Achselschweiß & Achselgeruch

Posted by Sascha Ballweg

Die menschliche Achselhöhle ist ein kugelförmiger, nahezu geschlossener Hautbereich, an dem besonders schnell Körpergeruch entstehen kann. Entgegen der landläufigen Meinung, konzentriert sich dort nur eine moderate Anzahl von ekkrinen Schweißdrüsen, und dies auch nur an der tiefsten Stelle der Achselhöhle, auf einem etwa 2-Euro-Stück großen Bereich der Haut. Durch die ständige Bewegung der Arme wird der ekkrine Schweiß kontinuierlich über die Fläche der Achsel verteilt. Da die Arme meistens am Rumpf anliegen, kann der Schweiß kaum verdunsten, zusätzlich verhindert die Kleidung eine ausreichende Luftzirkulation. In Folge bleibt der Schweißfilm für längere Zeit auf der Haut, wo er von den Keimen der Hautflora zersetzt wird. Dadurch entsteht zwangläufig sogenannter Achselgeruch, der im feuchten Mileu der Achselhöhle besonders intensiv ist, da die Bakterien im ständig feucht-warmen Klima einen idealen Lebensraum vorfinden.

Auch die Achselbehaarung spielt für die Entstehung von Körpergeruch eine Rolle: An den Haarfollikeln befinden sich apokrine Schweißdrüsen, die über die Haarschafte eine fettige Talgsubstanz absondern. Durch die Achselhaare werden diese Talge während der Körperbewegungen wie von einem Pinsel in der Achselhöhle verteilt, wo sie ebenfalls von den Bakterien der Haut zersetzt werden. Das dabei entstehende Androstenon ist u.a. für den typischen, besonders stechenden Schweißgeruch verantwortlich.

((Um "normalen" Achselgeruch zu verhindern, empfiehlt es sich, folgende Grundregeln zu beachten:

Was Sie gegen Achselgeruch tun können ...

Um "normalen" Achselgeruch zu verhindern, empfiehlt es sich, die folgenden Grundregeln zu beachten:

  • sorgfältige und regelmäßige Hygiene
  • Achselbehaarung trimmen oder rasieren
  • abends echte Antitranspirante benutzen
  • morgens Deodorant oder Parfum verwenden
  • nicht zu enge und atmungsaktive Kleidung tragen

Körpergeruch: Gossip

Posted by Sascha Ballweg

Körpergeruch-Gossip – Wundersames aus aller Welt

Büchereiverbote: Keine Bücher für "Stinker"
In der Bücherei von San Luis Obispo (Kalifornien, USA) hat das Personal offiziell das Recht, Besucher mit penetrantem Körpergeruch der Bücherei zu verweisen. Dieses Recht ist bereits seit 1994 Bestandteil der Büchereiordnung. In 2005 verschärfte der San Luis Obispo County Council das Verbot durch die Library Rules of Conduct and Exclusion Process. Damit dürfen Polizeibeamte in der Bücherei "Stinkern" sogenannte Platzverweise erteilen. Das "Büchereigesetz" gilt in allen 14 Büchereien des Landkreises sowie in einem Bücherbus. [1]

1989 gewann Richard Kreimer aus Morristown, New Jersey (USA) einen relevanten Klagefall vor dem Federal District Court of New Jersey. Er hatte diese Klage anstrengt, nachdem man ihn wiederholt wegen seines Körpergeruchs der öffentlichen Biobliothek verwiesen hatte. Das Bezirksgericht folgte weitgehend seiner Argumentation, dass es in Hinblick auf die Menschrechte höchst diskriminierend sei, jemanden aufgrund seines Geruchs aus einem öffentlichen Gebäude auszuschließen. 1992 wurde das Urteil jedoch von der nächsthöheren Instanz, dem Superior Court of Appeal aufgehoben. Laut Richter des Revisionsgerichtes sei es den Besuchern und Bediensteten der Bücherei - in Hinblick auf deren Menschrechte - nicht zuzumuten, den Geruch einer einzelnen Person erdulden zu müssen. Seit diesem Urteil ist es den Bibliotheksangestellten offiziell gestattet, mutmaßliche "Stinker" vor die Tür zu setzen. [2]

In Wigston, Leicestershire (UK), wurde dem 27-jährige Arbeiter Stuart Penman ein 6-monatiges Büchereiverbot erteilt, nachdem es im Vorfeld mehrfach zu Streit zwischen den Angestellten und Penman wegen seines durchdringenden Körpergeruchs gegeben hatte. Mitglieder des Leicestershire County Council versuchten zu vermitteln, um das Verbot zu verhindern. Doch in persönlichen Gesprächen mit Penman weigerte sich dieser zu "kooperieren". Als die Beschwerden von Besuchern der Bücherei zunahmen, sah man sich gezwungen zu handeln. "Mir tut die ganze Situation leid und wir haben uns mit der Entscheidung schwer getan," so die Büchereileiterin Margaret Bellamy, "wir haben alles versucht um (ihm) zu helfen, doch es wurde nicht besser [...]. Wenn sich Besucher weigern die Bücherei zu betreten haben wir leider keine andere Option." Penman dagegen sieht sich als Opfer widriger Umstände. "Die Frauen die dort arbeiten sagten mir vor allen Leuten, dass ich stinke und dass ich verschwinden soll. Es ist erniedrigend wenn sie das machen. [...] Ich bade jeden Tag aber manchmal habe ich Schweißfüße. Ich lebe bei meiner Mutter, die stark raucht, vielleicht rieche ich nach Zigaretten." sagte er in einem Interview mit der Zeitung "This is Leicestershire". [3]

Busverbot für "Stinker"?
Beinahe wären in Honolulu, Hawaii (USA) drakonische Strafen für das "Busfahren mit Körpergeruch" möglich gewesen. Im Jahre 2009 stellte der Honolulu City Council einen geplanten Bußgeldkatalog für Ordnungswidrigkeiten vor. Zum Zwecke der Prävention von "gefährlichem oder abstößigem Verhalten" in den städtischen Bussen, sollten Bußgelder bis zu 500 $ (alternativ: sechs Monaten Haft) verhängt werden. Obwohl Fahrgäste und Busfahrer es begrüßten, dass abstoßender Körpergeruch ebenso wie Spucken, Pöbeln oder Urinieren im Bus scharf bestraft werden sollte, nahm der Council nach anhaltenden Protesten durch Bürgerrechtler von dem "B.O. Bus Ban" Abstand. [4]

Die Arme bleiben unten ...
Achterbahnfans wundern sich im Thorpe Park in Chertsey, Surrey (UK) mitunter über obskure Schilder auf denen es heißt: "Say No To B.O." (ugs. B.O. = engl. body odour, dt. Körpergeruch). Eine Zeichnung bedeutet den Besuchern, während der Achterbahnfahrt ihre Arme unten zu lassen [5]. Trotz der lustigen Schilder ist es den Betreibern des Vergnügungsparks ernst mit dem Verbot. Mike Vallis, Direktor des Parks kündigte an, dass ab Temperaturen von 29 °C Aufseher die Besucher der Achterbahn daran erinnern würden, die Arme unten zu lassen. Wer sich nicht daran hält, wird gebeten, die Bahn zu verlassen. Vallis verteidigt die harschen Vorschriften mit den zunehmenden Beschwerden der Fahrgäste. "Unsere Fahrgeschäfte sind aufregend und angsteinflößend, deshalb schwitzen viele Besucher schon in der Warteschlange. Wenn die Leute dort dicht gedrängt stehen, kann es wirklich schlimm werden, erst recht während der Fahrt, wenn die Menschen ihre Arme hochreißen."

Game over: WSOP verbannt Körpergeruch vom Pokertisch
Profispieler mit Körpergeruch haben ab sofort schlechte Karten beim Pokerspiel [6]. Laut offizieller Mitteilung der WSOP (World Series Of Poker) werden Spieler mit anstößigem Geruch des Tisches verwiesen. Die WSOP-Regel § 37 B (Stand: 2010) sagt: “Alle Teilnehmer haben voneinander zivilisiertes und höfliches Verhalten zu erwarten. Jeder Teilnehmer ist angehalten, Verstöße [...] sofort der Turnierleitung zu melden. Dies gilt auch - jedoch nicht nur - für Fälle, bei denen die persönliche Hygiene eines Teilnehmer die anderen Mitspieler am Tisch beeinträchtigt und stört."

Die "Frische Luft"-Gruppe bei Facebook
Brett Chandler
aus Manchester (UK) gründete mehr oder weniger aus Spaß unter dem Motto “Campaign To Ban Body Odour From Public Places“ (dt. "Kampgne zur Verbannung von Körpergeruch an öffentlichen Orten") die "Clean Air Group" bei facebook.com: . In seinem Facebook-Profil beschreibt Chandler seine Idee: “I’ve started this group to begin a major campaign which I will forward to the government if I get enough members. I want to give the rights to anybody to walk up to any Mr/Mrs Stinky and inform them that they smell awful. Also, I want to give bosses the authority to dismiss smelly employees. I believe that body odour in public places should be a punishable criminal offence.” Zur Zeit hat die Gruppe 2 Mitglieder.

Weltraum-Hygiene – Made in China
Wenn es nach der Chinesischen Regierung geht, haben nur die "Besten der Besten" die Chance, ins All zu reisen. [7] Laut der über 100 Regeln umfassenden Checkliste für China's Astronauten (taikonauts) müssen diese über "angenehme und verträgliche" Veranlagungen verfügen. Die strikten Richtlinien lassen keinen Zweifel aufkommen: Nur “super human beings” werden den Planeten unter chinesischer Flagge verlassen. Entsprechend rigoros sind die physischen und allgemeinen Anforderungen an die Bewerber. Solche mit Mund oder Körpergeruch brauchen sich gar nicht erst bewerben. Anwärter, in deren Familie innerhalb der letzten drei Generationen bestimmte Krankheiten vorkamen sind ebenso ohne Chance. Shi Bing Bing, Arzt am 454th Air Force Hospital in Nanjing, Ost-China, sagte zum Thema Körpergeruch: “Bad body odour will affect fellow colleagues in the narrow confines of a space shuttle.

