließender Wundversorgung.

❏ Chirurgische Verfahren der ETS

  • Elektro-Kauterisation _ Zerstörung des Nerves mittels elektrisch erzeugter Hitze
  • Ultraschall-Skalpell _ Durchtrennung des Nervs mittels Ultraschallschnitt
  • Chemische Sympathektomie _ Zerstörung des Nervs durch Injektion chemischer Präparate (z.B. Phenol)

Die Methode der chemischen Zerstörung der Nervenfasern durch Einbringen von entsprechenden Präparaten wird heute kaum noch durchgeführt.

Pro & Contra ETS/ESB

Erfolgschancen:

Zahlreiche dokumentierte Patientenfälle belegen: bei über 98% der Eingriffe konnte das Hand- oder Fußschwitzen auf nahezu Null reduziert werden. [1] Die Besserung tritt unmittelbar ein, d.h. der Patient erwacht mit trockenden Händen/Füßen aus der Narkose. Dieser Folge der Nervdurchtrennung wurde schon im Jahre 1920 durch den Chirurgen A. Kotzareff beschrieben. Schon vorher hatte man am geöffneten Brustkorb operiert um die Ganglien zu durchtrennen (erstmals 1889 durch Dr. Alexander), damit verfolgte man jedoch andere Ziele.

Positiv zu erwähnen ist, dass sich Achsel- und Gesichtsschwitzen als "Nebeneffekt" ebenfalls deutlich reduzieren können. Auch das Problem der Erythrophobie (ständiges Erröten) kann durch die ESB gestoppt werden. Viele Patienten berichten, sie könnten nach der OP gelassener mit Stress und Aufregung umgehen. Ohne dass es eine wissenschaftliche Erklärung hierfür gäbe, scheint sich die Herzfrequenz in Stresssituationen tatsächlich nicht mehr schlagartig zu erhöhen ("Herzklopfen") wie vor dem Eingriff, was auch die Minderung des Errötens erklärt. Da der Blutdruck in bestimmten Situation nicht mehr automatisch erhöht wird (Baroreflex), können die Hautgefäße nicht mehr schlagartig durchblutet werden. Dieser "beruhigende" Effekt ist heute ausreichend belegt, weshalb die ESB auch in extremen Fällen von "Lampenfieber" eingesetzt wird (USA). ✍ Wichtig: Es muss erwähnt werden, dass eine große Anzahl Patienten eben diese Folgen der ETS als negativ empfanden, da ihnen die plötzlich "ausgebremste" Herzfrequenz und die sozusagen erzwungene nervliche Ruhe ein großes Maß an Spontanität, Begeisterungsfähigkeit und emotionaler Erregung nimmt (siehe "Negative psychische Folgen" unten).

ETS und ESB – langfristig betrachtet ...

Obwohl beide Verfahren einen spontanen Heilerfolg versprechen, welcher auch wissenschaftlich belegt wurde, ist die Nachhaltigkeit des Eingriffs umstritten. Diverse Studien haben folgende post-operative Patientenaussagen dokumentiert:

  • 85% – 95% der Patienten betrachteten den Eingriff als vollen Erfolg [2] [3] [4] [5]
  • 60% – 90% der Patienten erlitten lt. weiterer Studien einen späteren Rückfall,
    d.h. das Schwitzen bzw. die Hyperhidrose begann von neuem [2] [3] [4] [5]
  • 2% – 19% der Patienten bereuten die Operation aufgrund negativer Folgen [2] [3] [4] [5]
  • bis zu 51% der Patienten sahen ihre Lebensqualität nach dem Eingriff eingeschränkt [2] [3] [4] [5]
  • nur 28,6% der Patienten einer koreanischen Studie waren mit dem Ergebnis der OP zufrieden [6]

Komplikationen und Nebenwirkungen:

ETS wird seit vielen Jahren eingesetzt und stetig in Hinblick auf die Risikominimierung weiterentwicklelt. Die derzeit praktizierte endoskopische ETS/ESB gilt als relativ sicheres Operationsverfahren, bei dem aufgrund der "Schlüssellochtechnik" die typischen Risiken eines chirurgischen Eingriffs auf ein Minimum beschränkt sind. Die Blockade der Nervenfasern (Ganglien des Sympathikus) stellt jedoch grundsätzlich einen schwerwiegenden Eingriff in das vegetative Nervensystem dar und kann verschiedene Probleme mit sich bringen.

 

Mögliche unmittelbare Komplikationen der ETS/ESB:

  • Verletzung von benachbarten Organen wie Herz oder Lunge
  • Pneumothorax (Eindringen von Luft in den Brustraum),
    dadurch Zusammenfall der Lungenflügel
  • Folgeerkrankungen durch Verletzung der falschen Ganglien (siehe unten)
  • Haut und Weichteilschäden
  • Brustfellentzündung
  • Wund- oder Nahtkomplikationen (z.B. Blutungen)

 

Negative physische und neurophysiologische Folgen:

ETS/ESB beeinflussen nicht nur die Tätigkeit der ekkrinen Schweißdrüsen, deren Sekretproduktion durch die Unterbrechung des sympathischen Nervenstranges lokal gestoppt wird. Umfangreiche Studien belegen, dass auch andere Körperfunktionen negativ beeinträchtigt werden können:

  • ausgleichendes(kompensatorisches) Schwitzen
  • gustatorisches Schwitzen (Frey-Baillarger-Syndrom)
  • Horner-Syndrom durch Nervschädigung
  • Split-Body-Syndrom durch Schädigung falscher Ganglien
  • Harlequin-Syndrom durch Schädigung falscher Ganglien
  • Parry-Romberg-Syndrom durch Schädigung falscher Ganglien
  • Verlust der automatischen Thermoregulation des Körpers
  • drastische Absenkung der Herzfrequenz [7] [8]
  • dadurch z.T. Notwendigkeit eines Herzschrittmachers (Pacemaker) [9] [10] [11]
  • Absenkung des Schlagvolumens [12] [13]
  • negative Beeinflussung der Schilddrüsenfunktion
  • Baroreflex-Störung [14], dadurch Blutdruckkomplikationen
  • Absenkung des Lungenvolumens [13] [15]
  • Absenkung der Hauttemperatur (permanentes "Frösteln")
  • veränderte Reaktion des Körpers auf sportliches Training [13] [16] [17]
  • Einschränkung der natürlichen fight-or-flight-Reaktion
  • Impotenz, Beeinträchtigungen des Sexuallebens
  • ultrastrukturelle Veränderungen der cerebralen Arterienwände durch Absterben sympathischer Neuronen [18]
  • völliger Verlust der elektrodermalen Aktivität (psychogalvanischer Reflex) [19]
  • Verminderung der heterogenen Sauerstoffsättigung in kleinen Venen der Großhirnrinde [20]
  • das Absterben sympathischer Neuronen ist eine der Ursachen der Mönckeberg-Sklerose [21]
  • langfristige Abschwächung des Herzmuskels (Myocardium) [22]
  • Austrocknung der Hände und Füße, Entstehung von Fissuren, Rissen und Ekzemen (Hyperkeratose)

 

Die wichtigsten physischen Komplikationen im Detail:

Ausgleichendes Schwitzen / Kompensatorisches Schwitzen / Reflex-Schwitzen / Rebound
Durch die Blockade der Sympathikus-Stränge wird das Schwitzen an Händen (und/oder Füße) absolut unterbunden. Bei der Thorakoskopie wird zumeist der gesamte Körperbereich oberhalb einer gedachten horizontalen Linien in Höhe der Brustwarzen "trockengelegt". Das heißt: Schwitzen ist an Brust, Schultern, Armen, Händen und am Kopf nicht mehr möglich (bei der Retroperitoneoskopie zusätzlich das Schwitzen an den Füßen). Damit wird die Möglichkeit zur Thermoregulation durch Schweißabsonderung/-verdunstung maßgeblich eingeschränkt. Aus wissenschaftlich bislang ungeklärten Gründen versucht der Körper offenbar, an anderen Stellen vermehrt zu schwitzen, um diese Einschränkung zu kompensieren. Man spricht deshalb von kompensatorischen Schwitzen. Typischerweise tritt der Schweiß am unteren Torso, besonders in der Leisten- und Schamgegend, außerdem an den Beinen und im Lenden- und Steißbereich auf. Aus ebenso ungeklärten Gründen kann dies drastische Ausmaße annehmen, weshalb der Patient subjektiv eine Verschlechterung seiner Lage erlebt, obgleich er durch die ESB vom Handschwitzen befreit wurde.

Neuere Studien legen nahe, dass es sich nicht nur um einen ausgleichenden Effekt handelt. Pioniere wie beispielsweise Dr. Chien-Chih Lin, der am RexSun Hospital of Chinese Taipei über 7000 ESB-Eingriffe vorgenommen hat, bevorzugen den Begriff Reflex-Schwitzen. Sie vermuten, dass eine degenerative Thermoregulation durch fehlerhafte Kommunikation zwischen den sypathischen Nervenstrukturen und dem Hypothalamus für das neu auftretende Schwitzen verantwortlich ist. ✍ Wichtig: Gemäß vorhandener Studien zum Thema kann davon ausgegangen werden, dass das kompensatorische Schwitzen bei ca. 25% bis 75% der ETS/ESB-Patienten auftritt. [23] [24]

Im Rahmen einer israelischen Studie am Rambam Medical Center and Faculty of Medicine, Technion-Israel Institute of Technology, Haifa [25] konnte durch Körpergewichtsanalyse mittels Feinwaage (vor und nach dem ETS-Eingriff) belegt werden, dass sich das Schwitzen der ETS-Patienten nach der OP um durchschnittlich 43% verstärkt hat. Da nach der Operation nur noch 67% der Hautfläche thermoregulatorisch aktiv ist – das obere Drittel des Körpers ist durch die ETS sozusagen "abgeschaltet" – müssen sich die genannten 43% auf eine deutlich verkleinerte Fläche abbilden. In Zahlen ausgedrückt: an diesen zwei Dritteln des Körpers verstärkt sich das Schwitzen um 113% (67% x 213% = 143%), d.h. man schwitzt in diesen Regionen post-OP mehr als doppel so viel.


