Mikrowellenverfahren & -therapie gegen Schwitzen

Sascha Ballweg

Die Mikrowellentherapie eignet sich ausschließlich für die Behandlung von axillärem Schwitzen, verspricht jedoch, sich in naher Zukunft als non-invasives Verfahren durchsetzen, und die herkömmlichen chirurgischen Verfahren wie Schweißdrüsenabsaugung, -ausschabung und -verödung abzulösen. Bei dem Mikrowellenverfahren handelt es sich um eine ambulante Behandlungsmöglichkeit, die jeder Dermatologe in seiner Praxis bei nur örtlicher Betäubung des Achselbereichs vornehmen kann.

Die Mikrowellentherapie gegen Achselschwitzen

Das in den USA neu entwickelte Verfahren verödet die Schweißdrüsen der Achseln mittels konzentriert gebündelter, hoch-intensiver Mikrowellen. Ähnlich wie bei der Laserbehandlung der Achseln, werden die Schweißdrüsen durch die kurzzeitig entstehende, extreme Hitze deaktiviert. Der wesentliche Unterschied ist jedoch, dass keine Schnitte oder Einstiche nötig sind, ferner werden die behandelten Hautschichten nicht verbrannt, sondern nur blitzschnell stark erhitzt. Dies ist wesentlich verträglicher und birgt deutlich weniger Risiken als ein chirurgischer Eingriff.

Hinweis: Im Moment ist das Verfahren nur in den USA verfügbar. Die amerikanische FDA hat die Behandlungsform im Juni 2011 für Hautärzte freigegeben. Die Mikrowellentherapie wird bereits seit Jahren erfolgreich im internistischen Bereich eingesetzt. Das Mikrowellengerät wurde von der kalifornischen Firma miralabs® entwickelt und wird unter dem Namen miraDry® von dieser vertrieben.

Vorgehensweise
Das trag- oder rollbare Mikrowellen-Gerät verfügt über ein duschkopfartiges Handstück, mit dem der Dermatologe die Hautregion der Achseln zielgenau behandeln kann. Nach lokaler Betäubung der Haut, wird an gleicher Stelle eine anatomisch exakte Zielmarkierung aufgeklebt, die dem Arzt die richtige Platzierung des Handstückes ermöglicht. Nachdem die Hautstärke und Beschaffenheit des Patienten bestimmt und am Gerät die individuelle Mikrowellenstärke für den Patienten vorgenommen wurde, wird die glatte Keramikfläche des Handstücks auf die Markierung aufgesetzt. Die Keramik dient der Kühlung der obersten Hautschicht, damit es nicht zu Verbrennungen kommt. Völlig schmerzfrei folgt die eigentliche Behandlung: lautlos wirken die Mikrowellen, ohne dass der Patient etwas davon spürt. Die Behandlungsdauer kann variieren, es sind allerdings im Durchschnitt nur 5 Minuten nötig. In den Tagen nach der Anwendung kann es zu Taubheitsgefühl, lokalen Schwellungen und Hautreizungen kommen. Es bleiben keine Narben und keine sichtbare Zeichen der Behandlung zurück. Die Zielmarkierung ist selbstverständlich abwaschbar.

Hinweis: Pro Termin wird jeweils nur eine Achselhöhle behandelt. Um einen langfristigen Effekt zu erzielen, und sicherzugehen, dass wirklich alle Schweißdrüsen deaktiviert sind, wird jede Behandlung pro Körperseite zweimal durchgeführt, d.h. innerhalb von ca. 3 Monaten sind insgesamt 4 Sitzungen nötig.



Vorteile

  • gute Erfolge: Bei richtigem Einsatz des Mikrowellenverfahrens sind die Ergebnisse in Bezug auf die Schweißreduktion sehr gut. Sofern die meisten Schweißdrüsen deaktiviert werden konnten, wird sich das axilläre Schwitzen praktisch auf null reduzieren. Der erfolgreiche Einsatz des Verfahrens gegen Achselschweiß ist wissenschaftlich belegt (siehe unten).
  • rein topikal: Das Mikrowellenverfahren wird ausschließlich oberflächlich (topikal) angewendet. Es sind keine Schnitte oder dergleichen nötig. Dies ist ein klarer Vorteil ggü. sämtlichen chirurgischen Verfahren der Schweißdrüsenverödung oder - entfernung.