Draconia Helvetia – Frische Luft für Zürich's Rathaus
Körpergeruch ist für Beamte im Züricher Rathaus tabu. Das Verbot ist Teil des strengen Verhaltenskodex für öffentliche Bedienstete, mit dem auch das persönliche Verhalten und Aussehen dieser reguliert werden soll. Das an alle Beamten adressiertes 4-Seiten-Dokument "Professional Presentation" listet eine schier endlose Reihe von "Vergehen" auf: So sind neben Körpergeruch auch aufdringliches Parfüms, tiefe Dekolletés, bauchnabel- oder rückenfreie Kleidung, wuchernde Bärte und Hemden mit wirren Mustern unerwünscht. Dennoch betonen die Verantwortlichen, dass es keine Kontrolle durch "Dress-Code-Prüfer" geben wird. [8]

Verräterischer Körpergeruch: 3 Jahre Haft für Vergewaltiger
Sein Körpergeruch verriet 20-jährigen Farmers Raymond Ayeh Ensior als er in Tsome-Afedo (Ghana) versuchte, eine Frau im Schlaf zu vergewaltigen. Am 26. Januar 2004 schlich er sich in das Schlafzimmer seines Opfers Vicentia Kwao, während ihr Ehemann im Wohnzimmer mit befreundeten Mitbewohnern fernsah. Er entblößte die schlafende Frau, welche jedoch im Wachwerden registrierte, dass der Körpergeruch des heimlichen Besuchers nicht der gewohnte ihres Mannes war, und rief sofort um Hilfe. Ensior wurde im Garten gestellt, wohin er sich nackt geflüchtet hatte, und anschließend der Polizei übergeben. Vor dem Ho Circuit Court wurde er wegen versuchter Vergewaltigung und Hausfriedensbruch zu drei Jahren Haft verurteilt. [9]

Missverstanden: Kündigung wegen Schweißgeruch
"Das stinkt zum Himmel [...] Die Stadt Köln hat einen Mitarbeiter entlassen, weil er zu sehr nach Schweiß roch." schrieb die Süddeutsche Zeitung [10] aufgebracht, als einem Kölner Architekten der Städtischen Denkmalbehörde angeblich wegen seines mutmaßlichen Körpergeruchs gekündigt wurde. Doch in dem von ihm angestrengten Prozess gegen die Stadt Köln folgte bald die Ernüchterung: Eine arbeitgeberseitige Kündigung während der Probezeit ist auch mit der Begründung, der Gekündigte leide unter extremen "Schweißgeruch" rechtens, da sie nicht die Menschenwürde verletzt. Sie sei weder sittenwidrig (§138 BGB), noch ein Verstoß gegen Treu und Glauben (§ 242 BGB), begründete das Arbeitsgericht Köln seine Bestätigung der Kündigung. Doch ist an diesem Fall nicht nur die arbeitsrechtliche oder juristische Komponente interessant. Vielmehr zeigt die Berichterstattung in den Medien sowie viele Leserkommentare im Internet, welche Missverständnisse es noch immer bei dem Thema Körpergeruch gibt. "Schweißgeruch: Kündigung wegen mangelnder Hygiene rechtens" titelte beispielsweise DCRS Online und setzte pauschal Schweißgeruch mit mangelnder Hygiene gleich. Zudem ist die Aussage sachlich falsch, war in dem Urteil doch einzig und allein entscheidend, dass die Kündigung während der Probezeit erfolgte. Die Frage ob der Kläger nun tatsächlich nach Schweiß gerochen hatte, geschweige denn, ob mangelnde Hygiene daran Schuld war, wurde vor Gericht überhaupt nicht erörtert.

Limburger Käse und Fußgeruch
Die niederländischen Entomologen Bart G.J. Knols und Ruurd De Jong von der Wagening Agricultural University (NL) haben in Feldstudien nachgewiesen, welche chemischen Duftstoffe die weiblichen "Malaria-Mücken" Anopheles gambiae anlocken uhnd wieso diese Insekten im Dunklen mühelos Menschen von anderen Lebewesen unterscheiden können. Die blutsaugenden Moskitos bevorzugen eindeutig Menschen als Wirte und Versuche im Windtunnel zeigten, dass sie am liebsten in die Füße und die Fußgelenke stechen. Knols et al erforschten, wieso ausgerechnet diese Körperbereiche ausgesucht werden und stellten dabei fest: die Blutsauger werden von dem typisch käsigen Geruch von Schweißfüßen geradezu magisch angezogen. Wie sich herausstellte, erzeugt das auf der Haut siedelnde Brevibacterium epidermidis den charakteristischen Käsegeruch, in dem es ekkrinen Schweiß zersetzt. Die dabei entstehenden kurzkettigen Fettsäuren und Schwefelverbindungen, werden von der menschlichen Nase als "Fußgeruch" wahrgenommen. Interessanterweise erzeugt das engverwandte Brevibacterium linens bei der Reifung des Limburger Käses einen ebenbürtigen Geruch, so dass Knols anregte, diese Käsesorte als Lockmittel in Moskitofallen zu benutzen. Dass dies durchaus funktioniert, hatten er und De Jong ebenfalls in Test bewiesen. Für ihre Entdeckung des zuständigen Bakteriums und die denkbare Verwendung bei der Malaria-Prophylaxe erhielten die Wissenschaftler im Jahre 2006 den IG Nobel-Preis für "improbable research". [11] [12] [13] [14]

Gerüche beeinflussen unsere Träume
Das Riechen ist der einzige Sinn der nicht schläft, fanden deutsche Schlafforscher heraus. Und mehr noch: die Gerüche, die wir im Schlaf wahrnehmen, beeinflussen sogar unsere Träume. Während unsere übrigen Sinne, z.B. das Hören und Sehen im Schlaf "auf stand-by gehen" und uns unmittelbar aufwecken, sobald sie etwas registrieren, bleibt der Geruchsinn hellwach, wobei er seine Wahrnehmungen munter an unser Gehirn weitergibt, ohne uns direkt zu wecken. Das wissenschaftliche Team um Professor Dr. Boris Stuck hat in Laborexperimenten herausgefunden, wie diese Sinneswahrnehmungen vom Gehirn während des Schlafens verarbeitet werden. Es lässt die Gerüche in unsere Träume einfließen. Die Forscher der Universitätsklinik Mannheim hatten im Schlaflabor 15 Probanten entweder dem Gestank fauler Eier ausgesetzt oder die Luft mit Rosenduft versetzt. Nach dem Aufwachen wurden die Probanden nach ihren Träumen befragt. Wie die Studie zeigte, berichteten die, die üblen Gerüchen ausgesetzt waren von negativen Träumen (Alpträumen). Der Rosenduft bescherte den Schlafenden hingegen angenehme Erfahrungen. Durch den Einsatz bestimmter Chemikalien, die sehr stark riechen, jedoch nicht die Nase reizen, war es möglich die Probanten jeweils mit einer sehr starken Dosis zu stimulieren, ohne sie zu wecken. Die Geruchsstoffe wurde eingesetzt, sobald die Testpersonen im Schlaf in die REM-Phase eingetreten waren. Für 10 Sekunden wurden sie dem Geruch ausgesetzt, 1 Minute später geweckt und sofort befragt. Es zeigte sich, dass Gerüche offenbar die "emotionale Färbung" von Träumen beeinflussen können. Das Team um Professor Stuck will nun prüfen, ob Menschen, die regelmäßig unter Alpträumen leiden, mit "positiven" Gerüchen gezielt geholfen werden kann. [15] Ferner stellt sich die Frage, ob starke Körpergerüche zwischenmenschliche Beziehungen über die latente Wahrnehmung im Schlaf ebenso negativ belasten können. Sexualforscher äußern die Vermutung, positive und sexuell erregende Sinneseindrücke könnten im Wachzustand überwiegen und somit darüber hinwegtäuschen, dass zwei Menschen sich eigentlich "nicht riechen können". Auf Dauer könnte sich diese Abneigung aber über negativ geprägte Träume im Unterbewusstsein verankern. Auf Dauer würde die Beziehung höchstwahrscheinlich (u.a.) daran zerbrechen – einfach weil "die Chemie nicht stimmt".

Ekel vor Körpergeruch – angeboren oder anerzogen?
An der Ruhr-Universität Bochum erforscht der Elektrophysiologe und Geruchsforscher Prof. Dr. Dr. habil. Hanns Klatt, ob die subjektive Bewertung von Gerüchen genetisch bedingt ist oder ob es an unserer Erziehung liegt, ob etwas duftet oder stinkt. „Die Beurteilung der meisten Düfte ist anerzogen. Nur bei Leichengeruch gibt es eine Ausnahme. Viele Daten weisen darauf hin, dass der Geruch von Verwesung genetisch bedingt ist“ sagt Hatt. In Untersuchungen stellten Forscher fest, dass über alle Ländergrenzen und Kulturkreise hinweg die Menschen Leichengeruch als unangenehm empfinden. Die Beurteilung von Körpergerüchen dagegen ist eindeutig durch Einflüsse der Erziehung und des sozialen Umfelds geprägt. In der westlichen Welt empfinden wir Schweißgeruch als unangenehm oder widerlich. Dies hängt mit unserem Hygieneverständnis und den daraus resultierten Vorstellungen von Sauberkeit zusammen. In anderen Ländern stört man sich daran ebenso wenig wie an anderen Körperausdünstungen, beispielsweise nach dem Verzehr von Knoblauch. "Das ist ein kulturelles Problem. Es gibt keine genetische Disposition, Schweiß als unangenehm zu empfinden. Durch unsere Erziehung definieren wir Schweißgeruch als negativ. Eltern erzählen ihren Kindern, sie würden nach Schweiß "stinken". Das war nicht immer so. Vor 200 Jahren war Schweißgeruch für manche Nasen durchaus attraktiv. Napoléon hat seiner Joséphine immer geschrieben: 'Wasche dich nicht, ich komme!'" so der deutsche "Duftpapst" im Interview mit der tageszeitung. [16]

Autodysomophobie – die Angst vor dem eigenen Körpergeruch
Rund 650 Phobien kennt die Psychologie – und die Autodysomophobie (von auto = selbst; soma = Körper; dys = schlecht; phobos = Angst) zählt nicht gerade zu den seltenen Angstörungen. Das auch als Olfactory Reference Syndrome (ORS) bekannte psychische Leiden äußert sich in permanenter und/oder panisch-affektiver Angst, durch den eigenen Körpergeruch unter Mitmenschen negativ aufzufallen. Die Betroffenen sind geradezu besessen von dem Gedanken, schlecht zu riechen, wobei neben Schweißgeruch oft auch Mund-, Intim-, Anal- und Fremdgerüche mit einbezogen sind. Der obzessive Gedanke, andere mit dem eigenen Geruch zu belasten führt meist zu Waschzwang, Depression und sozialem Rückzug [17]. Die äußerst penibel durchgeführte Körperhygiene kann so lebensbestimmend werden, dass sie den größten Teil des Tagesablaufes einnimmt. Auch Selbstverletzungen durch übermäßige Hygiene sind keine Seltenheit. Autodysomophobiker benötigen ausführliche psychologische Hilfe und Therapie.

Das grundsätzliche tiefenpsychologische Motiv der Autodysomophobie findet sich auch in der bewussten oder unbewussten Angst von Bromhidrotikern/Hyperhidrotikern wieder, in der Gesellschaft durch ihren Körpergeruch/ihr Schwitzen negativ aufzufallen. Dadurch entsteht bei vielen Betroffenen ein Teufelskreis, da sich die Symptome der Bromhidrosis/Hyperhidrosis und die Angst davor gegenseitig immer weiter verstärken. Nicht selten entwickelt sich aus diesem Psychostress die besagte Angststörung. Eine Autodysomophobie kann sich jedoch auch bei völlig gesunden Menschen ausbilden. Dies führt bis hin zur Wahrnehmung von Phantomgerüchen.