Frey-Baillarger-Syndrom: Spontanes Schwitzen bei Essen, Trinken, Kauen
Bei diesem Syndrom wird starkes Schwitzen im Gesicht und am Hals durch geschmackliche Reize während des Essens (z.T. auch beim Trinken) ausgelöst. Man spricht deshalb von gustatorischem Schwitzen (auch Frey-Syndrom oder Baillarger-Syndrom genannt). Es tritt eher selten, aber nachweislich nach ETS/ESB-Operationen auf.

Die genaue Ursache für die regelrechten "Schweißattacken" während des Essens ist bis heute ungeklärt. Offenbar lösen fehlgeleitete oder im Gehirn fehlinterpretierte Nervenimpulse eine schlagartige Aktivierung der ekkrinen Schweißdrüsen im Gesicht aus. Je nach Veranlagung hängt der Grad des Schwitzens von der Art des Geschmackseindruckes (süß, sauer, bitter usw.) ab. Wissenschaftler vermuten, dass einige Zeit nach Durchtrennung oder Zerstörung der sympathischen Ganglien deren Nervenfasern unkontrolliert nachwachsen. Dabei umschließen sie Kapillare und durchdringen umliegendes Gewebe. Wie es scheint, sind sie auch in der Lage mit Strängen der Geschmacksnerven zusammenzuwachsen. Dies könnte das gustatorische Schwitzen erklären.

Horner-Syndrom: Nervenschädigung im Gesicht
Bei dieser, meist einseitigen Nervenerkrankung erschlaffen bestimmte Muskeln des Gesichts und der Augen. Dadurch treten die folgenden drei typischen Symptome (Trias) des Horner-Syndroms auf:

  • Ptosis: hängendes Augenlied (bekannt durch den Fernsehmoderator und Komödianten Karl Dall, dessen Ptosis allerdings angeboren ist).
  • Miosis: starre Pupillenverengung (Unfähigkeit der Pupilleberweiterung bei Dunkelheit)
  • Enophthalmus: Einsinken des Augenapfels in der Augenhöhle

Split-Body-Syndrom
ETS/ESB kann in seltenen Fällen Corposcindosis auslösen. Bei diesem neuropathischen Leiden (engl. Split Body Syndrome) ist das sympathische Nervensystem, vermutlich durch Schädigung falscher Ganglien während des Eingriffs, in 2 Teile gespalten. Von einer gedachten horizontalen Linie in Höhe der Brustwarzen an aufwärts, empfindet der Betroffene seinen Körper als taub und kraftlos – oft drastisch als "tot" beschrieben. Unterhalb dieser Linie herrscht dagegen ständige Hyperaktivität, welche sich durch "kribbeliges" Missempfinden, andauernde Gänsehaut, Zuckungen, unruhige Beine (Restless-Legs-Sydrom) und starkes kompensatorisches Schwitzen äußert. [23]

Harlequin-Syndrom
Das 1988 erstmals von dem australischen Neurologen J.W. Lance [25] beschriebene Harlequin-Symdrom (nicht zu verwechseln mit der Harlequin-Ichthyose!) tritt aus noch ungeklärten Gründen nach einer Beschädigung (Läsion) der thorakalen Ganglien auf. Solche mikroskopisch kleinen Verletzungen können auch während einer ETS/ESB-Operation entstehen. Im Gegensatz zum Split-Body-Syndrom treten bei dieser neurologischen Störung einseitiges Schwitzen und Erröten auf, welche entlang einer vertikalen Linie entlang des gesamten Körpers scharf abgegrenzt sind. Unter körperlicher Anstrengung rötet sich das Gesicht (sowie der Rumpf) einseitig so stark, dass der Betroffene wie ein traditionell geschminkter Harlekin wirkt. Die gerötete Körperhälfte ist dann ebenfalls stark vom Schwitzen (fokale Hyperhidrose) betroffen.

❏ Parry-Romberg-Syndrom
Das Parry-Romberg-Syndrom (med. Hemiatrophia faciei progressiva) ist eine seltene Erkrankung, bei der eine Atrophie einiger bis aller Gewebe einer Gesichtshälfte auftritt, teilweise von einer einseitigen Pigmentstörung begleitet. Nachdem bereits in der Vergangenheit Versuche an Tieren gezeigt hatten, dass Sympathektomien solche einseitigen Atrophien auslösen können, veröffentlichte der israelische Dermatologe Alon Scope 2004 eine Fallstudie, die erstmals das Auftreten des Parry-Romberg-Syndroms nach einer ETS beschrieb. [26]

 

Negative psychische Folgen:

  • Einschränkung der Lebensqualität durch Verlust starker Emotionen
  • Verlust von Angst, Schreck und Erregung
  • Verlust starker negativer Gefühle wie Wut, Hass etc.
  • Verlust von euphorischen Gefühlen wie Liebe, Lust, Freude etc.
  • Motivationsschwierigkeiten
  • Gleichgültigkeit
  • Depression
  • Lustlosigkeit (auch: sexuelle Dysfunktion)
  • Müdigkeit

 

Psychische Komplikationen im Detail:

Eine psychiatrische Studie an 163 finnischen ETS/ESB-Patienten [27] zeigte post-operativ einen signifikanten Verlust von Angst, Schreck und Erregung. ✍ Wichtig: Erregung, Schreck und Angst sind spontane, angeborene Reaktionen auf Sinneseindrücke. Sie sind für uns Menschen überlebenswichtig, da sie das blitzschnelle Erfassen und Einschätzen einer Situation möglich machen. Während uns die Erregung in "unklaren" Situationen zur Vorsicht mahnt, indem Geist und Körper in Alarmbereitschaft versetzt werden, löst der Schreck physische Körperreflexe aus, die unserem Schutz dienen. In Schrecksituation wird automatisch der Puls erhöht, damit die Muskeln der Beine und Arme gut mit Blut versorgt sind, um für einen spontanen "Kampf" oder die "Flucht" (engl. fight or flight) gewappnet zu sein. Der Körper wird sozusagen in "Alarmbereitschaft" versetzt. Angst ist die emotionale Konsequenz einer abgeschlossenen Situationsbewertung. Bedrohliche Dinge werden im Gehirn "sicherheitshalber" bevorzugt verarbeitet und schnell abrufbar im Unterbewusstsein "gespeichert". Die Einschränkung der zuvor genannten Emotionen können im alltäglichen Leben, beispielsweise im Straßenverkehr, Unfälle begünstigen, da der natürliche Gefahren-Instinkt – die sogenannte fight-or-flight-Reaktion – nicht mehr voll ausgebildet ist.

Verlust aller starken Emotionen und Gefühle
Die an der Universität von Oulu, Finnland durchgeführte Studie hat darüberhinaus gezeigt, dass offenbar nicht nur die negative Emotionen, sondern ebenso positive durch die ETS/ESB-Operation "beschnitten" wurden. Die befragten Patienten klagten, ihr gesamtes emotionales Empfinden – und damit eine unbeschwerte Lebensfreude – wäre seit der Operation wie "gekappt" [28]. Der Studie zufolge erleben die Patienten langfristig psychologische Veränderungen, die besonders durch den Verlust von euphorischen Gefühlen und die Einschränkung der Lebensfreude/-qualität veursacht werden. Folgen können psycho-soziale Störungen, Depression und ein erhöhtes Suchtrisiko sein.

 

Internationale Meinungen und Bewertungen

Die Meinungen der internationalen Wissenschaft zu ETS und ESB könnten unterschiedlicher nicht sein. Obgleich die oben ausführlich beschriebenen Komplikationen dokumentiert sind, werden ESB und ETS in vielen Industrieländern, besonders in den USA und in Zentraleuropa, tagtäglich als Routineeingriff vorgenommen, da andererseits ein Heilerfolg nahezu garantiert ist.

Uneinigkeit besteht in wissenschaftlichen Kreise vorallem darüber, welche der beiden Aspekte – pro und contra ETS/ESB – besser durch akkurate Studien belegt sind. Beispielsweise werden bis heute 4 europäische Studien [29] aus 3 verschiedenen Ländern (Finnland, Niederlande, Schweden) zitiert, um die möglichen Erfolge einer ETS/ESB zu belegen. Aus wissenschaftlicher Sicht gelten diese Studien jedoch aufgrund von methodischen Mängeln bei der Erhebung sowie einer tendenziellen Befangenheit der Studienleiter als mangelhaft. Der australische Rat für National Health and Medical Research hat die o.g. Studien gemäß seiner Forschungskriterien (NHMRC levels of evidence and grades for recommendations for developers of guidelines) nur als Grad IV bewertet. Gemäß dieser Bewertung ist es nicht möglich, aus den genannten Studien [29] aussagekräftige Schlüsse zu ziehen.