 

Nachteile

  • mögliche Regeneration der Schweißdrüsen (Laserlipolyse u. Mikrowellen): Bei beiden Verfahren der Schweißdrüsenverödung durch Überhitzung sind Misserfolge möglich: Bei der Laserlipolyse und dem Mikrowellenverfahren werden lediglich die Nervenenden der ekkrinen Schweißdrüsen deaktiviert, nicht jedoch die Drüse im ganzen zerstört. In einigen dokumentierten Fällen haben sich die überstimulierten Nerven nach uneinheitlichen Zeitspannen regeneriert.
  • eingeschränkte regionale Anwendung: Derzeit werden die genannten Verfahren nur bei Achselschwitzen eingesetzt.
  • Nebenwirkungen: Schwellungen in der Heilphase; in Einzelfällen kompensatorisches Schwitzen.



Wissenschaftliche Studie

Eine Studie an der University of British Columbia [1] hat belegt, dass das Verfahren die Symptome einer Hyperhidrosis axillaris deutlich vermindert bzw. ganz beseitigt. Während der Studie wurde das Gerät bei 31 Personen mit axillarer Hyperhidrose eingesetzt. Alle Testanten [2] hatten einen HDSS-Wert [3] von 3 oder 4 und ein gravimetrischen Schweißwert von 50 mg pro Achsel in 5 Minuten. Keine der getesteten Personen hatte in den vergangenen 12 Monaten Botulinum-Toxin-Injektionen oder chirurgische Behandlungen erhalten. Die Behandlung erfolgte in 2 bis 4 Sitzungen innerhalb von 6 Monaten. Nach Abschluss dieser Phase wurden HDSS-Wert und gravimetrischer Schweißwert über einen Zeitraum von 12 Monaten alle 3 Monate bestimmt.

Studienergebnis: Durch die Anwendung der Mikrowellentherapie konnte eine durchschnittliche Reduktion der Schweißmenge i.H.v. 90 % erreicht werden. 86 % der Testanten zeigten eine Verbesserung von mindestens 50 %. Bei 100 % senkte sich der HDSS-Wert von 3 - 4 auf 1 - 2.

Weitere Studien als Download (PDF-Dateien):

Blindstudie zur Mikrowellentherapie 2011 _ Dermatologische Klinik am Universitätsklinikum St. Louis (USA), Leitung: Suzanne Kilmer, MD [4]

Blindstudie zur Mikrowellentherapie 2010 _ Dermatologische Klinik am Universitätsklinikum St. Louis (USA), Leitung: Prof. Dee Anna Glaser, MD, Präsidentin und Gründungsmitglied der International Hyperhidrosis Society. [5]

Erster klinischer Einsatz der Mikrowellentherapie _ SkinCare Physicians, Leitung: Michael S. Kaminer, MD, Professor für Dermatologie, u.a. Medicine Schools of Yale, Harvard, Dartmouth, USA. [6]

 

[1] Lupin M et al, University of British Columbia, Victoria, Canada; University of British Columbia, Vancouver, Canada;
"A multi-center evaluation of the miraDry® system to treat subjects with axillary hyperhidrosis";
31. ASLMS Annual Conference, 04.2011
[2] Die Testantengruppe sah wie folgt aus: 31 Testanten, davon 74 % Frauen.
Altersspanne gesamt: 18 und 65 Jahren; Altersdurchschnitt: 33 Jahre; durchschnittlicher BMI: 24,8
[3] HDSS = Hyperhidrosis Disease Severity Scale; dt. Schweregrad der Hyperhidrose-Symptome
[4] Suzanne Kilmer, MD, William Coleman III, MD, Larry Fan, MD, Dee Anna Glaser, MD, Michael Kaminer, MD, Robert Nossa, MD, Stacy Smith, MD; "A Randomized, Blinded Clinical Study of a Microwave Device for Treatment of Axillary Hyperhidrosis"; 31. ASLMS Annual Conference, 04/1-3.2011
[5] Dee Anna Glaser, MD; William P. Coleman, III, MD; Larry K. Fan, MD; Michael S. Kaminer, MD; Suzanne L. Kilmer, MD; Robert Nossa, MD; Stacy R. Smith, MD;"A Randomized, Blinded Clinical Evaluation of a Novel Microwave Device for Treatment of Axillary Hyperhidrosis"; 30. ASLMS Annual Conference, 04.2010
[6] Michael S. Kaminer, MD; William P. Coleman III, MD; Larry K. Fan, MD; Suzanne L. Kilmer, MD; Steve W. Kim; Robert N. Nossa, MD; Kathryn F. O’Shaughnessy, PhD; Perry H. Solomon, MD; "First Clinical Use of a Novel Microwave Device for Treatment of Axillary Hyperhidrosis"; 30. ASLMS Annual Conference, 04.2010

 


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