 

[1] Stewart JY "Ordinance Bans Body Odor in Libraries" Los Angeles Times, 05.03.2005
[2] 765 F.Supp 181 Richard R. KREIMER, Plaintiff, v. BUREAU OF POLICE FOR the TOWN OF MORRISTOWN, et al., Defendants; No. 90-554(HLS); United States District Court, District of New Jersey May 22, 1991 → lawsuit script
[3] Press release "Banned from library 'because of body odour'" This is Leicestershire, 04.12.2009
[4] AP press release via nydailynews.com "Hawaii B.O.: Honolulu considers odor ban on buses, public transportation" NY Daily News, 2009 Sep 03
 
[5] The Telegraph, August 18, 2009, “Thorpe Park bans rollercoaster fans …”
 
 
[6] WSOP, Official Regulations 2010
[7] bbc.co.uk, August 02, 2009, “Astronauts wanted – no bad breath”
[8] The “Arbroath” blog, January 19, 2009, “Body odour ban for Zurich workers”
[9] modernghana.com, August 02, 2004, “Body odour gives rapist away”
[10] sueddeutsche.de: 08.01.2010, "Das stinkt zum Himmel"
[11] Knols BGJ, van Loon JJA, Cork A, Robinson RD, et al "Behavioural and electrophysiological responses of the female malaria mosquito Anopheles gambiae (Diptera: Culicidae) to Limburger cheese" Bulletin of Entomological Research, vol. 87, 1997, pp. 151–159
[12] Knols BGJ, De Jong R "Limburger Cheese as an Attractant for the Malaria Mosquito Anopheles gambiae s.s." Parasitology Today, yd. 12, no. 4, 1996, pp. 159–61
[13] Knols BGJ, De Jong R "Selection of Biting Sites on Man by Two Malaria Mosquito Species," Experientia, vol. 51, 1995, pp. 80-84
[14] IG Nobel Prize announcement 2006: Bart Knols and Ruurd de Jong of Wageningen Agricultural University "for showing that the female malaria mosquito Anopheles gambiae is attracted equally to the smell of limburger cheese and to the smell of human feet"
[15] AP press release via sueddeutsche.de "Gerüche beeinflussen unsere Träume" Süddeutsche, 22.09.2008
[16] Wieder A (2010) "Wasche dich nicht!" taz.de, 20.08.2010 (publ. sonntaz 21./22.08.2010)
[17] Lochner C, Stein DJ (2003) "Olfactory Reference Syndrome: Diagnostic Criteria and Differential Diagnosis" J Postgrad Med 49 (4): 328–331

Körpergeruch: Wissenswertes

Posted by Sascha Ballweg

Zwilling + Zwilling = Körpergeruch²
Im Rahmen einer Schweizer Studie [1] sollten professionelle "Schnüffler" [2] versuchen, paargleiche Achselgeruch-/Körpergeruchproben von eineiigen Zwillingen, die nicht zusammenlebten, zu bestimmen. Die Ergebnisse zeigten eindrucksvoll: Bei eineiigen Zwillingen wurden paargleiche Proben weit häufiger richtig bestimmt, als dass es der Zufall zulassen würde. Auch bei zweieiigen Zwillingen war die Erfolgsquote hoch, jedoch nicht so deutlich wie bei eineiigen. Wissenschaftler werten dies als Beleg dafür, dass Körpergeruch angeboren und genetisch vererbbar ist.

Geschlechtliche Unterschiede:
Zwischen weiblichem und männlichem Körpergeruch gibt es eindeutige Unterschiede: Frauen entwickeln einen eher süßlichen, von den femininen Östrogenen geprägten Geruch, Männer dagegen aufgrund des Testosterons einen maskulin-herben. Eine Genfer Studie [3] belegte, dass der weibliche "Duft" einen hohen Anteil an Schwefel enthält, welcher im Zusammenspiel mit Hautkeimen und Schweiß sogenannte Thiole (Thioalkohole) bildet. Deren Geruch erinnert an Zwiebeln oder Knoblauch. Männlicher Körpergeruch basiert eher auf Fettsäuren, welche typischerweise nach Schweiß und Käse riechen. Studien haben außerdem ergeben, dass der männliche apokrine Schweiß 6 x mehr Androstenon (ein stark riechendes Abbauprodukt des Testosterons, siehe unten) enthält als Frauen. Deshalb ist es grundsätzlich richtig davon auszugehen, dass Männer stärkeren Körpergeruch entwickeln.

Geschlechtliche Unterschiede bei der Wahrnehmung:
Für die meisten Menschen riecht Urin nach Urin und Vanille nach Vanille. Doch das männliche Androstenon, ein Steroid und Metabolit des Sexualhormons Testosteron, riecht für etwa 80 % der Frauen nach Urin, für die restlichen 20 % hingegen angenehm süß nach Vanille oder Honig. Männlicher Schweiß enthält dreimal so viel Androstenon als weiblicher und als Pheromon scheint das Abbauprodukt in der Evolution des Menschens eine wichtige Rolle in Bezug auf Partnerwahl und Fortpflanzung gehabt zu haben. Den verblüffenden Unterschied bei der Wahrnehmung von maskulinen Körpergerüchen bewiesen Studien an der Rockefeller University, New York City (USA) in Zusammenarbeit mit dem Team um Professor Hiroaki Matsunami von der Duke University, Durham (USA). Die Wissenschaftler fanden heraus, dass nicht etwa die subjektive, d.h. kognitive Einordnung des Androstenon-Geruchs die Unterschiede ausmacht, sondern eine genetische Veranlagung des Wahrnehmendens. Die Form der genetischen Austattung mit dem als Geruchsrezeptor fungierenden OR7D4-Gen allein, bestimmt, wie der weibliche Mensch den männlichen Schweißgeruch empfindet. In der Studie wurden 66 männliche Geruchsproben durch fast 400 weibliche Probanten beurteilt. Anschließend wurde aus Blutproben der Probanten die DNA isoliert und auf OR7D4-Genformen untersucht. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass Menschen mit nur einer Genform den Geruch sehr abstoßend empfanden, diejenigen mit 2 oder mehr Genvarianten dagegen als anziehend.

Ethnische Unterschiede:
Interessant ist im Zusammenhang mit Körpergerüchen, dass die grundsätzlichen ethnologischen Gruppen der Weltbevölkerung unterschiedlich stark betroffen sind. Laut international angelegten Studien verfügen die Menschen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen (Ethnien) keineswegs über die gleiche Anzahl von Schweißdrüsen. Darüberhinaus spielen auch der Lebensraum und die Ernährungsformen eine Rolle. Insofern ist neben den ethnischen auch von interkulturellen Unterschieden auszugehen. „Koreaner haben fast gar keine apokrinen Schweißdrüsen und also auch so gut wie keinen Körpergeruch; Chinesen haben wenige, Japaner mehr, Weiße noch mehr und Schwarze am meisten. Dazu hinterlassen manche Nahrungsgewohnheiten ihre Spuren im Schweiß (...) Europäer und Amerikaner galten Japanern als bata-kusai, 'Butterstinker' (...)“ [4] Studien haben auch gezeigt, dass jene Ethnien, die ursprünglich in heißen Gebieten leb(t)en, grundsätzlich weniger schwitzen. Offenbar ist dies ein evolutionärer Weg, um zu hohen Wasserverlust bei der urzeitlichen Jagd zu vermeiden. Laut Forschungsergebnisse muss diese Entwicklung bereits vor Verschiebung der Kontinentalplatten (z.B. Abspaltung des amerikanischen Kontinents von Asien) abgeschlossen gewesen sein, da sich beispielsweise indianische und asiatische Gruppen in punkto ihrer schwachen Ausprägung des Körpergeruchs sehr ähneln.

Ohrenschmalz – der genetische "Duftschlüssel":
Ohrenschmalz (Cerumen) kennen wir eher als lästiges und unappetitliches Übel, dem wir kaum mehr Beachtung schenken, als dass wir ihn alle paar Tage mit Wattestäbchen aus unseren Gehörgängen entfernen. Lange bekannt ist seine nicht unbedeutende Aufgabe, Bakterien, Hautschuppen und Insekten von unseren empfindlichen Ohren fernzuhalten, neu hingegen – und ein bisschen absurd klingend – ist seine wichtige Rolle im Zusammenhang mit Schwitzen und Körpergeruch. Japanische Wissenschaftler, angeführt von Koh-ichiro Yoshiura von der Universität Nagasaki, haben durch eine Anfang 2006 veröffentlichte Studie [5] festgestellt, dass es bei der Weltbevölkerung grundsätzlich zwei verschiedene Typen von Cerumen gibt: Europäer und Afrikaner haben zu 97% feuchten, klebrigen Ohrenschmalz, während Asiaten, Indianische Völker und Südamerikaner überwiegend eine trockene Variante zeigen. Gesteuert wird dies evolutionär über das ATP Gen C-11, ein Protein mit dem human-genetischen Code ABCC11. Dieses Körpereiweiß ist bei den Menschen mit trockenem Ohrenschmalz inaktiv. Die asiatischen Wissenschaftler vermuten deshalb einen direkten Zusammenhang zwischen den zwei Varianten und der ethnisch ebenso klar trennbaren Veranlagung zu vermehrter Transpiration und zu Körpergeruch. Fest steht: Asiaten und ähnliche ethnische Bevölkerungsgruppen – allesamt genetisch mit trockenem Ohrenschmalz "ausgestattet" – schwitzen deutlich weniger. Ebenso leiden sie weniger bis gar nicht unter Körpergeruch. Allerdings ist der Wissenschaft noch nicht endgültig klar, wie dieser Zusammenhang zu stande kommt.

Kinder und Körpergeruch:
Achselgeruch und "Stinkfüße" sind normalerweise keine Probleme der Kindheit. Körperlich gesunde Kinder entwickeln bis zum Eintritt in die Pubertät keinen starken Schweißgeruch, weil ihre apokrinen Schweißdrüsen noch nicht aktiv sind. Diese beginnen erst mit Beginn der körperlichen Reife (ca. 8 bis 14 Jahre) durch den hormonellen Wandel zu arbeiten. Ein Großteil ist im kindlichen Körper noch gar nicht angelegt, da die apokrinen Drüsen an die Haarfollikel gekoppelt sind. Erst mit der voranschreitenden Behaarung der Extremitäten und Intimzonen bilden sich automatisch auch großflächig verteilt die apokrinen Schweißdrüsen.

Angstschweiß: Überträgt sich Furcht durch Gerüche?
Ist Panik ansteckend? Wieso breitet sich Panik in dichtgedrängten Menschenansammlungen wellenförmig aus? Nehmen die Menschen die Gefahr wahr, bevor sie sie sehen können? Mit diesen Fragen hat sich das Team um Forscherin Lilianne Mujica-Parodi, von der Stony Brook University, New York (USA) intensiv beschäftigt. Unter Leitung der Neurobiologin haben sie ein Testverfahren entwickelt, mit dem Angstschweiß "messbar" ist. Für den Nachweis eines möglichen "furchteinflößenden" Duftstoffs (Angstpheromon) wurden 144 Freiwilligen eine Achselschweißprobe entnommen, und zwar unmittelbar nachdem sie den ersten Tandemfallschirmsprung in ihrem Leben überstanden hatten. Für Vergleichsproben von "angstfreiem" Schweiß sorgten Freiwillige, die sich unaufgeregt auf dem Laufband betätigt hatten. Die Proben wurden anschließend Probanten zum "Schnüffeln" vorgelegt, während sie in einem Magnetresonanztomografen lagen, der ihre Gehirnaktivitäten verfolgte. Das Ergebnis: Die Furchtzentren des Gehirns waren beim Riechen des Angstschweißes deutlich aktiver als bei den Vergleichproben. Laut Mujica-Parodi könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass im Schweiß verborgene, bewusst nicht wahrnehmbare und bislang unbekannte Duftstoffe emotionalen Stress (hier: Angst) übertragen, oder zumindestens vermitteln könnten. Um diese Idee einer "ansteckenden Angst" (Auswirkungen auf die Sozialdynamik) weiter zu erforschen, mussten die Probanten sich im Anschluss an den Riechtest Photos von Männern mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken anschauen. Die Mimik auf den Photos reichte stufenweise von freundlich bis furchteinflößend. Es zeigte sich, dass diejenigen Freiwilligen, die vorher den Angstschweiß der Fallschirmspringer gerochen hatten, eine deutlich emotionalere Einschätzung der Gesichtsausdrücke vornahmen. Die Probanten mit dem sportiven Schweiß zeigten sich dagegen relativ unbeeindruckt von den Bildern. Die New Yorker Wissenschaftlerin vermutet dabei einen evolutionären Zusammenhang. Offenbar diente der Angstschweiß in Urzeiten (z.B. bei der Jagd) dazu, Gefahr ohne Zuhilfenahme von Sprachen oder Lauten zu vermitteln. Die bloße Wahrnehmung des "Angstgeruches" schärfte unwillkürlich Aufmerksamkeit und Urteilsvermögen der Begleiter.