Davon abgesehen bemängeln Kritiker, die Patienten seien im Vorfeld der Operation nicht ausreichend über die Risiken bzw. die Wahrscheinlichkeit möglicher Spätfolgen informiert worden. Ebenso kritisch wird das Informationsangebot im Internet betrachtet. Viele ETS/ESB-praktizierenden Chirurgen bieten auf Ihren Homepages Informationen zu der Operationstechnik an, die jedoch – verständlicherweise – den zu erwartenden Heilerfolg hervorheben, ohne auf Risiken näher einzugehen. Da sich heutzutage viele Hyperhidrosebetroffene vorab im Internet informieren, ist diese etwas einseitige Darstellung von ESB und ETS sehr kritisch zu sehen.

 

ETS/ESB in der internationalen Medizin

  • in Schweden verboten: ausgerechnet im "Geburtsland" der transthorakalen Sympathektomie (vermutlich 1889 erste Sympathikus-Durchtrennung im offenen Brustkorb durch Dr. Alexander) und der ETS (ca. 1988 erste endoskopische transthorakale Sympathektomie durch Christer Drott, MD, PhD, Gunnar Göthberg, MD, PhD und Göran Claes, MD, PhD in Borås) wurde das ETS/ESB-Operationsverfahren im Jahre 2003 verboten, nachdem sich über 300 schwedische ETS/ESB-Patienten mit post-operativen Störungen zur Selbsthilfeorganisation FFSO (schwed. Föreningen för Sympaticusopererade) zusammengeschlossen hatten. Ihre Eingaben bei der schwedischen Regierung führten letztlich zu einem landesweiten Verbot der ETS-/ESB-Chrirugie.
  • in Pakistan verboten: Auch in Pakistan sind ETS/EBS-Oparationen verboten [leider sind uns, vermutlich aufgrund der sprachlichen Barrieren, keine Details oder Gründe bekannt. Anm. d. Red.]
  • keine ETS unter 20 Jahren: In Taiwan, wo jährlich ca. 1000 ETS/ESB-Operationen durchgeführt werden, ist es aufgrund der Risiken untersagt diese an Patienten unter 20 Jahren vorzunehmen. Andererseits ist Taiwans Experte für ESB-Eingriffe, Dr. Chien-Chi Lin eine internationale Anlaufstelle für Hyperhidrotiker.
  • Bedenken in Finnland: In einem 2006 von dem finnischen FinOHTA (Finnish Office for Health Technology Assessment) veröffentlichten Review weist die Behörde ausdrücklich auf die "indizierten" (engl. indicated) Spätfolgen dieser Operationsform hin. [30]
  • unregulierte Chirurgie: in den meisten übrigen Ländern sind ETS und ESB bislang weitgehend oder gar nicht reguliert.

 

 

[1] Swedish National Board of Health and Welfare "Surgical treatment for hand perspiration and other conditions" (translation), Socialstyrelsens Meddelandeblad 16, 2000
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[3] Choi BC, Lee YC, Sim SB (2003). "Treatment of palmar hyperhidrosis by endoscopic clipping of the upper part of the T4 sympathetic ganglion. Preliminary results". Clin Auton Res. 13 (Suppl 1): I48–51. doi:10.1007/s10286-003-1112-4. PMID 14673674
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[6] "KoreaMed - Basic Search"Retrieved 2007-12-02
[7] Abraham P, Berthelot J, Victor J, Saumet JL, Picquet J, Enon B (December 2002). "Holter changes resulting from right-sided and bilateral infrastellate upper thoracic sympathectomy" Ann Thorac Surg. 74 (6): 2076–81. doi:10.1016/S0003-4975(02)04080-8. PMID 12643398
[8] Abraham P 2002: Fig 1. Histogram (mean ± SEM) of the heart rate before , after right-side, and after bilateral infrastellate sympathectomy
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[30] FinOHTA: "Reports - Publications - Finohta". Retrieved 2007-12-02.

 

Schweißdrüsenentfernung ist ein Sammelbegriff für operative Methoden zur Behandlung des krankhaften axillären Schwitzens (Achselschweiß, med. Hyperhidrosis axillaris). Wie der Name schon sagt,  handelt es sich jeweils um die Entfernung der ekkrinen Schweißdrüsen im Achselbereich. Da sich diese schweißproduzierenden Drüsen unterhalb der obersten Hautschicht befinden, kann diese angehoben oder durchstochen werden, um die darunterliegenden Hautareale zu entfernen. In der chirurgischen Praxis werden hierzu 3 verschiedene Methoden angewandt:

 

Exzision


Hierbei wird die Oberhaut (Hornschicht inkl. der Epidermis) bogenförmig oder mit drei winkeligen Schnitten mittels Skalpell durchtrennt und abgeklappt. Die darunterliegende Hautschicht (Dermis), in der sich die Schweißdrüsen befinden, wird bis in Tiefe der darauffolgenden Haut- und Fettschicht (Hypodermis) ausgeschitten und entnommen. Der danach zurückgeklappte Hautlappen wird vernäht und versorgt. Nach einer Heilungsphase bleiben lediglich die Schnittnarben zurück. Oberhaut und Hypodermis verwachsen im Laufe der Heilung miteinander.


Kürettage


Hierfür wird die Oberhaut mit nur einem Schnitt durchtrennt und mittels chirurgischer Instrumente sorgsam von der Dermis "abgehebelt". Anschließend wird die Dermis wie bei der Exzision entnommen, jedoch erfolgt dies nicht in einem Stück, sondern Schicht für Schicht mit dem Scharfen Löffel (Prinzip der Ausschabung). Nach einer etwas verkürzten Heilungsphase bleibt lediglich die Schnittnarbe zurück. Oberhaut und Hypodermis verwachsen im Laufe der Heilung miteinander.


Saugkürettage


Bei diesem Verfahren ist nur ein punktueller Durchstich der Oberhaut erforderlich. In dieses "Schlüsselloch" wird vorsichtig eine Saugkürette eingeführt, mit der die Dermis an der vorgesehenen Stelle schonend abgesaugt wird. Nach einer vergleichsweise kurzen Heilungsphase bleibt lediglich die Narbe des Einstichs zurück. Oberhaut und Hypodermis verwachsen im Laufe der Heilung miteinander.

Die Saugkürettage hat heutzutage die übrigen o.g. Verfahren der Schweißdrüsenentfernung weitestgehend abgelöst. Deshalb sollen hier nur die Vor- und Nachteile der Saugkürettage im Detail betrachtet werden.



Vorteile

  • gute Erfolge: Bei sehr sorgfältiger Absaugung durch einen geübten Chirurgen sind die Ergebnisse in Bezug auf die Schweißreduktion sehr gut. Wenn die meisten Schweißdrüsen entfernt werden konnten, wird sich das Schwitzen praktisch auf null reduzieren. Diese Voraussetzung kann jedoch auch ein Nachteil sein (siehe unten).
  • minimal-invasiv: Für die Saugkürettage sind "lediglich" winzige Einstiche in die Haut nötig. Dies mindert das Infektionsrisiko während und nach der OP. Heilschmerzen werden vermindert. Auch die Heilungszeit post-OP verringert sich deutlich. Ferner kann während des Absaugens millimetergenau und sehr vorsichtig gearbeitet werden, was mit Skalpell oder Schere bei den anderen 2 Verfahren so nicht möglich wäre.
  • ambulante OP: Die Saugkürettage wird ambulant unter sterilen Bedingungen in der Arztpraxis durchgeführt. Dies vereinfacht und verkürzt den gesamten Ablauf und erleichtert es dem Patienten, sich für diesen Eingriff zu entschließen.

 

Nachteile

  • chirurgischer Eingriff: Trotz der endoskopischen Technik ist und bleibt die Saugkürettage ein chirurgischer Eingriff, der die typischen Risiken einer Operation mit sich bringt.
  • Misserfolge möglich: Das "Schlüssellochverfahren" vermindert während der OP die Möglichkeit einer Sichtkontrolle durch den Operateur, da unter der Haut gearbeitet wird. Dabei muss sich der Chirurg an einem auf die Haut gezeichneten "Operationsfeld"orientieren. Das richtige Abschätzen der Tiefe, in der konkret abgesaugt wird, erfordert Erfahrung und sehr präzises Arbeiten.Wird bei der Absaugung nicht gründlich genug gearbeitet, können Schweißdrüsen in der Haut verbleiben. Selbst "wenige" Schweißdrüsen können zusammen genügend Schweißsekret produzieren, um weiterhin "Schwitzflecken" oder Schweißgeruch u.ä. hervorzurufen. Der Patient verspürt nach der OP subjektiv kaum eine Besserung und bewertet den Eingriff als Misserfolg.
  • eingeschränkte regionale Anwendung: Derzeit wird die Saugkürettage nur bei Achselschwitzen eingesetzt.
  • mögliche Nebenwirkungen: Wundschmerzen, Wundinfektionen, Schwellungen in der Heilphase; in Einzelfällen kompensatorisches Schwitzen.

Unter dem Sammelbegriff der Schweißdrüsenverödung versteht man verschiedene Verfahren, mit denen die ekkrinen Schweißdrüsen der Haut deaktiviert bzw. so weit geschädigt werden, dass sie kein Schweißsekret mehr produzieren. Im Gegensatz zur Schweißdrüsenentfernung (z.B. Saugkürettage) werden die Schweißdrüsen nicht aus dem Hautgewebe entfernt.

Verschiedene Verfahren der Schweißdrüsenverödung:

Laserlipolyse: Bei der Schweißdrüsenverödung mittels Laser, der sog. Laserlipolyse, wird unter örtlicher Betäubung eine nur 1 mm dünne Lasersonde unter die Haut der Achselhöhle gebracht und unter Temperaturkontrolle die Haut von innen kurzzeit und lokal begrenzt pulsartig erhitzt. Durch die kurzzeitige Erhitzung der sich in der Haut befindlichen ekkrinen Schweißdrüsen werden deren Nervenrezeptoren deaktiviert, d.h. sie können keine "Befehle" des sympathischen Nervensystems mehr empfangen: sie sind damit faktisch verödet und produzieren in Folge keinen Schweiß mehr.

Sklerosierung mit Macrogollaurylether: Bei der chemischen Verödung (med. Sklerosierung) der Achselschweißdrüsen wird das Medikament Aetoxysklerol® (Macrogollaurylether), das u.a. auch zur Krampfaderverödung eingesetzt wird, unter die axilläre Haut gespritzt. Infolge eines chemischen Prozesses (Austrockung) wird in dem umspritzen Bereich körpereigenes Gewebe zerstört. Ziel der Behandlung ist es, möglichst viele aktive Schweißdrüsen dauerhaft zu vernichten, um die Schweißproduktion im Achselbereich einzudämmen. Die Schweißdrüsenverödung mit Macrogollaurylether ist ein seit Jahrzehnten angewandtes Verfahren, das in der Hand des Erfahrenen wenig Komplikationen aufweist. Allerdings kann dieses Verfahren nicht eine vollständigen Austrocknung alle Schweißdrüsen im behandelten Bereich erreichen, so dass der Erfolg der Behandlung begrenzt ist.

Mikrowellenverfahren: Bei diesem Verfahren wird die Haut nur von außen, also gänzlich ohne chirurgischen Eingriff, mit Mikrowellen bestrahlt. Der Effekt basiert wie bei der Laserlipolyse auf der Verödung der ekkrinen Schweißdrüsen durch Hitze. Da dieses topikale und non-invasive Verfahren sehr neu ist, haben wir die wichtigsten Informationen hierzu in dem separaten Kapitel Mikrowellenverfahren und -therapie aufgeführt.



Vorteile

  • gute Erfolge: Bei richtiger Handhabung der "Instrumente" bei Laserlipolyse und Mikrowellenverfahren, sowie entsprechend sorgfältiger Unterspritzung bei der Sklerosierungsind die Ergebnisse in Bezug auf die Schweißreduktion sehr gut. Sofern die meisten Schweißdrüsen deaktiviert werden konnten, wird sich das axilläre Schwitzen praktisch auf null reduzieren.
  • minimal-invasiv: Für die Laserlipolyse sind "lediglich" 1 bis 2 kleine Schnitte nötig. Dies mindert das Infektionsrisiko während und nach der OP. Heilschmerzen werden vermindert. Auch die Heilphase post-OP verringert sich deutlich ggü. den Verfahren der Schweißdrüsenentfernung (Exzision und Kürettage).
  • atraumatisch: Sowohl die Laserlipolyse als auch die Sklerosierung belasten das Gewebe deutlich weniger als bei den Verfahren derExzision und Kürettage. Damit werden Infektionsrisiken und Schmerzen während und nach der OP erheblich gesenkt.
  • rein topikal (nur Mikrowellenverfahren): Diese Methode wird ausschließlich auf der Hautoberfläche (topikal) angewendet. Es sind keine Schnitte oder dergleichen nötig.

 

Nachteile

  • chirurgischer Eingriff: Die Laserlipolyse und auch die Sklerosierung sind trotz ihres atraumatischen Charakters letztlich chirurgische Eingriffe, welche die typischen Risiken einer ambulanten Operation mit sich bringen.
  • mögliche Regeneration der Schweißdrüsen (Laserlipolyse u. Mikrowellen): Bei beiden Verfahren der Schweißdrüsenverödung durch Überhitzung sind Misserfolge möglich: Bei der Laserlipolyse und dem Mikrowellenverfahren werden lediglich die Nervenenden der ekkrinen Schweißdrüsen deaktiviert, nicht jedoch die Drüse im ganzen zerstört. In einigen dokumentierten Fällen haben sich die überstimulierten Nerven nach uneinheitlichen Zeitspannen regeneriert.
  • unvollständige Sklerosierung: Bei dem Verfahren der Austrockung durch injizierten Macrogollaurylether kann es passieren, dass im Behandlungsfeld nicht alle Schweißdrüsen vollständig austrocknen. Sie bleiben weiterhin vollständig oder zum Teil aktiv. Es tritt weiterhin Schweiß auf.
  • eingeschränkte regionale Anwendung: Derzeit werden die genannten Verfahren nur bei Achselschwitzen eingesetzt.
  • Nebenwirkungen: Allergische Reaktion (nur bei Injektion von Macrogollaurylether); Schwellungen in der Heilphase; lokale Verbrennung der Haut möglich (nur Laserlipolyse); in Einzelfällen kompensatorisches Schwitzen.

Medikamente gegen Schwitzen

Posted by Sascha Ballweg

Antihidrotika: Medikamente gegen Schwitzen

Eine primäre Hyperhidrosis lässt sich nicht durch Medikamente heilen. Es gibt keine medikamentöse (med. orale systemische) Therapie, mit der sich das krankhafte Schwitzen heilen lässt, es sei denn, dieses hat eine primäre Ursache, beispielsweise durch eine Erkrankung der Schilddrüse oder ähnliches (sekundäre Hyperhidrosis). Die medikamentöse Therapie stellt deshalb lediglich eine Symptombekämpfung da, welche die Krankheit selbst nicht "abschalten" kann.

Orale systemische Therapie mit Medikamenten

Antichloinergika: Methantheliniumbromid und Bornaprinhydrochlorid
Gegen das Schwitzen als Symptom gibt es verschiedene Präparate, mit denen sich das übermäßige Schwitzen reduzieren bzw. verhindert lässt. In schweren Fällen von generalisierter Hyperhidrose (und Bromhidrosis) verschreiben Dermatologen in der Regel Anticholinergika wie Methantheliniumbromid (Vagantin®) oder Bornaprinhydrochlorid (Sormodren®). Beide Medikamente wurden ursprünglich als krampflösende Mittel (z.B. bei Morbus Parkinson) entwickelt. Ihre Wirkstoffe hemmen die Wirkung von Acetylcholin, einem Botenstoff der Nervenbahnen, der die ekkrinen und apokrinen Schweißdrüsen zur Produktion und Sekretion von Schweiß anregt. Anticholinergika reduzieren allerdings nicht nur die Schweißdrüsenfunktion, sondern unterdrücken auch Nervenreize, die andere Drüsen des Körpers (z.B. Speicheldrüsen, Tränendrüsen, Talgdrüsen etc.) stimulieren. Deshalb berichten Patienten oft von starker Mund-, Augen- und Hauttrockenheit. Auch Verstopfungen und Harnverhaltungen sind bekannte Nebenwirkungen. Obgleich Anticholinergika wegen dieser und anderer Nebenwirkungen (siehe Atropin ff.) kontrovers diskutiert werden, ist ihre Wirksamkeit doch unumstritten und wissenschaftlich belegt.

Atropin und Oxybutyin gegen Schweißbildung
Auch Atropin oder Oxybutynin (Ditropan®) hemmen die cholinerge Signalübertragung zur Schweißdrüse und damit die Schweissproduktion. Auch hier sind wie bei den oben genannten Präparaten Nebenwirkungen wie Sehstörungen, Mundtrockenheit, Verstopfung und Harnverhaltung möglich. Anwendungseinschränkungen und Arzneimittel-Wechselwirkungen müssen beachtet werden. Atropin wie auch Oxybutynin können auch lokal angewandt werden, etwa bei einer Kombinationstherapie mit der Iontophorese.

Psychopharmaka
Da das Schwitzen durch das vegetative Nervensystem gesteuert wird, können psychische Störungen bedeutenden Einfluss auf die Schweißproduktion haben. Nach eingehender ärztlicher Beurteilungen durch einen Psychiater kann in Einzelfällen das übermäßige Schwitzen durch Einnahme von Psychopharmaka gemindert werden. Diese Präparate sollen Stress, nervöse Zustände und Ängste auflösen. Jedoch sollte immer abgewogen werden, ob die Gefahr einer Toleranzbildung (Suchtproblematik) sowie andere Nebenwirkungen nicht die Vorteile des "nicht-Schwitzens" aufheben. Rezeptfreie Beruhigungsmittel (z.B. Baldrian) sind meistens zu schwach dosiert und ihre Wirkung zu diffus als dass sie bei Schwitzen empfohlen werden könnten.

Beta-Blocker und andere Medikamente zur Blutdrucksenkung
In einzelnen Patientenfällen konnte eine schweißmindernde Wirkung von Betablockern und anderen blutdrucksenkenden Medikamenten – wie Kalziumanalblocker oder Sympatholika (z.B. Clonidin®) – beobachtet werden. Allerdings wurden diese Mittel den Patienten primär gegen Hypertonie (Bluthochdruck) verschrieben. Da es zur einer eventuellen Wirkung als "Schweißblocker" keine medizinischen Studien gibt, sind diese Medikamente nicht zur Therapie von starkem Schwitzen oder Hyperhidrose zugelassen. Dennoch kann ein Arzt die Präparate in Einzelfällen "zulassungsüberschreitend" verschreiben, wobei aufgrund der zahlreichen Nebenwirkungen die gesamte Verfassung des Patientens berücksichtigt werden muss – allen voran der Blutdruck. Bei Hypotonie (niedriger Blutdruck) scheiden blutdrucksenkende Mittel selbstverständlich von vornherein aus.