Bestimmt der Geruch die Partnerwahl?
Forscher haben schon immer nach einer Erklärung geforscht, warum sich einzelne Tiere oder deren Nachwuchs, auch in der größten Ansammlung von Artgenossen gegenseitig wiederfinden können. Prof. Dr. Roman Ferstl, Klinischer Psychologe und Psychoneuroimmunologe an der Universität Kiel (D), hat sich mit der Frage beschäftigt, wie es Mäusen gelingt, ihre Artgenossen absolut sicher auseinanderzuhalten. Bei seinen Verhaltensstudien [6] fand er heraus, dass Mäuse offenbar ihre Gene riechen können. Ein (für die Mäuse ungefährlicher) Transplantationstest, bei dem Knochenmark und damit das "Erbgut" von einem Tier auf ein anderes übertragen wurde, veränderte auch deren Körpergeruch, wie das anschließend deutlich verändertem Verhalten der Artgenossen bewies. Schließlich gelang es, das verantwortliche Gen zu bestimmen: Ein "Ausweisprotein" namens Major-Histocompability-Complex, kurz MHC (MHC-Gen) genannt. Jede Maus trägt einen solchen, ganz individuellen Genschlüssel in sich. Über den Urin wird das MHC-Gen ausgeschieden, wodurch es anderen Mäusen möglich ist, den Gencode zu erschnuppern. So kann ein Mäusejunges seine Eltern oder Verwandten "blind" erkennen. Diese Funktion ist sicherlich lebenswichtig, wirklicher Grund für die evolutionäre Ausbildung einer solchen Riechleistung ist jedoch die gesicherte Fortpflanzung der Tiere: um Inzest und daraus folgende Genmutationen zu vermeiden, erkennen Mäuse Verwandte schon am Geruch, worauf sie sich bewusst fremde Artgenossen zur Fortpflanzung suchen.

Der Schweizer Zoologe und Evolutionsforscher Claus Wedekind untersuchte an der Universität Bern (CH), ob die Eigenschaften des MHCs auch bei Menschen funktionieren [7|. In einem Riechtest, bei dem weibliche Studenten die anonymen Schweißgeruchsproben verschiedener Männer beurteilen sollten, verblüffte das klare Ergebnis die Forschung sehr: Je näher sich Mann und Frau genetisch gesehen standen, desto eher wurde der Schweißgeruch als abstoßend beschrieben. Nach einer vorangehenden Bestimmung der genetischer Konstitution der Männer und Testantinnen, ließ sich später sogar ziemlich exakt vorhersagen, welcher Testantin welcher Mann "sympathisch" sein würde und welcher nicht. Die interessanten Ergebnisse der Berner Studien zeigten, wie sehr die Natur dafür gesorgt hat, dass genetische Vielfalt in der Fortpflanzung stets bevorzugt wird. Durch dieses "olfaktorische Warnsystem" wird der Fortbestand der Art, der evolutionäre Fortschritt und Resistenz gegen neue Krankheitserreger gesichert.

Täuscht die Pille die weibliche Nase?
Weiterführende Untersuchungen zu den oben beschriebenen Duftstoffen Androstenon und MHC haben gezeigt, wie sehr Frauen sich von ihrer Nase leiten lassen, wenn es um Sympathie und Zuneigung geht. Dabei wurde auch festgestellt, dass der Hormonspiegel der Frau die Wahrnehmung, d.h. die Beurteilung eines Geruches stark beeinflusst. In ausführlichen Tests (Teil der o.g. Berner Studie) haben Frauen, die kurz vor dem Eisprung standen, viele der sonst als abstoßend empfundene Schweißgerüche plötzlich als angenehm beschrieben. Einen ähnlichen, aber dauerhaften Effekt hat die Pille als hormonelles Verhütungsmittel. Frauen, deren Hormonspiegel sich durch regelmäßige Einnahme der Pille nachhaltig verändert hatte, fühlten sich ebenfalls von den "animalischen" Düften einiger Männer angezogen, obwohl sie deren Geruch vormals noch als äußerst "unerotisch" empfunden hatte. Offenbar spielen die Hormone der Nase einen Streich, in dem sie ihr auch genetisch ungünstige Partner als attraktiv vorgaukelt. Da die beschriebene Studie bis dato die einzige zu diesem Thema war, lassen sich daraus keine weitreichenden Schlüsse ziehen. [8]

Hypothese: Die Pille als Beziehungskiller
Die Forscher vermuten, sozusagen als "Worst-Case-Szenario", dass die "Nasentäuschung" der Pille einer der Gründe für Streit, Trennung und sogar ungewollte Kinderlosigkeit sein könnte. Möglicherweise könnten sich Frauen unter dem hormonellen Einfluss der Pille in den "falschen" Mann verlieben. Ist später dann das erste Kind in Planung, ergeben sich auf einmal zwischenmenschliche Probleme, sobald die Verhütung abgesetzt wurde. Plötzlich empfindet die Frau den sonst so erotisch-stimulierenden Duft ihres Mannes als abstoßend. Wie erwähnt, gibt es hierzu bislang keine wissenschaftlichen Studien.

Körpergeruch und Alter:
Alte Menschen, so sagt der Volksmund, haben einen ganz eigenen, typischen Körpergeruch. Eine kooperative und interdisziplinäre Studie verschiedener Wissenschaftler des Bundesstaats Pennsylvania, USA [9] hat diese Behauptung nun belegt. In einem groß angelegten "Riechtest" wurden anyonyme Geruchsproben (aus Schweißsekret) dreier Altersgruppen (jung = 20 bis 30 Jahre; mittel = 45 bis 55 Jahre; alt = 75 bis 95 Jahre) von Probanten bewertet und subjektiv einer der drei Altersgruppen zugeordnet. Die Auswertung dieser Tests ergab, dass nahezu alle Proben der ältesten Gruppe richtig zugeordnet wurden. Die Einordnung in "jung" und "mittel" viel den Probanten deutlich schwerer, dennoch waren mehr Ergebnisse positiv, als es der Zufall zuließe. Die Studie belegt, dass ältere Menschen eindeutig anders riechen als "mittelalte" und junge. Was bei dem Geruch den feinen Unterschied macht, inwiefern sich der reifere Mix aus ekkrinem, apokrinem Schweiß sowie Sebum und Hautflora von dem jüngerer Menschen unterscheidet ist ungeklärt. Dokumentiert und untersucht wurde bislang nur die Aktivität der Drüsen im Altersverlauf. Die Aktivität der apokrinen Schweißdrüsen sowie der Talgdrüsen steigert sich ab der Pubertät langsam zu einem Maximum – ab einer relativ flexiblen "Altersschwelle" (ca. 65 bis 70 Jahre) nimmt diese schlagartig ab. Wissenschaftler vermuten hierin den Ursprung der genannten Geruchsveränderungen.

 

 

 
[1] Kuhn F et al (2005) "Body odour of monozygotic human twins: a common pattern of odorant carboxylic acids released by a bacterial aminoacylase from axilla secretions contributing to an inherited body odour type" J. R. Soc. Interface 6 April 2009 vol. 6 no. 33 377–392
[2] Es gibt tatsächlich hauptberufliche "Riecher" mit olfaktorisch trainierten Nasen, z.B. in der Parfumindustrie oder in der Automobilindustrie, zur möglichst objektiven Beurteilung neuer Gerüche,
 
bei Automobilen beispielsweise bei der Auswahl neuer Polsterstoffe im Fahrgastraum
[3] Troccaz M et al. "Gender-specific differences ..." Geneva (Switzerland),
 
Oxford Journals, Volume 34, Issue 3, 2008
[4] Dieter E. Zimmer: "Riechen. Ein Wissenschaftsreport", Die Zeit/ZEITmagazin, Nr.44, 23.10.1987
 
[5] Yoshiura K. et al "A SNP in the ABCC11 gene is the determinant of human earwax type"
Nature Genetics
1/2006; The New York Times, 01.29. 2006, “Japanese Scientists Identify Ear Wax Gene”
[6] Ferstl R, Klinische Psychologie, Universität Kiel, Psychoneuroimmunologische Studie "Körpergeruch und Immunsystem". In einer tierexperimentellen Untersuchungsreihe wurden die Zusammenhänge des molekularen Schlüssels der Selbst/Nicht-Selbst-Differenzierungsfähigkeit des Immunsystems mit individuellen Körpergerüchen untersucht und ihre Bedeutung bei der Knochenmarktransplantation (der Empfänger nimmt teilweise den Spendergeruch an) geprüft.
[7] Wedekind et al (1997) "Body odour preferences in men and women: do they aim for specific MHC combinations or simply heterozygosity?" Proc Biol Sci. 1997 Oct 22;264(1387):1471-9
[8] Roberts et al (2008) "MHC-correlated odour preferences in humans and the use of oral contraceptives" Proc Biol Sci. 2008 Dec 7;275(1652):2715-22
[9] Mitro S, Gordon AR, Olsson MJ, Lundström JN (2012) "The Smell of Age: Perception and Discrimination of Body Odors of Different Ages" PLoS ONE 7(5): e38110. doi:10.1371/journal.pone.0038110

 

Das tabuisierte Leiden: Bromhidrosis

 

Die Bromhidrosis (eingedeutscht auch Bromhidrose; von griech. βρῶμος (brômos) „Bocksgestank der Tiere“; ἱδρώς (hidrós) „Schweiß“) ist eine mit der Hyperhidrosis assoziierte Krankheit, bei der der vermehrt produzierte ekkrine Schweiß die Haut permanent durchfeuchtet und so die Vermehrung der hauttypischen Keimflora negativ beeinflusst. Mit dem Abbau des Keratins der Hornhaut durch die Keime (Bakterien) entstehen kurzkettige Fettsäuren und Amine und damit ein unangenehmer Körpergeruch, vor allem im Bereich der Leistenregion, Achselhöhlen und Füße. Auch die Kopfhaut kann einen unangenehmen, "schafsbockartigen" Geruch aufweisen, der jedoch meist weniger stark wahrgenommen wird.

Der aus den "Duftschweißdrüsen" stammende apokrine Schweiß oder Talg wird ebenfalls durch Bakterien in Fettsäurenund Ammoniakverstoffwechselt, was zu einem starken Geruch führt. Je nach Zusammensetzung riecht es muffig, ranzig oder säuerlich.

Obwohl die Bromhidrose schon seit langem eine von der WHO anerkannte Krankheit ist, handelt es sich um ein weitgehend unbekanntes, missverstandenes und tabuisiertes Leiden. Dies steht in auffälligem Widerspruch zu den von der WHO geschätzten Zahl der Betroffenen: Gut 1 % der Weltbevölkerung leidet an starkem bis krankhaftem Körpergeruch.

In heutiger Zeit gilt unangenehmer Körpergeruch als Tabu und als gesellschaftliches Stigma.

 

Das hier beschriebene Problem – in der Tat eine anerkannte Krankheit (ICD-10-Code der WHO: L75.0) – nennt sich medizinisch Bromhidrosis und meint den ständigen, durchdringenden Körpergeruch eines Menschens. Die Ursachen können sehr vielfältig sein, als sekundäre Auslöser kommen Ernährung, innere Krankheiten, Hormonstörungen oder die Psyche in Frage. Konkret entstehen tut der lästige Geruch jedoch vorwiegend auf der Haut, und zwar durch zersetzende Bakterien, welche die Bestandteile der Haut (der Hornschicht) und des Schweißes verstoffwechseln.