Vorteile

  • hohe Wirksamkeit: Studien haben belegt, dass Anticholinergika die Schweißproduktion deutlich hemmen.
  • Kostenübernahme durch Krankenkasse: Anticholinergika werden vom Arzt verschrieben. Die Kosten übernehmen i.d.R. die gesetzlichen Krankenkassen (abzgl. Zuzahlung).
  • einfache Handhabung: im Vergleich zu alternativen Therapiemöglichkeiten gestaltet sich die Einnahme von Tabletten extrem einfach. Arztbesuche, Nachsorge, Strombäder zu Hause u.v.a.m. sind dagegen zeitintensiv und aufwendig. Allerdings muss die Dosis der eingenommenen Präparate langsam gesteigert werden ("Einschleichung"), so dass die angestrebte Wirkung erst nach einer individuellen "Anlaufzeit" erreicht werden kann. Zum Absetzen der Medikamente wird ebenfalls ein "Ausschleichen" empfohlen (langsame Reduzierung der Dosierung).

 

Nachteile

  • Nebenwirkungen: Sehstörungen, starke Mund-, Augen- und Hauttrockenheit, Verstopfung, Harnverhaltung
  • Unverträglichkeit: Anticholinergika dürfen nicht in Verbindung mit bestimmten Medikamenten eingenommen werden. Auch bei bestimmten Erkrankungen, wie z.B. Engwinkelglaukom („Grüner Star“), Erkrankungen des Verdauungstraktes wie Einengungen, Verschlüsse oder Megacolon, akutes Lungenödem (“Wasser in der Lunge“) kommen sie nicht in Frage.
  • Altersbeschränkung: Für Jugendliche (und Kinder) sind Anticholinergika ungeeignet.
  • Nutzen/Risiko-Faktor: bei einigen Erkrankungen muss der Arzt sorgfältig abwägen, ob Nutzen oder Risiko größer sind, z.B. bei gutartiger Prostatavergrößerung, bei Erkrankungen mit der Gefahr von Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern, Kammerflattern) sowie während der Schwangerschaft und Stillzeit.
  • eingeschränkte Fähigkeit zu schwitzen: Antihidrotika reduzieren das Schwitzen am gesamten Körper. Deshalb besteht bei extrem heißen Temperaturen und bei starker körperlicher Belastung grundsätzlich die Gefahr der Überhitzung.

 

Die Mikrowellentherapie eignet sich ausschließlich für die Behandlung von axillärem Schwitzen, verspricht jedoch, sich in naher Zukunft als non-invasives Verfahren durchsetzen, und die herkömmlichen chirurgischen Verfahren wie Schweißdrüsenabsaugung, -ausschabung und -verödung abzulösen. Bei dem Mikrowellenverfahren handelt es sich um eine ambulante Behandlungsmöglichkeit, die jeder Dermatologe in seiner Praxis bei nur örtlicher Betäubung des Achselbereichs vornehmen kann.

Die Mikrowellentherapie gegen Achselschwitzen

Das in den USA neu entwickelte Verfahren verödet die Schweißdrüsen der Achseln mittels konzentriert gebündelter, hoch-intensiver Mikrowellen. Ähnlich wie bei der Laserbehandlung der Achseln, werden die Schweißdrüsen durch die kurzzeitig entstehende, extreme Hitze deaktiviert. Der wesentliche Unterschied ist jedoch, dass keine Schnitte oder Einstiche nötig sind, ferner werden die behandelten Hautschichten nicht verbrannt, sondern nur blitzschnell stark erhitzt. Dies ist wesentlich verträglicher und birgt deutlich weniger Risiken als ein chirurgischer Eingriff.

Hinweis: Im Moment ist das Verfahren nur in den USA verfügbar. Die amerikanische FDA hat die Behandlungsform im Juni 2011 für Hautärzte freigegeben. Die Mikrowellentherapie wird bereits seit Jahren erfolgreich im internistischen Bereich eingesetzt. Das Mikrowellengerät wurde von der kalifornischen Firma miralabs® entwickelt und wird unter dem Namen miraDry® von dieser vertrieben.

Vorgehensweise
Das trag- oder rollbare Mikrowellen-Gerät verfügt über ein duschkopfartiges Handstück, mit dem der Dermatologe die Hautregion der Achseln zielgenau behandeln kann. Nach lokaler Betäubung der Haut, wird an gleicher Stelle eine anatomisch exakte Zielmarkierung aufgeklebt, die dem Arzt die richtige Platzierung des Handstückes ermöglicht. Nachdem die Hautstärke und Beschaffenheit des Patienten bestimmt und am Gerät die individuelle Mikrowellenstärke für den Patienten vorgenommen wurde, wird die glatte Keramikfläche des Handstücks auf die Markierung aufgesetzt. Die Keramik dient der Kühlung der obersten Hautschicht, damit es nicht zu Verbrennungen kommt. Völlig schmerzfrei folgt die eigentliche Behandlung: lautlos wirken die Mikrowellen, ohne dass der Patient etwas davon spürt. Die Behandlungsdauer kann variieren, es sind allerdings im Durchschnitt nur 5 Minuten nötig. In den Tagen nach der Anwendung kann es zu Taubheitsgefühl, lokalen Schwellungen und Hautreizungen kommen. Es bleiben keine Narben und keine sichtbare Zeichen der Behandlung zurück. Die Zielmarkierung ist selbstverständlich abwaschbar.

Hinweis: Pro Termin wird jeweils nur eine Achselhöhle behandelt. Um einen langfristigen Effekt zu erzielen, und sicherzugehen, dass wirklich alle Schweißdrüsen deaktiviert sind, wird jede Behandlung pro Körperseite zweimal durchgeführt, d.h. innerhalb von ca. 3 Monaten sind insgesamt 4 Sitzungen nötig.



Vorteile

  • gute Erfolge: Bei richtigem Einsatz des Mikrowellenverfahrens sind die Ergebnisse in Bezug auf die Schweißreduktion sehr gut. Sofern die meisten Schweißdrüsen deaktiviert werden konnten, wird sich das axilläre Schwitzen praktisch auf null reduzieren. Der erfolgreiche Einsatz des Verfahrens gegen Achselschweiß ist wissenschaftlich belegt (siehe unten).
  • rein topikal: Das Mikrowellenverfahren wird ausschließlich oberflächlich (topikal) angewendet. Es sind keine Schnitte oder dergleichen nötig. Dies ist ein klarer Vorteil ggü. sämtlichen chirurgischen Verfahren der Schweißdrüsenverödung oder - entfernung.

 

Nachteile

  • mögliche Regeneration der Schweißdrüsen (Laserlipolyse u. Mikrowellen): Bei beiden Verfahren der Schweißdrüsenverödung durch Überhitzung sind Misserfolge möglich: Bei der Laserlipolyse und dem Mikrowellenverfahren werden lediglich die Nervenenden der ekkrinen Schweißdrüsen deaktiviert, nicht jedoch die Drüse im ganzen zerstört. In einigen dokumentierten Fällen haben sich die überstimulierten Nerven nach uneinheitlichen Zeitspannen regeneriert.
  • eingeschränkte regionale Anwendung: Derzeit werden die genannten Verfahren nur bei Achselschwitzen eingesetzt.
  • Nebenwirkungen: Schwellungen in der Heilphase; in Einzelfällen kompensatorisches Schwitzen.



Wissenschaftliche Studie

Eine Studie an der University of British Columbia [1] hat belegt, dass das Verfahren die Symptome einer Hyperhidrosis axillaris deutlich vermindert bzw. ganz beseitigt. Während der Studie wurde das Gerät bei 31 Personen mit axillarer Hyperhidrose eingesetzt. Alle Testanten [2] hatten einen HDSS-Wert [3] von 3 oder 4 und ein gravimetrischen Schweißwert von 50 mg pro Achsel in 5 Minuten. Keine der getesteten Personen hatte in den vergangenen 12 Monaten Botulinum-Toxin-Injektionen oder chirurgische Behandlungen erhalten. Die Behandlung erfolgte in 2 bis 4 Sitzungen innerhalb von 6 Monaten. Nach Abschluss dieser Phase wurden HDSS-Wert und gravimetrischer Schweißwert über einen Zeitraum von 12 Monaten alle 3 Monate bestimmt.

Studienergebnis: Durch die Anwendung der Mikrowellentherapie konnte eine durchschnittliche Reduktion der Schweißmenge i.H.v. 90 % erreicht werden. 86 % der Testanten zeigten eine Verbesserung von mindestens 50 %. Bei 100 % senkte sich der HDSS-Wert von 3 - 4 auf 1 - 2.

Weitere Studien als Download (PDF-Dateien):

Blindstudie zur Mikrowellentherapie 2011 _ Dermatologische Klinik am Universitätsklinikum St. Louis (USA), Leitung: Suzanne Kilmer, MD [4]

Blindstudie zur Mikrowellentherapie 2010 _ Dermatologische Klinik am Universitätsklinikum St. Louis (USA), Leitung: Prof. Dee Anna Glaser, MD, Präsidentin und Gründungsmitglied der International Hyperhidrosis Society. [5]

Erster klinischer Einsatz der Mikrowellentherapie _ SkinCare Physicians, Leitung: Michael S. Kaminer, MD, Professor für Dermatologie, u.a. Medicine Schools of Yale, Harvard, Dartmouth, USA. [6]

 

[1] Lupin M et al, University of British Columbia, Victoria, Canada; University of British Columbia, Vancouver, Canada;
"A multi-center evaluation of the miraDry® system to treat subjects with axillary hyperhidrosis";
31. ASLMS Annual Conference, 04.2011
[2] Die Testantengruppe sah wie folgt aus: 31 Testanten, davon 74 % Frauen.
Altersspanne gesamt: 18 und 65 Jahren; Altersdurchschnitt: 33 Jahre; durchschnittlicher BMI: 24,8
[3] HDSS = Hyperhidrosis Disease Severity Scale; dt. Schweregrad der Hyperhidrose-Symptome
[4] Suzanne Kilmer, MD, William Coleman III, MD, Larry Fan, MD, Dee Anna Glaser, MD, Michael Kaminer, MD, Robert Nossa, MD, Stacy Smith, MD; "A Randomized, Blinded Clinical Study of a Microwave Device for Treatment of Axillary Hyperhidrosis"; 31. ASLMS Annual Conference, 04/1-3.2011
[5] Dee Anna Glaser, MD; William P. Coleman, III, MD; Larry K. Fan, MD; Michael S. Kaminer, MD; Suzanne L. Kilmer, MD; Robert Nossa, MD; Stacy R. Smith, MD;"A Randomized, Blinded Clinical Evaluation of a Novel Microwave Device for Treatment of Axillary Hyperhidrosis"; 30. ASLMS Annual Conference, 04.2010
[6] Michael S. Kaminer, MD; William P. Coleman III, MD; Larry K. Fan, MD; Suzanne L. Kilmer, MD; Steve W. Kim; Robert N. Nossa, MD; Kathryn F. O’Shaughnessy, PhD; Perry H. Solomon, MD; "First Clinical Use of a Novel Microwave Device for Treatment of Axillary Hyperhidrosis"; 30. ASLMS Annual Conference, 04.2010

 

Botulinumtoxin gegen Schwitzen

Posted by Sascha Ballweg

Der Einsatz von Botulinum Toxin A gegen Falten ist in der plastischen Chirurgie im Rahmen einer sogenannten "Faltenunterspritzung" sehr bekannt. Doch auch gegen übermäßiges Schwitzen (Hyperhydrosis) wird das aus dem Bakterium Clostridium botulinum gewonnene Gift inzwischen erfolgreich eingesetzt. Für die Hyperhidrosetherapie werden die betroffenen Hautpartien großflächig nach dem "Gießkannenprinzip" mit Botulinumtoxin subkutan injiziert (unterspritzt).

Anwendungsgebiete:

  • Schweißhände (Hyperhidrosis palmaris)
  • Schweißfüße (Hyperhidrosis plantaris)
  • Achselschweiß (Hyperhidrosis axillaris)

Anwendung

An den oben genannten Körperstellen wird das Nervengift in stark verdünnter Form großflächig, mit durchschnittlich 40 - 50 Einstichen pro Handinnenfläche, Fußsohle bzw. Achselhöhle injiziert. Da dies an Händen und Füßen sehr schmerzhaft ist, werden vorher Hand- und Fußblock lokal betäubt. Diese Lokalanästhesie kann jedoch an sich schon sehr schmerzhaft sein. Menschen mit einer generellen Abneigung gegen, oder Angst vor Spritzen können sich in den meisten Fällen nicht für eine Botulinumtoxin-Behandlung entscheiden.

Die Botulinumtoxin-Therapie wird ambulant, in der Arztpraxis unter sterilen Bedingungen durchgeführt. Nach einer kurzen Kontrollzeit, mit der ein möglicher allergischer Schock abgewartet werden soll, darf der Patient die Praxis verlassen, aufgrund der Lokalanästhesie möglichst in Begleitung. Am Tag nach der Behandlung kann es zu Schmerzen, Rötungen und Schwellungen kommen, die jedoch rasch abklingen. In den ersten Tagen müssen körperliche Anstrengungen jeglicher Art vermieden werden.

Wirkung und Wirkweise

Die schweißproduzierenden ekkrinen Drüsen in der Haut verfügen über Nervenrezeptoren, welche vom Gehirn den "Befehl zu Schwitzen" empfangen. Dieser Befehl wird mittels eines sogenannten Neurotransmitters (Anticholin) übertragen. Das injizierte Botulinumtoxin A blockiert diese Signalübertragung, indem es die Freisetzung der Transmittersubstanz blockiert. Der erfolgreiche Einsatz der Botulinumtoxin-Therapie gegen Schwitzen ist durch wissenschaftliche Studien belegt, allerdings ist die beschriebene Blockade nicht von Dauer und hält durchschnittlich nur 6 Monate vor. Nach Regenerierung der Rezeptoren kommt es erneut zur Schweißproduktion, wodurch eine Wiederholung der Behandlung erforderlich wird.

Bei 5 bis 10% der Bevölkerung bleibt die Wirkung von Botulinumtoxin allerdings aus. Grund hierfür ist das Vorhandensein von Antikörpern gegen das Nervengift.

Kritische Stimmen

Die Verwendung von Botulinumtoxin am bzw. im Körper des Menschens sorgt bis heute für kontroverse Diskussionen unter Medizinern, Wissenschaftlern, Verbraucherschützern und Patienten. Kritiker verurteilen die grundsätzliche Idee, dem Menschen ein Nervengift zu spritzen und sehen hierin einen Verstoß gegen die Ethik der Medizin. Andere warnen vor den bislang unerforschten Langzeitfolgen und betonen, die erreichbaren Vorteile stünden in keinem Verhältnis zu Risiken und Nebenwirkungen. Nicht-Mediziner stören sich eher an den hohen Preisen, zu denen die Ärzte ihre Botulinumtoxin-Behandlung als Privatleistung abrechnen können, dadurch würde so mancher Mediziner dazu verleitet, die lukrativen Injektionen "vorschnell", anstelle alternativer Langzeittherapien, zu verschreiben. Hierbei spiele auch der nur "kurzfristig" andauernde Erfolg eine Rolle: da die Wirkung oft schon nach einem halben Jahr nachlässt und "nachgespritzt" werden muss, würde der Patient praktisch für ein Leben lang "abhängig" gemacht. Ein weiterer Kritikpunkt sind die für die Zulassung jeder einzelnen Produktionscharge erforderlichen Tierversuche (siehe unten).



Vorteile

  • hohe Wirksamkeit: Studien haben nachgewiesen, dass Injektionen mit Botulinumtoxin bei ca. 55 % der Testpersonen das Schwitzen vermindert bzw. verhindert hat. Bei ca. 81 % der Testpersonen konnten das Schwitzen um mehr als 50 % verringert werden.
  • minimal-invasiv: Für die Injektionen sind "lediglich" winzige Einstiche in die Haut nötig. Dies hat ggü. den alternativen chirurgischen Verfahren (gg. Schwitzen) einen relativen Vorteil, wenngleich das injizierte Botulinumtoxin für sich genommen eigene Risiken birgt (siehe unten).

 

Nachteile

  • kostenintensiv: Obgleich die Kosten für Injektionen mit Botulinumtoxin stark variieren, kann man als Richtwert ca. 200 bis 400 Euro pro Hand, und bis zu 600 Euro pro Achsel genannt werden. Dabei ist zu beachten, dass die Behandlung aufgrund der zeitlich begrenzten Wirkung 2x im Jahr wiederholt werden muss.
  • Krankenkasse zahlt nicht: Nur sehr selten und in speziellen Einzelfällen wird die Botulinumtoxin-Behandlung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. In der Regel werden die Injektionen als reine Privatleistung angesehen. Bitte besprechen Sie Ihre geplante Behandlungen vorher mit Ihrer gesetzlichen Krankenkasse!
  • zeitlich begrenzte Wirkung: Die Wirkdauer von Botulinumtoxin bei Schwitzen wird in der Regel mit 3 bis 6 Monaten angegeben. Danach muss die Behandlung wiederholt werden, d.h. diese muss 2x pro Jahr - alle 6 Monate - durchgeführt werden.
  • erst ab 18 Jahren: Hersteller wie Allergan, Inc. USA (Botox®) empfehlen, Personen unter 18 Jahren nicht mit Botulinumtoxin zu behandeln. Grund hierfür ist der Mangel an Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit.
  • eingeschränkte regionale Anwendung: Derzeit wird Botulinumtoxin nur gegen Achsel-, Gesichts-, Hand- und Fußschwitzen eingesetzt.
  • Nebenwirkungen: Gelegentlich kompensatorisches Schwitzen, Schwächung der Handmuskeln. Temporär: seitliche Schmerzen am Korpus, Kopf-, Rücken- oder Nackenschmerzen, Unwohlsein, Verlust des Tastsinns (besonders in den Daumen, siehe unten, oder am kleinen Finger)
  • Risiken: Toxin-Allergie und -Schock, allgemeine Unverträglichkeit, insbesonders mit anderen Medikamenten, Infektionen durch die Injektion.
  • psychisch belastender Eingriff: Der durch Lokalanästhesie an sich schmerzfreie Eingriff bedeutet für viele Menschen Stress pur: die bloße Vorstellung, sich mit einer Nadel 20 bis 30 mal in die Fußsohle stechen zu lassen, ist für die meisten schier unerträglich.
  • mögliche Unwirksamkeit: Bei 5 bis 10% der Bevölkerung bleibt Botulinumtoxin wirkungslos, da sie über entsprechende Antikörper im Blutkreislauf verfügen.
  • Tierversuche: Jährlich müssen rund 600.000 Mäuse für die vorgeschriebene Zulassung der einzelnen Herstellungschargen sterben (siehe unten).