Unsere Haut ist naturgemäß mit einer wichtigen, ausbalancierten Bakterienflora besiedelt. Einige dieser Bakterien dienen dazu, das aus den ekkrinen Schweißdrüsen austretende Schweißsekret in verschiedene Bestandteile zu zersetzen, u.a. entstehen dabei Buttersäure und kurzkettige Fettmoleküle, diese nehmen wir als den typischen Schweißgeruch wahr. Die Hornhaut wird außerdem ständig durch den Schweiß durchfeuchtet, besonders wenn eine Hyperhidrosis (extremes Schwitzen) vorliegt. In diesem feuchtwarmen Milieu gedeihen Bakterien besonders gut. Diese Keime "zerlegen" die Keratine der Hornschicht in kurzkettige Fettmoleküle und Amine. Aus verschiedenen Gründen kann es dazu kommen, dass die Bakterienflora dauerhaft aus dem Gleichgewicht gerät und sich die oben genannten Bakterien unkontrolliert vermehren. Ständiger und starker Körpergeruch ist die Folge.

Eine weitere Ursache für Körpergeruch ist eine Fehl- bzw. Überfunktion der apokrinen Schweißdrüsen, jene Art von Schweißdrüsen, die kein Schweißsekret, sondern Talg und Duftstoffe (in der Tierwelt als Pheromone bekannt) absondern. Während wir die Duftstoffe nur unterschwellig wahrnehmen, nehmen wir die von den Bakterien in ebenfalls in Fettsäuren und Ammoniak zersetzten Talge ebenfalls als typischen "Schweißgeruch" wahr. Diese Drüsen werden von den selben Nerven gesteuert, welche auch das Schwitzen steuern. Psychischer Stress oder Angst machen sich dadurch auch über die apokrinen Drüsen bemerkbar. Nicht von ungefähr spricht der Volksmund davon, dass "man den Angstschweiß förmlich riechen konnte".

Unverwechselbarer Code: Der menschliche Körpergeruch

Jeder Mensch besitzt einen individuell einzigartigen, genetisch festgelegten Körpergeruch, der nur bei eineiigen Zwillingen identisch ist. Für den körpereigenen Basisgeruch sind vor allem zerfallende Proteine des ekkrinen Schweißsekrets verantwortlich, der sogenannte MHC-Komplex, der genetisch "vorprogrammiert" und bei jedem Menschen unterschiedlich ist. Je näher die genetische Verwandtschaft, desto ähnlicher ist der Körpergeruch [1]. Schon Neugeborene erkennen ihre Mutter an den Duftstoffen, die von Drüsen an den Brustwarzen abgegeben werden und können sie so von anderen Personen unterscheiden. Ähnliche Duftstoffe, die der Mensch höchstens unterschwellig, selten bewusst, wahrnehmen kann, sorgen beim Wechsel zur körperlichen Reife (Pubertät) für einen typischen Adoleszentengeruch, oft in Verbindung mit verstärktem Schwitzen. Duftstoffe, besonders das apokrine Androstenon, ein Steroid, lösen auch sexuelle Schlüsselreize beim Menschen aus. In einer Studie [2] gaben knapp 50 % der Befragten an, vom Körpergeruch des Partners sexuell stimuliert zu werden. Andererseits ist die Wahrnehmung des Androstenon meist sehr diffus, laut Studien können es nur etwa 70 % der Frauen und 63 % der Männer bewusst riechen. Höchst individuell ausgeprägt ist das subjektive Bewerten des Körpergeruchs: vielfach werden geringe Spuren des "Sexualduftstoffs" als angenehm, größere Mengen jedoch als abstoßend empfunden. Objektive Grenzen können hierbei nicht bestimmt werden.

Überhaupt ist eine Klassifizierung des menschlichen Körpergeruchs kaum möglich, obgleich es hierfür eine eigene Maßeinheit, das Olf, gibt, welche allerdings nur für wissenschaftliche Zwecke verwendet wird. Einen starken bzw. extremen Körpergeruch wird die Mehrzahl der Mitmenschen subjektiv ganz unterschiedlich bewerten, so dass das Augenmerk in der medizinischen Diagnose einer Bromhidrosis eher auf Häufigkeit und Art des Geruchs gerichtet wird.

Ethnische Unterschiede bei Körpergerüchen

Interessant ist im Zusammenhang mit Körpergerüchen, dass die grundsätzlichen ethnischen Gruppen der Weltbevölkerung unterschiedlich stark betroffen sind. Die Neigung zu einem individuellen Körpergeruch kann man nur grob an der Färbung der Haut festmachen (sehr helle Haut (Weiß) über dunkle Haut (Braun) bis hin zu nahezu schwarzer Haut).
Laut international angelegten Studien verfügen die Menschen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen (Ethnien) keineswegs über die gleiche Anzahl von Schweißdrüsen. Darüberhinaus spielen auch der Lebensraum und die Ernährungsformen eine Rolle. Insofern ist neben den ethnischen auch von interkulturellen Unterschieden auszugehen. „Koreaner haben fast gar keine apokrinen Schweißdrüsen und also auch so gut wie keinen Körpergeruch; Chinesen haben wenige, Japaner mehr, Weiße noch mehr und Schwarze am meisten. Dazu hinterlassen manche Nahrungsgewohnheiten ihre Spuren im Schweiß (...) Europäer und Amerikaner galten Japanern als bata-kusai, 'Butterstinker' (...)“ [3]

Studien haben auch gezeigt, dass jene Ethnien, die ursprünglich in heißen Gebieten leb(t)en, grundsätzlich weniger schwitzen. Offenbar ist dies ein evolutionärer Weg, um zu hohen Wasserverlust bei der urzeitlichen Jagd zu vermeiden. Laut Forschungsergebnisse muss diese Entwicklung bereits vor Verschiebung der Kontinentalplatten (z.B. Abspaltung des amerikanischen Kontinents von Asien) abgeschlossen gewesen sein, da sich beispielsweise indianische und asiatische Gruppen in punkto ihrer schwachen Ausprägung des Körpergeruchs sehr ähneln.

[1] Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Koerpergeruch

[2] Ebberfeld I, Universität Bremen

[3] Dieter E. Zimmer: Riechen. Ein Wissenschaftsreport, in: ZEIT-Magazin 1987

 

Permanenten und penetranten Körpergeruch (“Schweißgeruch”) empfinden Mitmenschen oft als üblen Gestank und unzumutbare Belästigung, besonders im Alltag, in Beruf und Schule. Schnell wird hinter dem Rücken des “Verursachers” getuschelt und gelästert, derjenige solle “sich endlich mal waschen” und “seine Klamotten wechseln”. Beliebt ist auch die witzig gemeinte Frage, ob vielleicht das Deo versagt habe. Dabei ist den Betroffenen, also denjenigen, die den lästigen Körpergeruch verströmen, überhaupt nicht nach Scherzen zumute. Vielmehr belastet das Problem ständigen Stinkens die Psyche schwer. Verzweifelung, soziale Isolation und Ausgrenzung, Zwangshandlungen (z.B. neurotischer Waschzwang) bis hin zu Depressionen können die Folge sein. In speziellen Fällen kann sich eine Sonderform der Dysmorphophobie entwickeln.

Was viele Mitmenschen nicht wissen: In sehr vielen Fällen hat das “Stinken” überhaupt nichts mit Hygiene und Waschen zu tun. Es gibt tatsächlich Menschen, die so oft duschen können wie sie wollen, der Geruch kommt schon nach wenigen Minuten scheinbar unaufhaltsam und unvermindert zurück. Weder Deodorants noch “scharfe” Seifen helfen, dieses Problem zu lösen. Selbst die penibelste Hygiene hilft nicht und oft bleibt der üble Geruch auch in der Kleidung "hängen". Und die flüchtigen Parfumstoffe eines Deos sollen eigentlich den Schweißgeruch übertünchen ("de-odorieren", von "odor" = Geruch), oft tragen sie diesen jedoch noch deutlich verstärkt in die Umwelt, da sie sehr schnell verdunsten.

 

Weitere Informationen zu Körpergeruch und Bromhidrosis:

Hinweis: Die aktuelle Gefährdungslage "Aluminium in Kosmetikprodukten" beleuchten wir in diesem Artikel…

Kristall-Deos enthalten ebenfalls Alumnium

Deokristalle, auch Kristalldeo, Alaun, Alaunkristall (frz. Pierre d’Alun) oder Mineral-Deo genannt, bestehen aus gläsern-festem, auskristallisiertem Aluminiumkaliumsulfat (auch Kaliumaluminiumsulfat), ein Doppelsalz von Kalium und Aluminium.

Aus den industriell massenhaft gefertigten Kristallblöcken werden zumeist runde, handliche Stücke geschnitten, welchen dann als sogenannter "Deo-Kristall" den Weg in die Supermarktregale finden. Das natürlich unebene Aussehen vermittelt den Eindruck, die Kristalle wären "natürlichen Ursprungs" und die entsprechende Vermarktung als "Alternativprodukt", d.h. als "gesunde" Alternative zu herkömmlichen Deodorants oder Antitranspiranten tut ihr übriges. Auch Reformhäuser und spezialisierte Onlinestores bieten Alaun-Deos z.T. als "Naturprodukte" an, was aus Sicht der Verbraucherschützer irreführend ist. Durch derartige Werbeaussagen befeuert, hat sich in Internetforen leider der Irrglaube verbreitet, solche Mineral-Deos seien "aluminiumfrei" und dadurch "gesünder" als schweißhemmende Mittel auf Basis von Aluminiumchlorid. Da Alaun-Kristalle aus 100 % Aluminiumkaliumsulfat bestehen, enthalten Sie ebenfalls Aluminium und dies in einer vielfach höheren Konzentration. Auch wenn nicht alle Anbieter die Deo-Steine derart dreist als "aluminiumfrei" bezeichnen: schon die oft verwendete Phrase "wirkt durch natürliche Mineralsalze" o. ä. ist fragwürdig. Sowohl Aluminiumchlorid als auch Aluminiumkaliumsulfat sind sogenannte "natürliche Mineralsalze".

Funktionsweise

Kaliumaluminiumsulfat wirkt auf die gleiche Art wie Aluminiumchlorid: Als hygroskopisch wirkendes Mineralsalz bindet es den Schweiß, welcher verklumpt und die ekkrinen Schweißdrüsen verstopft. Bekannt ist dieser Effekt ebenfalls von den traditionellen Alaun-Stiften, mit denen kleine Blutungen nach der Rasur schnell zum Stillstand gebracht werden können (Blutstillstift). Durch Zusammenziehen der Haut – Aluminiumkaliumsulfat wirkt sauer und stark adstringierend – verengen sich außerdem die Schweißporen, wodurch im Endeffekt kaum noch Schweiß austreten kann. Alaun hat im Gegensatz zu Aluminiumchlorid eine antibakterielle (bakteriostatische) Wirkung und kann dadurch keimbedingte Schweißgerüche verhindern.

Herstellung

Die Herstellung erfolgte früher durch Eindampfen der salzhaltigen Lösung, die aus gebranntem Alunit (Alaunstein) oder Tonschiefer hergestellt wurde. Heutzutage können die Kristalle industriell in sehr großen Mengen gezüchtet werden (Kristallzucht). Für diese Massenherstellung wird Bauxit (Aluminiumerz) in Schwefelsäure gelöst. Dem unter Abscheidung von Kieselsäure gewonnenen Aluminiumsulfat (schwefelsaure Tonerde) wird Kaliumsulfat hinzugefügt und die Lösung beider Sulfate (Salze) nach Reinigung auskristallisiert. Dabei bilden sich sehr große, farblose und klare Kristalle, deren Oberfläche durch Oxidation und Verunreinigung ein rauhes, splitteriges Aussehen annimmt. Neben diesen Reinkristallen aus 100 % Aluminiumkaliumsulfat werden vorallem gegossene "Kristalle" angeboten, erkennbar an der opaquen weißen Farbe, der runden Form und glatten Oberfläche. Ein klassisches Rezept verwendet 70 % Aluminiumkaliumsulfat, 9 % Aluminiumchlorid und je 7 % Eisensulfat, Kupfersulfat und Zinksulfat. Die Salze werden gemischt, aufgeschmolzen und in Stiftform gegossen. Im Handel sind auch Stifte aus 11 % Kalialaun und 89 % Aluminiumsulfat erhältlich.

Historie

Schon im antiken Rom wurde Alaunschiefer für kosmetische Zwecke (u.a. als Antitranspirant) genutzt, in seiner reinen Kristallform wurde Alaun im 15. Jahrhundert ein wertvolles Handelsgut, da die natürlichen Alunit-Vorkommen kaum erschlossen waren und die Herstellung in der einzigen europäischen Alaunhütte (Tolfa, Italien) streng durch den Vatikan reglementiert war. Die Florentiner Familie der Medici besaß das alleinige Vergütungsrecht für Alaun, welches für die Tuch- und Lederherstellung damals unerlässlich war. Als sich um 1500 im nördlichen, protestantisch geprägten Europa mehr und mehr die freie Alaunherstellung aus Schiefer durchsetzte, brach das päpstliche Handelsmonopol zusammen. In der späten Renaissance und den darauffolgenden Jahrzehnten verlor Alaun immer mehr an Bedeutung, weil durch die unregulierte Herstellung immer mehr "unreines" Mineral auf den Markt kam. In der Kosmetik spielte Alaun aufgrund der damaligen Medizin- und Hygienebräuche keine Rolle mehr.

 

Kritik an Deo-Kristallen und Nachteile von Alaun

  • Deo-Kristalle enthalten Aluminium: Verbraucherschützer monieren regelmäßig, dass Alaunsteine als "Deodorant ohne Aluminium" bzw. "Antitranspirant ohne Aluminium" vermarktet werden. Da die Kristalldeos aus 100 % Aluminiumkaliumsulfatbestehen, enthalten sie selbstverständlich Aluminium!
  • irreführende Werbung: Deo-Kristalle sind weder "gesünder" noch "natürlicher" als andere Deodorants oder Antitranspirante. Wie jedes saure Aluminiumsalz kann ein Alaunstein die Haut reizen (ein metallisch-stechender Schmerz, ähnlich Blutstillstift, "Rasierstein").
  • Deo-Kristall = Antitranspirant: Alaun (Aluminiumkaliumsulfat) wirkt exakt wie Aluminiumchlorid. Daran ändert auch der von Werbeleuten gern verwendete Hinweis auf die Historie (siehe oben) oder die angebliche "Natürlichkeit" nichts.
  • kein Naturprodukt: Deo-Kristalle sind i.d.R. keine Naturprodukte [1], sondern industriell aus einer chemischen Mixtur gegossene oder gezüchtete Kristalle.
  • wenig umweltfreundlich: Die Herstellung von Alaun ist relativ aufwendig. Es kommen verschiedene Chemikalien (u.a. Schwefelsäure) zur Anwendung. Dabei entstehen chemische Abfallprodukte (u.a. Kieselsäure). Dies gilt jedoch in gewisser Weise auch für die Herstellung von Aluminiumchlorid.
  • ökologisch bedenklich: der gravierende Unterschied zur Aluminiumchlorid-Herstellung liegt im Ausgangsmaterial. Das für das Alaun benötigte Bauxit wird im Tagebau in Australien, China, Brasilien, Guinea, Jamaika, Indien und Kamerun gefördert. Aufgrund des vergleichbar geringen Bedarfs der Kosmetikhersteller, ist die Verwendung von teurem europäischem Bauxit wirtschaftlich uninteressant. Stattdessen muss das tropische, asiatische oder ozeanische Aluminiumerz mit Schiffen nach Europa transportiert werden. Kritiker weisen außerdem auf die oft unkontrollierte Umweltzerstörung bei der Freilegung der großflächigen Bauxit-Vorkommen hin.
  • extreme Dosierung: Deokristalle bestehen aus 70 % – 100 % kristallinem Aluminiumkaliumsulfat. Dies bedeutet auch, dass der Aluminiumgehalt im Vergleich zu Antitranspiranten mit Aluminiumchlorid vielfach höher ist. Diese Antitranspirantien enthalten nur einen Anteil von ca. 5 % – 30 % Aluminiumchlorid, welches in Alkohol oder Wasser gelöst ist.
  • Hautreizungen: Alaun kann die Haut unter Umständen stark reizen. Aluminiumkaliumsulfat löst sich in kaltem Wasser nur schlecht, mit steigender Temperatur nimmt die Löslichkeit jedoch schlagartig und stark zu. Wird der Deo-Kristall nach einer heißen Dusche auf noch feuchter Haut angewendet, so kann es zu Überdosierung und leichten Verätzungen kommen, d.h. es wird zuviel Wirkstoff auf die Haut aufgetragen. Dadurch entstehen gerötete Hautstellen, die stark brennen oder jucken können (Kontaktdermatitis). Generell ist eine richtige Dosierung mit einem Kristall-Deo kaum möglich, da der Deostein direkt über die Haut gerieben wird. Dabei kann der Benutzer weder sehen noch fühlen, wieviel von der Substanz "abgerieben" wird. Antitranspirante in Tropfenflaschen sind deshalb bei empfindlicher Haut die eindeutig bessere Wahl.
[1] Es gibt durchaus auch echte Naturkristalle zu kaufen. Diese Kristalle erinnern optisch an einen Bergkristall, mit nur leicht trüber Klarheit und glatten Flächen. Verständlicherweise haben diese Produkte ihren Preis, wodurch sie sich kaum für die alltägliche Hygiene eignen.

 

 

Antitranspirant: Alzheimer

Posted by Sascha Ballweg

Hinweis: Die aktuelle Gefährdungslage "Aluminium in Kosmetikprodukten" beleuchten wir in diesem Artikel…

Was ist Alzheimer?

Die Alzheimer-Erkrankung oder Alzheimer-Krankheit (kurz AK, lat. Morbus Alzheimer; engl. Alzheimer's Disease) ist eine neurodegenerative Erkrankung. Charakteristisch ist eine zunehmende Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit, die in der Regel mit einer Abnahme der täglichen Aktivitäten, mit Verhaltensauffälligkeiten und neuropsychologischen Symptomen einhergeht. Bereits viele Jahre bevor erste klinische Symptome sichtbar werden, bilden sich im Gehirn des Betroffenen sogenannte senile Plaques, die aus neurotoxischen Proteinen (Eiweiße) bestehen. Diese Ablagerungen blockieren die korrekte Weiterleitung und Verarbeitung von Nervenimpulsen. Protein-/Nervenbündel, sog. Neurofibrillen, die sich in Form von Knäueln in den Neuronen (Nervenzellen) ablagern behindern zusätzlich die Funktion der Nervenzellen. Beide Symptome verstärken sich in zunehmendem Maße, bis ein Stadium der fortgeschrittenen Demenz erreicht ist. Die zugrunde liegenden Veränderungen sind derzeit noch nicht behandelbar und führen innerhalb von wenigen Jahren zum Tod. [1]

Ungeklärt: Ursachen von Alzheimer

Trotz jahrzehntelanger und intensiver Forschung in vielen Ländern der Erde ist die Ursache der Alzheimer-Erkrankung bis heute nicht vollständig geklärt. Auf genetischer Ebene konnte nachgewiesen werden, dass eine genetische Veranlagung bei 1 – 5 % der Krankheitsfälle für die Entstehung von Bedeutung ist. Durch Erforschung der mikrobiologischen Gegebenheiten ist der pathologische Verlauf der Krankheit (Plaque- und Knäuelbildung) mit seinen Auswirkungen auf das Gehirn inzwischen gut erforscht. Die genauen Ursachen, d.h. die auslösenden Faktoren, sind bis dato jedoch unbekannt. Bislang gibt es nur vage Anhaltspunkte, die rein hypothetisch auf bestimmte Zusammenhänge hinweisen, jedoch ist zumeist ungeklärt, ob dies Folge oder Ursache der Erkrankung sind. Neuere Studien vermuten, dass entzündliche Prozesse im Gehirn den Körper dazu veranlassen, die Plaque-Proteine zu erzeugen, da diese eine antimikrobielle Wirkung haben. Welche Entzündungen dies sein könnten, und was sie auslöst ist nicht geklärt. [2]

Fazit: Während die neuropathologischen und biochemischen Abläufe der Krankheit relativ gut erforscht sind, konnte bei der Ursachenforschung noch immer kein Durchbruch erzielt werden. Bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden Gehirne verstorbener Alzheimer-Patienten systematisch und pathologisch untersucht, dadurch kann die Wissenschaft mit fortschreitender Zeit auf immer mehr Datenmaterial zurückgreifen, welches die Häufigkeit der diversen möglichen Initial-Faktoren dokumentiert. Allerdings ist sich die Wissenschaft uneins bezüglich der Bedeutung der einzelnen Faktoren und grundsätzlich konnte bis heute nicht nachgewiesen werden, welche dieser Faktoren als tatsächliche Ursachen in Frage kommen. Aus diesem Grund konnte bislang kein Medikament zur Prävention oder Behandlung von Alzheimer-Erkrankungen entwickelt werden.

Das Fazit der Stiftung Warentest zum Thema "Aluminium in Deos" aus 07/2013 zum Risikopotential von Aluminium zur schweißreduktion lautet dazu wie folgt: "[…] Auch für die Behauptung, Aluminiumsalze in Kosmetika würden das Alzheimer-Risiko erhöhen, fehlen klare wissenschaftliche Beweise. […] Gelangt Aluminium durch die Haut in den Körper? […] Das Bundes­institut für Risiko­be­wertung geht davon aus, dass zwar bei jeder Deo-Anwendung viele Milligramm Aluminium auf die Haut kommen, davon aber nur ein kleiner Anteil – wahr­scheinlich im Mikrogramm­bereich – in den Blut­kreis­lauf gelangt. Das müssen Wissenschaftler weiter erkunden. Klar ist aber: Der deutsche Verbraucher nimmt deutlich mehr Aluminium durch Lebens­mittel auf als über Kosmetika."

Dokumentierte Faktoren:

  • genetische Veranlagung zur Plaquebildung [3]
  • Ablagerung von Beta-Amyloid im Gehirn [4][5]
  • Acetylcholin-Mangel (Neurotransmitter-Defizit) [6]
  • Ansammlung von inaktiven TAU-Proteinen im Gehirn [7][8]
  • Infektion mit Herpes simplex vor Diagnose der Krankheit [9]
  • altersbedingter Myelin-Mangel im Gehirn [10][11][12]
  • Degeneration des Locus caeruleus (Gehirnstruktur zur Produktion von Noradrenalin) [13]
  • Ansammlung von oxidativen Metallen im Gehirn, z.B. Aluminium [14][15]

Erhöhtes Alzheimer-Risiko durch Aluminium?