 



Temporärer Verlust des Tastsinns (Daumen)

Eine eher seltene Begleiterscheinung palmarer Injektionen mit Botulinumtoxin ist der vorübergehende Verlust des Tastsinns in den Daumen. Aktuell kursiert in den USA die Geschichte eines von Handschwitzen geplagten, 17-jährigen Mädchens, das sich zu einer Botulinumtoxin-Behandlung durchgerungen hatte und anschließend feststellte, dass sie nicht mehr in der Lage war, Textmessages (SMS) mit ihrem Handy zu verfassen. Als "typische" Jugendliche von heute empfand sie dies als sehr störend. Keine SMS schreiben zu können war für sie belastender als das ursprüngliche Schwitzen, welches sich mit der Behandlung übrigens deutlich gebessert hatte. Die Wirkung der Injektion hielt fünf Monate an, die Blockade der Tastnerven verschwand dagegen schon nach 6 Wochen. [1]

LD50: Tierversuche für Botulinumtoxin

Botulinumtoxin ist ein bakteriell produziertes Gift (Ektotoxin), dessen Genehmigung als Medikament ganz bestimmten EU-Richtlinien unterliegt. Da es sich bei der Gewinnung mittels toxischer Bakterienstämme nicht um eine genormte, exakt wiederhol- und kontrollierbare Herstellung handelt, und das Endprodukt trotz Verdünnung hochgiftig ist, muss für jede Produktionscharge ein Unbedenklichkeitsnachweis erbracht werden. Dies geschieht mit Hilfe des klassischen Lethal-Dose-Tests (LD50-Test), bei dem mindestens 100 Mäusen Botulinumtoxin injiziert wird. Nach 3 bis 4 Tagen wird der LD50-Wert [2] über die Anzahl der getöteten Tiere ermittelt. Die Tiere erleiden Muskellähmungen, Sehstörungen und Atemnot, bevor sie qualvoll ersticken. Weltweit werden jedes Jahr rund 600.000 Mäuse dazu verwendet. Allein in Deutschland sterben jährlich ca. 30.000 Mäuse für Botulinumtoxin. Das für Kosmetika geltende Tierversuchsverbot der EU greift bei Botulinumtoxin-Produkten nicht, da sie auch als Medikamente zugelassen sind und außerdem injiziert und nicht nur topikal verwendet werden. [3][4]

 

[1] Aleccia N. "Teen's strange dilemma: Botox broke her texting thumbs" The BodyOdd on msnbc.com, 06/20.2011
[2] Mit dem LD50-Test wird die "mittlere letale Dosis" (LD50-Wert) ermittelt, d.h. ab welcher Dosis Botulinumtoxin 50% der Tiere nach Injektion sterben. Dieser Test ist für das Genehmigungsverfahren von Botulinumtoxin durch die EU gestattet.
[3] Bitz S. "The Botulinum Neurotoxin LD50 Test. Problems and Solutions" Altex 27, 2/2010, 114–116
[4] Schweizer Fernsehen; Kassensturz: "Botox-Mäuse: Qualvoller Tod für weniger Falten" 11/20.2007
[5] Begleitartikel "Gequälte Schönheit", SWR Fernsehen, www.swr.de

Achselpads sind Einlagen die benutzt werden um sichtbares Schwitzen unter den Achseln zu verhindern. Dabei soll der Schweiß vom Pad aufgesaugt und in einem Saugkern eingeschlossen werden, wodurch die Entstehung von Schweißflecken auf der Kleidung verhindert werden soll. Es gibt prinzipiell vier Arten der Anbringung von Pads gegen Schwitzen die im folgenden grob beschrieben und anhand des Beispiels eines Achselpads ausgewertet werden.

Vor- und Nachteile der Anbringung von Achselpads gegen Schwitzen:

  • Pads die auf die Haut aufgeklebt werden
    Vorteil: Der Schweiß wird dort aufgefangen, wo er auch entsteht.
    Nachteil: Die Achselhöhle muss (auch bei Männern) sauber rasiert sein. Das Pad muss via Kleber auf die Haut aufgebracht werden (ggf. Hautreizungen). Der Kleber kann sich durch den Schweiß und das Eigengewicht des Pads u.U. lösen und abfallen.
  • Pads die in Textilien eingeklebt werden (Achselbereich)
    Vorteil: Kein direkter Hautkontakt mit dem Kleber des Pads. Erschwertes Abfallen des schweißnassen Pads.
    Nachteil: Klebereste auf Textilien. Durch Kleber verursachte textile Verfärbungen. Erhöhte Faser-Beanspruchung empfindlicher Blusen oder Hemden. Der Kleber kann sich durch den Schweiß und das Eigengewicht des Pads u.U. lösen und abfallen. Am Klebepad vorbei fliessender Schweiß tritt rund um das Pad als "Korona" auf, was den Achselschweiß noch auffälliger zu Tage fördert.
  • Pads die über einen Träger in der Achsel gehalten werden
    Vorteil: Kein direkter Hautkontakt mit dem Kleber des Pads. Kein Rasieren notwendig. Im Bestfall erschwertes Abfallen des schweißnassen Pads.
    Nachteil: Verhältnismässig teuer. Nicht immer ist der Sitz befriedigend, der Träger rutscht.
  • Pads die in Spezialtextilien in Haltetaschen eingelegt werden
    Vorteil: Kein direkter Hautkontakt mit Kleber. Kein Rasieren notwendig. Kein Abfallen des schweißnassen Pads möglich.
    Nachteil: Verhältnismässig teuer. Nicht immer ist der Sitz oder die Anmutung der Spezialtextilie befriedigend. Am Einlegepad vorbei fliessender Schweiß tritt rund um das Pad als "Korona" auf, was den Achselschweiß noch auffälliger zu Tage fördert.

 

Generelle Nachteile von (Achsel)Pads:

  • Pads sind nicht für jede Körperregion geeignet: Pads gegen Schwitzen eignen sich nur für bestimmte Körperregionen wie die Achseln oder den Rücken. Ein Schwitzen im Gesicht, Schweißhände oder Schweißfüße lassen sich mit Pads nicht eindämmen, da die Pads immer offensichtlich zur Schau gestellt würden.
  • Schweiß im Saugkern kann stinken: Alle Schweißpads arbeiten so, dass der Schweiß aufgesaugt und in einem Saugkern (ähnlich einer Damenbinde oder Windel) eingeschlossen wird. Im Kern des Pads können (in Abhängigkeit von Konzeption und Qualität des Pads) in Folge unangenehme Gerüche entstehen, was ein häufiges Wechseln der Pads nötig machen kann.
  • Achselpads können abfallen: Bis auf die Pads, welche in teure Spezialtextilien eingelegt werden müssen, können sich prinzipiell alle Schweißpads lösen und aus der Kleidung fallen, wenn das Pad durch die aufgesaugte Nässe zu schwer wird oder es sich auf Grund von Bewegungen vom Körper löst (z.B. verursacht durch bestimmte Arbeitsprozesse oder auch Sport). Das mit einem herabfallenden Schweißpad verbundene Schamgefühl wird von den meisten Betroffenen, die bereits einmal ein herabfallendes, pitschnasses Schweißpad miterleben mussten, als deutlich unangenehmer empfunden, als das Problem, das das Schweißpad eigentlich verstecken sollte.
  • Achselpads sind sichtbar: Die meisten Achselpads liegen nicht in Hautfarben vor, sondern nur in der Standardfarbe weiß. Bei Klebepads, die auf die Haut oder die Textilie aufgeklebt oder über einen Träger gehalten werden, können Außenstehende das Pad z.T. deutlich erkennen, sobald der Anwender ein kurzärmeliges Hemd oder T-Shirt trägt und den Arm über 45° anhebt (z.B. während bestimmter Arbeitsprozesse, beim Tanzen oder im Fitness-Studio). Und selbst wenn ein Achselpad eins zu eins der Textilfarbe entspricht, klagen viele Anwender noch immer darüber, dass die Umrisse der Pads nach außen hin sichtbar sind.

Gerade in der Hitze der Sommermonate stellt man oft fest, dass das Hemd von Schweiß durchtränkt wird und die Textilien sich dunkel verfärben. Doch nicht nur unter den Achseln ist übermäßiges Schwitzen auch für Außenstehende zu erkennen. Der bekannteste Lösungsansatz weltweit ist dabei der Griff zu einem schweißhemmenden…

Antiperspirant1 – ein Mittel für schnelle Hilfe gegen Schweißflecken

Ein Antitranspirant (auch engl. Antiperspirant) ist ein rezeptfreies, topikales Mittel gegen Schwitzen. Die nachweißlich schweißhemmende Wirkung wird durch den Wirkstoff Aluminiumchlorid (AlCl) als Hauptbestandteil neben Alkohol oder Wasser und Bindemittel erzielt, oder alternativ durch Kaliumaluminiumsulfat (bekannt als Allaun, z.B. "Deokristall"). Grundsätzlich ist festzustellen dass die Wirksamkeit, gerade bei starkem Schwitzen oder Hyperhidrose, mit der Höhe des AlCl-Anteils ansteigt. Mischungen mit weniger als 5% AlCl gelten unter Belastung (Sport, Arbeit, Hitze) als unwirksam. Sie haben allenfalls einen kosmetischen Effekt der kaum messbar ist – dennoch werden "einfache" Deodorants in der Werbung oft irreführend als "Antitranspirante" bezeichnet.

Unter Antiperspiranten versteht man Präparate, die die Schweiß- und in Folge auch die Geruchsbildung verringern sollen und können. Es gibt sie als Stick, Roller sowie als Sprays und in vielen verschiedenen Duftrichtungen. Bestenfalls sind es jedoch einfache Tropfflaschen, mit denen man das Mittel mit der Fingerkuppe auftragen kann. Hierbei geht am wenigsten der wertvollen Flüssigkeit verloren. Eine Antiperspirant-Tropfflasche ist in der Anwendung ist nicht nur einfach, sondern auch äußerst effektiv. Um die Schweißbildung zu verhindern, werden die Poren der Schweißdrüsen verstopft oder verkleinert. Dies kann die Ausschüttung von Schweiß um bis zu 90 % verhindern.