Studien der Vergangenheit
Schon in den 1920er Jahre wurde ein Zusammenhang zwischen Gedächtnisverlust und Aluminiumvergiftungen vermutet [16]. Später stellte man bei der pathologischen Untersuchung verstorbener Alzheimer-Patienten im Gehirngewebe erhöhte Aluminiumkonzentrationen fest. Damit wurde deutlich, dass Aluminium unter ungeklärten Umständen in der Lage ist, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden und sich im Gehirn anzusammeln [17]. Um die neurotoxischen Eigenschaften von Aluminium zu erforschen, führte das Team um Igor Klatzo MD (National Institutes of Health, Bethesda, USA) im Jahre 1965 Versuche an Kaninchen durch, bei denen sie hochdosiertes Aluminiumphosphat direkt in die Gehirne der Tiere injizierten. Wie sich zeigte, schien das Metall eine baldige Degeneration der Neurofibrillen auszulösen [18]. Epidemiologische Untersuchungen in den 1980er und 90er Jahren zeigten ein erhöhtes Vorkommen von Demenz-Erkrankungen bei Bewohnern, deren lokales Trinkwasser erhöhte Mengen Aluminium enthielt. Bekannt ist beispielsweise die englische 10-Jahres-Folgestudie an Bewohnern von Camelford (UK) dessen Trinkwasser durch einen Industrieunfall zeitweise mit hohen Mengen Aluminium kontaminiert wurde. [19][20]

Da Aluminium (chem. Al) eines der häufigsten Metalle der Erde ist, es zudem durch Atemluft, Trinkwasser und Nahrung tagtäglich aufgenommen wird oder in unzähligen Gebrauchsgegenständen verwendet wird (z.B. Kochtöpfe, Lebensmittelverpackungen etc.), war es der Wissenschaft seit Veröffentlichung der o.g. Studien wichtig, die genauen Zusammenhänge zwischen Aluminium und Alzheimer-Erkrankungen zu erforschen.

Vordringliches Ziel der Forschung war die Beantwortung folgender Fragen:

  1. wodurch kann Aluminium in welcher Menge aufgenommen werden?
  2. wie kann Aluminium in den Körper gelangen?
  3. wieviel Aluminium kann sich im Gehirn einlagern und wo genau?
  4. was kann eingelagertes Aluminium im Gehirn bewirken?
  5. was ist der tolerierbare Wert für die tägliche Aufnahme von Aluminium?
  6. welche Nebenfaktoren gibt es und welche Rolle spielen sie?

1. Exposition und Emission von Aluminium
Aluminium ist das dritthäufigste Element und häufigste Metall der Erde. Täglich kommt der Mensch auf ganz natürliche Weise mit Aluminiumverbindungen in Berührung. Selbst die Atemluft und unser Trinkwasser enthalten deutlich messbare Spuren des Metalls. Auch in unserer Nahrung kommt Aluminium ganz natürlich (also nicht durch Anreicherung) vor, so zum Beispiel in Kartoffeln und vielen anderen Gemüsearten wie auch in Teeblättern. Darüberhinaus findet sich das Metall in einer schier endlosen Anzahl von Gebrauchsgegenständen, die, je nach ihrer Beschaffenheit, mehr oder weniger viel Aluminium absondern (Emission).

Nachfolgend einige Beispiele für mögliche Aluminium-Emissionen:

  • Einnahme von Antazida (zur Neutralisierung der Magensäure) = max. 5.000 mg Al pro Tag
  • Einnahme oder Injektion von Dialyse-Medikamenten = max. 1.000 mg Al pro Tag
  • Essen von Dosentomaten oder Tomatensuppe in Dosen = max. 64,8 mg Al pro kg
  • Essen von Rhabarbar in Dosen = max. 41,8 mg Al pro kg
  • Essen von Kartoffeln = max. 26 mg Al per kg
  • Essen von Sauerkraut, Kimchee oder Mixed Pickles in Dosen = max. 16,4 mg Al pro kg
  • Benutzung von Töpfen oder Pfannen aus Aluminiumlegierungen = max. 3,5 mg Al pro Tag
  • Benutzung von Aluminiumfolie (Lagerung von Lebensmitteln) = max. 3,5 mg Al pro Tag
  • Trinken von Leitungswasser = max. 0,4 mg Al pro Tag
  • Atmung von Luft = max. 0,04 mg Al pro Tag
  • Benutzung von Antitranspirants oder Deodorants = max. 0,007 mg (7 µg) Al pro Anwendung/Tag

 

Aluminium-Emission durch Antitranspirante 1

Antitranspirante, Deo-Kristalle sowie viele Deodorants enthalten Aluminiumsalze als Wirkstoff gegen das Schwitzen. Die genannten Mittel werden nur oberflächlich aufgetragen. Die transdermale Aufnahme durch Absorbtion ist äußerst gering, vorausgesetzt, die Haut ist unverletzt. Die maximal mögliche Aufnahmemenge von Aluminium durch die Haut beträgt laut einer Studie der Pennsylvania State University, Altoona (USA) nur 0,007 mg (7 µg) pro Anwendung (i.d.R = 1x am Tag), dies bezogen auf eine äußerst großzügig bemessene Auftragungsfläche von 300 cm2 Haut. Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass nach einmaligem Auftragen von 0,4 ml einer 21-prozentigen Aluminiumsalz-Lösung in der Achselhöhle nur 3,6 µg Aluminium absorbiert wurden [21]. Absorbition bedeutet jedoch nicht, dass diese – ohnehin extrem geringe – Menge überhaupt in den Blutkreislauf vordringen kann. Die natürliche Barriereschicht der Haut (Stratum basale) verhindert das Eindringen von Stoffen in die tieferen, gefäßführenden Schichten (Dermis). Deshalb wir der Großteil der Aluminiumspuren in der obersten Hautschicht (Epidermis) vorübergehend "zwischengelagert", bis sie im Zuge der automatischen Hautregeneration wieder abgeschieden werden. Es ist zu beachten, dass bestimmte Zusatzstoffe in Kosmetika, z.B. Parabene oder Penta-Peptide, die Durchlässigkeit der Barriereschicht erhöhen kann. Aus diesem Grund sollte stets auf die Inhaltsstoffe eines Antitranspirants geachtet werden.

 

Paradox: Einige epidemiologische Untersuchungen der Vergangenheit haben gezeigt, dass Demenzerkrankungen vermehrt in Landstrichen auftreten, in denen das Trinkwasser erhöhte Mengen Aluminium enthält. Andere wiederum fanden hierzu keinen Zusammenhang. Der Aluminiumgehalt im Trinkwasser ist jedoch in Relation mit anderen Einnahmemengen, z.B. durch bestimmte Medikamente oder bestimmte Gemüsesorten, extrem gering (z.B. ca. 0,4 mg in Trinkwasser p. Tag zu ca. 13 mg p. 500 g Kartoffeln). Paradoxerweise konnte in Untersuchungen nicht nachgewiesen werden, dass durch langzeitige Medikamenteneinnahme (Antazida oder Dialysepräparate), welche das tausendfache an Aluminium enthalten, das Alzheimer-Risiko gesteigert werden würde, obgleich dennoch neurodegenerative Effekte auftreten können (z.B. Dialyse-Enzephalopathie), welche sich jedoch von den neuropathologischen Veränderungen durch Alzheimer deutlich unterscheiden. [22]. Wissenschaftler vermuten deshalb, dass andere, im Trinkwasser enthaltene Elemente eventuell die Aufnahme bzw. eine neurotoxische Wirkung des Metalls im Körper begünstigen könnten, dies offenbar nur im Zusammenspiel mit einem individuell veranlagten Metabolismus (siehe → 6.). Diese Vorgänge sind jedoch nicht einmal im Ansatz erforscht.

 

2. Aufnahme von Aluminium
Aluminium, welches durch Nahrung oder Trinken in den menschlichen Körper gelangt, wird nur schlecht durch den Darmtrakt aufgenommen. Die im Blut aufgenommenen Mengen werden i.d.R. problemlos durch die Nieren ausgefiltert und über den Urin ausgeschieden. Allerdings steigt mit der eingenommenen Aluminiummenge auch der Anteil der im Blut aufgenommenen. Aus noch ungeklärten Gründen kann ein minimalster Anteil der Al-Mengen im Blut die Blut-Hirn-Schranke überwinden und sich im Gehirngewebe einlagern. Der Weg des Aluminiums von der Aufnahme bis hin zur Ansammlung im Gehirn konnte jedoch bislang nicht "in Aktion" nachgewiesen oder gar erforscht werden. Offenbar sind bestimmte Begleitumstände erforderlich, welche die genannten Vorgänge begünstigen oder erst möglich machen (siehe → 6.).

Die Aufnahme von Aluminium durch die Atemluft, also über die Lunge, sowie die Aufnahme durch die (unverletzte) Haut gelten als vernachlässigbar gering.

Paradox: Folgt man der Hypothese, dass im Gehirn aufgenommenes und eingelagertes Alumininium neurotoxisch wirkt, müssten Menschen mit Nierenerkrankungen verstärkt an Alzheimer erkranken, da sie nicht in der Lage sind, Aluminium über die Nieren auszufiltern. Ferner werden im Rahmen der Dialyse hochdosierte Aluminiumpräparate eingesetzt. Dadurch kann der Aluminiumgehalt im Blutplasma bis zu 500 µg betragen [23]. Mehrfache Studien konnten jedoch keine signifikante Zunahme von Alzheimer-Erkrankungen in dieser speziellen Personengruppe feststellen [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31].
Arbeitnehmer in der Aluminiumindustrie (Aluminium-Hütten) sind regelmäßig einer extrem hohen Aluminiumemission ausgesetzt. Im Blutplasma von Arbeitern in der Aluminium-Elektrolyse wurden Aluminiumwerte von 5 bis 15 µg gemessen, im Bereich der Gießerei waren es über 5 µg. Der letzte Wert alleine ist 5x so hoch wie der eines beruflich nicht exponierten Menschen. Trotzdem zeigt diese Berufgruppe keine auffällig hohe Anfälligkeit für Alzheimer-Erkrankungen [32]. Dies ist ein weiterer Grund, weshalb Wissenschaftler annehmen, dass Aluminium allein nicht für die Krankheit verantwortlich sein kann.

3. Exaktere Messungen in der Neuzeit
Erst mit Erfindung äußerst feiner Messverfahren war es möglich, die minimalen Ansammlungen von Aluminium im Körper, insbesonders im Gehirn, zu lokalisieren und mengenmäßig zu bestimmen. Constantin Bouras (Universität Genf, CH) gelang es mit der LAMMA-Methode (Laser Microprobe Mass Analysis) die Ansammlung von Aluminium in den schadhaften Neurofibrillen nachzuweisen. Sakae Yumuto (Yumoto Institute of Neurology, Tokyo, Japan) nutzte das hochauflösende TEM-EDX-Verfahren (Transmission Electron Microscopy, kombiniert mit Energy-Dispersive X-Ray-Spectroscopy) um geringste Spuren von Aluminium in senilen Plaques nachzuweisen [33]. Er konnte Konzentrationen von 35 – 50 ppm (parts per million) bestimmen. Ein Problem bei der Bewertung dieser Messung stellt die sehr geringe Anzahl von untersuchten Gehirnen da. Da die genannten Verfahren sehr aufwendig und kostenintensiv sind, wurden nur wenige Hirne untersucht. Aus wissenschaftlicher Sicht haben diese Studien kaum Beweiskraft. Zudem konnte die Ergebnisse aus Japan in wiederholten Untersuchungen nicht reproduziert werden [34].

4. Neurotoxologische Wirkung von Aluminium
Inwiefern Aluminium initial an der Schädigung von Gehirngewebe beteiligt sein könnte, ist bislang völlig unklar.

✍  Paradox: Für den Laien ist diese Tatsache eventuell nicht auf den ersten Blick nachvollziehbar, da andererseits ja die neurologische Schädlichkeit von Aluminium als nachgewiesen gilt. Hierzu muss man wissen, dass die Dosis der Aluminiumeinnahme/-einlagerung eine wichtige Rolle spielt. In einer Studie der Kyoto Pharmaceutical University, Kyoto (Japan) [35] wurde Mäusen eine (nicht-lethale) Aluminiumlösung in einer Dosis von ca. 1 mg/kg Körpergewicht über einen Zeitraum von 60 Tagen subkutan injiziert. Anschließend wurde die Gedächtnisleistung der Tiere in Verhaltenstests dokumentiert. Im Ergebnis belegte die Studie, dass eine 2-montagige Aluminiumaufnahme in hoher Konzentration eindeutig mit einer Verschlechterung der Gedächtnisleistung einhergeht. Dennoch kann diese Studie nur zur Beschreibung des Gefahrenpotenzials von Aluminium beitragen. Das mit einer oralen oder transdermalen Aluminium-Aufnahme für den Menschen verbundene Risiko kann daraus allerdings nicht abgeleitet werden, weil den Tieren eine extrem hohe Dosis Aluminium direkt in den Bauchraum gespritzt wurde. Diese Dosis könnte bei einer durchschnittlichen Ernährung oder durch tägliche Benutzung von aluminiumhaltigen Kosmetika niemals erreicht werden.

5. Grenzwerte für die Aufnahme von Aluminium
Da die Neurotoxologie von Aluminium durch vielfache Studien belegt wurde, und diese offensichtlich von der Höhe der Dosis sowie vom Zeitraum der Exposition abhängig ist, haben sich die internationalen Organisationen WHO/JECFA, FAO, SCF und BfR [36] auf Grenzwerte für die Aufnahme von Aluminium (Al) geeinigt:

Provisional Tolerable Weekly Intake (PMWI) = pro Woche max. 1 mg Al pro kg Körpergewicht
Tolerable Daily Intake (TDI) = pro Tag max. 1 mg Al pro kg Körpergewicht

Daraus ergeben sich beispielweise umgerechnet folgende Richtlinien für Lebensmittel:

Körpergewicht = 60 kg
Aluminiumgehalt in Lebensmitteln = pro Tag max. 60 mg pro kg Lebensmittel
Verzehr aluminiumhaltiger Lebensmittel (z.B. Kartoffeln) in Kilogramm = pro Tag max. 1 kg

 

Aluminium-Emission durch Antitranspirante 2

Um die von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegten Grenzwerte für die Aluminiumaufnahme zu erreichen, müsste ein 60 Kilogramm schwerer Mensch ein 20-prozentiges Antitranspirant auf Basis von Aluminiumchlorid 8571 mal pro Tag bzw. pro Woche anwenden.

 

6. Aluminium als Co-Faktor – Fazit
Aktuelle Studien zeigen immer wieder, wie schwierig es ist, Aluminium als auslösenden Faktor für Alzheimer-Erkrankungen zu bestimmen. Zwar belegen viele Studien, dass Aluminiumeinlagerungen in Gehirnen verstorbener Alzheimer-Patienten zu finden sind, andererseits wurde solche Einlagerungen auch in gesunden Gehirnen gefunden. Unter welchen Umständen und ab welcher Dosis Aluminium neurotoxisch wirkt, konnte bislang nicht nachgewiesen, geschweige denn ausreichend erforscht werden. Die Wissenschaft geht deshalb davon aus, dass Aluminium eher als Co-Faktor bei Alzheimer auftritt, d.h. es ist höchstwahrscheinlich nicht Auslöser der Krankheit (siehe unten). Eine Vielzahl von Wissenschaftler vertritt sogar die Auffassung, die Aluminiumeinlagerungen würden ausschließlich in Folge bzw. als Nebeneffekt der Alzheimerschen Neurodegeneration auftreten.

 

 

 

Fragwürdige und fehlerhafte Studien

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die US-amerikanische Federal Drug Administration (FDA) sowie auf EU-Ebene das Scientific Committee on Food (SCF) tragen maßgeblich dazu bei, dass Lebensmittel, alltägliche Gebrauchsgegenstände (z.B. Kosmetika), Stoffe, Inhalte und Produkte aller Art im jeweiligen Zuständigkeitsbereich sicherer werden. Im gesetzlichen Auftrag helfen sie, die Gesundheit der Verbraucher zu schützen. Ihre Arbeit für den Verbraucherschutz zeichnet sich durch ihren wissenschaftlichen, forschungsgestützten Ansatz aus. Auf die gesundheitlichen Bewertungen und Handlungsoptionen der Institute können die für das Risikomanagement verantwortlichen Behörden, ebenso aber auch Konsumenten bzw. Endverbraucher zugreifen. Die regelmäßig veröffentlichten Arbeitsergebnisse und Empfehlungen dienen allen interessierten Kreisen als wichtige Entscheidungshilfe für Maßnahmen aller Art, beispielsweise Erlasse oder Verbote von Inhaltsstoffen durch Behörden, welche dann landesweit bzw. länderübergreifend gelten.

Seit Jahrzehnten beschäftigen sich BfR, FDA, SCF, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die Welternährungsorganisation der UNO (FAO) mit den möglichen Risiken von Aluminiumexpositionen, BfR und FDA u.a. explizit mit Emissionen, die von Kosmetika mit Aluminiumverbindungen ausgehen. Im Zuge des sich ständig aktualisierenden Wissenstandes der Forschung muss die Situation regelmäßig neu bewertet werden. So werden fortlaufend neue Studienergebnisse an die Institute herangetragen, die ausgewertet und beurteilt werden. Die in dieser Hinsicht sehr akkurate FDA veröffentlicht z.B. in kurzen Abständen das ausführliche "Federal Register", in dem die Stellungnahmen des FDA-Expertengremiums zu einzelnen Studien erläutert werden. Im Gegensatz zur Presse, die veröffentlichte Forschungsergebnisse oft ungeprüft oder unkommentiert übernimmt, besonders wenn es sich um eine "sensationelle Entdeckung" handelt, prüft das Gremium der FDA jede Studie auf mögliche Fehler oder falsche Schlussfolgerungen. Außerdem wird jedes Ergebnis in Relation zu anderen Studien gesetzt, abgeglichen und abschließend bewertet. Obgleich die FDA im weltweiten Vergleich als äußerst streng gilt (der Verbraucherschutz geht bei weitem über den hohen Standard der Deutschen hinaus), werden doch nur wenige Studien als relevant eingestuft. Grund hierfür ist, dass die Mehrzahl der Studien nicht den internationalen Standards der Forschung entspricht oder deren Forschungsergebnisse kaum Relevanz für eine Risikobewertung haben.

Beispiele: Die FDA kritisiert eine Studie von Perl und Good [37], in der die Möglichkeit einer Aluminiumaufnahme durch Inhalation beschrieben wurde. Zunächst sei angemerkt, dass diese Möglichkeit heutzutage nur noch bei Deosprays gegeben ist. Sämtliche "echte" Antitranspirante (AlCl-Anteil +10%) werden mittels Tropfflasche, Roll-On oder Stick appliziert. Sprays dieser Art sind bereits seit den 1970er Jahren aus den Verkaufsregalen verschwunden. Oberflächlich betrachtet zeigte die Studie zwar, dass Spuren von Aluminium über die Nasenschleimhaut von Kaninchen aufgenommen wurden, laut der FDA war das Versuchsschema jedoch derart fehlerhaft, dass die Studie für eine Risikobewertung nicht in Frage kommt. So wurden im Versuch nur 6 Testanten verglichen (3 Versuchtiere, 3 Kontrolltiere). Ferner wurde die Aluminiumlösung (welche übrigens nur entfernt einem verkaufsüblichen Antitransprant-Präparat ähnelte) nicht als Aerosol verabreicht, sondern es wurden mit der Lösung getränkte Schwämme operativ in den Nasenknochen der Tiere eingesetzt. Im Endergebnis erbrachte die Studie nur uneinheitliche und zufällige Ergebnisse in Hinblick auf die Schädlichkeit. Aluminiumspuren waren zwar teilweise in den Gehirnen zu finden – die gesundheitlichen Konsequenzen oder Risiken konnten dadurch keinesfalls belegt werden. Die Studie wurde von anderen Wissenschaftlern auch unter dem Aspekt des Tierschutzes scharf kritisiert.

Als "April-Scherz" bezeichnete der canadische Neurologe David G. Munoz MD [41] die Veröffentlichung einer Studie durch Walton et al. [38] mit der angeblich die Einlagerung von Aluminium nach dem Verzehr von "Trinkwasser" untersucht wurde. Tatsächlich hatte man (nur) 8 Ratten ein radioaktives Aluminiumfluid verabreicht und die spätere Einlagerung im Gehirngewebe nachgewiesen, jedoch untersuchte man als Vergleichsgruppe lediglich 2 gesunde Ratten. Eine vollkommen überflüssige Studie ohne jegliche Relevanz, so der Neuro-Wissenschaftler der Universtität von Ontario, Canada.

Das FDA warnt außerdem vor Fehlinterpretationen von ungenauen Studien, so z.B. muss die vielbeachtete Studie von Anane et al. [39] bezüglich der Aufnahme von Aluminium durch die Haut rational betrachtet werden, ohne vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Im Rahmen der Versuchsreihe (Dauer: 130 Tage) wurde Aluminiumchloridlösung auf die Haut von Mäusen aufgebracht. Die anschließend gemessenen Aluminiummengen in Blut, Urin sowie Einlagerung im Hirngewebe wurden mit denen nach einer oralen Gabe verglichen. Ergebnis: Durch die Haut gelang offenbar mehr Aluminium in den Körper als über den Verdauungstrakt. Die FDA sieht in dieser Studie jedoch einige methodische Fehler, z.B. fehlt die Vergleichsgruppe gesunder Tiere, denen Aluminiumchlorid weder oral noch topikal verabreicht wurde. Die neurotoxischen Folgen der Aluminiumeinlagerung wurden von Anane und seinem Team gar nicht untersucht, deshalb ist es fatal Schlüsse in Bezug auf die Auswirkungen topikaler Anwendung von Antitranspirants zu machen.
Dass dies trotzdem geschehe, sogar in Fachjournalveröffentlichungen, sei unverantwortlich, so David G. Munoz MD: "The Lancet [Fachmagazin] veröffentlichte unlängst einen Artikel unter der Überschrift 'Die Aluminium-Hypothese lebt!' – das tut Elvis auch, meinen manche." so der canadische Neurologe sarkastisch. "Ein Zeitungsverleger, der mal wieder eine 'Elvis lebt!'-Story veröffentlicht, muss sich nicht um seine Leserschaft sorgen. Der Redakteur einer medizinischen Fachzeitschrift, der sich entschließt einen neuen Artikel zum Thema 'Aluminium erzeugt Alzheimer' zu publizieren, weiß aber sehr wohl, welche furchtbaren Schuldgefühle er damit bei Kindern und Verwandten von Alzheimer-Patienten auslösen kann, wenn sie sich vorwerfen, durch Benutzung von aluminiumhaltigen Töpfen oder Pfannen zum Verfall des geliebten Menschen beigetragen zu haben."

✍  Fazit: "Die Mehrheit der Wissenschaftler hat die Aluminium-Hypothese hinter sich gelassen. Sie wird mittlerweile als Randbereich der Forschung angesehen. Seltsamerweise lassen sich die Herausgeber und Autoren derjenigen Fachzeitschriften, welche noch immer über die Aluminium-Hypothese berichten, nie bei den Treffen der Society for Neuroscience oder der American Association of Neuropathologists blicken." [40] [41]

 

[1] Internationale Studien belegen eine durchschnittliche Morbität von 7 bis 10 Jahren nach Diagnose. Jedoch sind auch Fälle bekannt, bei denen die Patienten 20 Jahre oder länger mit der Krankheit gelebt haben.
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