Der reine Schweiß ist geruchsneutral. Erst in Verbindung mit den in der Achselhöhle sitzenden Bakterien entwickelt er seinen stechenden Eigenduft. Da Antiperspirante jedoch die Schweißdrüsen verstopfen, wird den Bakterien die Nahrung entzogen. Somit können diese keine Ausscheidungen mehr produzieren und die Geruchsbildung bleibt aus. Da jedoch nicht immer alle Schweißdrüsen in der Achsel mit einem Antiperspirant getroffen werden, ist meist kein vollständiger Geruchsschutz gegeben.

Im Antiperspirant (auch Antitranspirant oder Anti-Perspirant genannt) sind Aluminiumchloride und verschiedene Aluminiumverbindungen enthalten (Aluminiumsalze). Präparate für die empfindliche Haut sind z. B.  mit Bartflechte, Nelkenblüte und Salbei angereichert. Dies verhindert Hautreizungen sowie Brennen und Juckreiz. Die Substanz Triclosan verwenden viele Hersteller, um das Wachstum der Bakterien zu reduzieren. Möchte man den Schweißaustritt zum Kühlen nicht hemmen, sondern lediglich Bakterien bekämpfen, gibt es als Alternative herkömmliche Deodorants. Auch für Hände und Füße gibt es inzwischen spezielle Antiperspirante auf dem Markt. Diese enthalten eine sehr starke Aluminiumchlorid-Dosis um die 30 % wohingegen normale Antiperspirante für die Anwendung an weniger dicken Hautschichten in der Regel mit 8 bis 20 % des Wirkstoffs dosiert sind.

Antitranspirante gelten bei Ärzten (Dermatologen) als erste Wahl bei der Behandlung von verstärktem oder krankhaften Schwitzen. Der maßgebliche Vorteil ist das sehr gute Verhältnis von Wirkung, Verträglichkeit und Preis. Ein mit 20% dosiertes Antitranspirant kostet im Schnitt nur 15 Euro, kann jedoch eine Schweißreduktion i.H.v. 95% erreichen. Abgesehen von Hautreizungen sind keine Nebenwirkungen bekannt. Langfristige gesundheitliche Risiken sind durch die rein oberflächliche Anwendung ausgeschlossen. Behauptungen, Mittel dieser Art könnten in die Haut einziehen und in Blut- oder Lymphgefäße gelangen, sind wissenschaftlich widerlegt und gelten offiziell als Hoax (moderne Märchen). Die Wirksamkeit von Antitranspirantien ist hingegen durch medizinische Studien mehrfach belegt worden. Ein weiterer Vorteil ist die einfache und sichere Anwendung, die der eines Deos gleicht.

Weltweit zu erkennen ist, dass immer mehr Menschen, die transpirieren, morgens zu einem Deodorant greifen und im Laufe des Tages auch gern einmal "nachsprühen". Dies trifft auf jugendliche Schüler und Personen im Berufsleben ebenso zu, wie auf die sogenannten Best-Ager. Deos sind also überall anzutreffen und es gibt sie in den unterschiedlichsten Darreichungs- und Wirkungsformen.
Doch was viele nicht wissen ist, dass Deodorants in erster Linie den Schweißgeruch reduzieren, neutralisieren oder auch nur überlagern und einfach nicht gegen starkes Schwitzen ausgelegt sind. Der Begriff "Antiperspirant" taucht zwar immer wieder auch in Kombination mit Deodorants auf, seine genaue Bedeutung oder das "Versprechen" das dahinter steht, bleibt dem Konsumenten jedoch weitestgehend verborgen.

Dabei würden Menschen, die stark schwitzen und dieses sichtbare Schwitzen reduzieren wollen, mit der Anwendung eines Antiperspirants vorbeugend reagieren. Denn aluminiumhaltige Antiperspirante sind " Spezialisten unter den Deos" und im Bereich der Vermeidung der Schweißbildung sehr effektiv. Mit Hilfe des Antiperspirants werden die Ausgänge der Schweißporen im Achselbereich verengt und verstopft. Dies führt in Folge dazu, dass kaum bzw. nur noch sehr wenig Schweiß an die Hautoberfläche gelangt – sichtbare Schweißflecken können somit leicht der Vergangenheit angehören.

Allgemein ist bei der Anwendung eines Antiperspirants zu beachten, dass die Anwendung genau nach Empfehlung des Herstellers und den individuellen Bedürfnissen entsprechend auch regelmäßig stattfindet. In Tests konnte bei den meisten Personen festgestellt werden, dass bereits nach 1 – 4 Anwendungen erste positive Ergebnisse eintraten und der Schweiß deutlich reduziert werden konnte – teilweise um bis zu 90 % der ursprünglichen Schweißmenge.

Es wird empfohlen ein Antiperspirant nur vor dem Schlafengehen anzuwenden. Hierbei ist aber darauf zu achten, dass es nach dem oberflächlichen Auftragen des Antiperspirants auf die Haut nicht mehr zum Schwitzen kommt, da ansonsten die Wirkung verwässert und die Poren nicht geschlossen werden können. Dies bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, dass bei der Anwendung eines Antiperspirants auf jegliche andere Kosmetik verzichtet werden muss. Denn Antiperspirante werden ausschließlich abends angewendet und wirken somit über Nacht! Am Morgen danach (wenn das Aluminium über Nacht gut einwirken konnte) kann ganz normal die gewohnte Hygiene und Körperpflege betrieben werden. Dazu gehört auch das normale Deo, Makeup oder eine hautpflegende Creme. Die Anwendung des Antiperspirants muss nach einer Initialphase ca. alle 2 – 3 Tage wiederholt werden. Weitaus längere Anwendungsintervalle sind jedoch durchaus möglich und keine Seltenheit (berichtet wird von bis zu 14 Tagen).

Ein Antiperspirant kann auch an empfindlichen Körperpartien angewendet werden.

Antiperspirant – der wirksame Schweißhemmer?

Antiperspirante haben im Gegensatz zu handelsüblichen Deodorants eine stärker ausgeprägte schweißhemmende Wirkung. Dadurch können sie gut für die Vermeidung von lokalem Schwitzen eingesetzt werden (starkes, sichtbares Schwitzen an einzelnen Körperregionen). Da ihre Anwendung auch Schweißgeruch, der häufig mit starkem Schwitzen einhergeht, mildert, werden sie oft anstelle von Deodorants benutzt.

Beim Achselschwitzen zeigen sich große und nasse Schwitzflecken in der Kleidung, die als störend und peinlich empfunden werden. Obwohl die Konzentration der Schweißdrüsen an der Stirn oder an den Handflächen wesentlich höher ist als im Achselbereich, quält das Schwitzen unter den Achseln die Betroffenen viel mehr. Denn da die Achseln stellen (wie auch größere Hautfalten, z. B. unter dem Bauch oder unter der Brust) einen abgeschlossenen Raum dar, weshalb der Schweiß hier nicht so schnell verdunstet. In Folge hinterlässt er unangenehm sichtbare Feuchtigkeitsflecken und Rinnsale. Antiperspirante können als Fertigzusammensetzung gekauft oder vom Apotheker mit individueller Rezeptur gemischt werden und finden in allen beschriebenen Fällen Einsatz.

Wirkstoffe von Antiperspiranten

Antiperspirante1 (auch Antitranspirant oder Anti Perspirant) haben eine andere Wirkstoffzusammensetzung als handelsübliche Deodorants. Als Komponenten sind Metallsalzlösungen Standard, deren Wirksamkeit erfolgreich getestet wurde. Vor allem sind als Adstringentien (Schweißhemmer) Aluminiumsalze zu nennen, deren therapeutische Effektivität von Ärzten, Dermatologen, Apothekern sowie in vielen Studien bestätigt wird. Bewährte Adstringentien sind neben Aluminiumchlorid-Hexahydrat auch das Aluminiumchlorohydrat (ACH) und der Aluminium-Zirkonium-Tetrachloro-Glycin-Komplex (ZAG). All diese Verbindungen sind für die Herstellung schweißhemmender Produkte in Deutschland zugelassen und werden als sicher eingestuft. In dermatologischen Versuchen konnte durch die Anwendung von Antiperspiranten mit Metallsubstanzen bei 95 % der Probanden eine deutlich geringere Schweißabsonderung festgestellt werden. Antiperspirante sind deshalb dem Bereich der Funktioniellen Kosmetik zuzuordnen und gelten nicht als verschreibungspflichtige oder freie Medikamente gegen Schwitzen.

Für den Begriff Antiperspirant gibt es auch viele andere Formulierungen, so wird es auch Anti Transpirant oder auch Deo Transpirant genannt. Obwohl gerade der Begriff "Antitranspirant" in unseren Breitengraden sehr verbreitet ist, sieht es im angelsächsischen Raum (zu dem in erster Linie Großbritannien, die Vereinigten Staaten sowie Australien gehören) vollkommen anders aus. Dort ist der Begriff Antitranspirant kaum bekannt, da wir hier vom "Transpirieren" und englisch sprechende Menschen weltweit vom förmlicheren "Perspirieren" sprechen. In Deutschland hingegen kann man getrost auch den Begriff Antiperspirant verwenden und man bekommt das gesuchte Mittel gegen Schwitzen, denn beide Wortvarianten sind ausreichend ähnlich. Seit einigen Jahren sind einige Antiperspirante so konzipiert, dass die häufigste auftretende Nebenwirkung, die spürbare Reizung der Haut, immer weiter reduziert werden konnte. Sogenannte "sensitive Antitranspirante" können somit nahezu am ganzen Körper gegen Schwitzen eingesetzt werden. 


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