Psychologische Therapie gegen Schwitzen

Sascha Ballweg

Starkes Schwitzen wird durch psychologische Einflüsse weiter verstärkt. Nicht selten sind die psychologischen Probleme sogar der Auslöser für die übermäßige Schweißproduktion. Man spricht dann in der Fachsprache von einem psychosomatischem Schwitzen. Für den Laien ist vielleicht der Begriff "emotionales Schwitzen" etwas verständlicher. Leider ist es für den Betroffenen oft nicht einfach, eigene psychologische Belastungen objektiv zu beurteilen bzw. sie überhaupt zu erkennen.

Was bedeutet eigentlich Psychotherapie?

Die einfachste Definition einer Psychotherapie wäre vielleicht "Sich selbst betrachten mit Hilfe eines anderen." Diese Beschreibung umfasst eigentlich alles, was bei einem Psychologen oder Psychiater [1] geschieht, denn kaum etwas von dem öffentlichen Schreckensbild des "Seelenklempners" entspricht der Wahrheit.

Leider existiert in Deutschland noch immer eine deutliche Hemmschwelle, welche Betroffene davon abhält, sich in psychologische Hände zu begeben. In anderen Ländern hat sich die Psychologie längst als Ergänzung oder "Alternative" zur traditionellen Medizin etabliert. Angesichts der ständig steigenden Belastungen im Alltag eigentlich eine logische Konsequenz. Bedauerlicherweise herrscht in Deutschland noch immer die Angst, man würde beim "Irrenarzt" vorschnell für "verrückt" erklärt und wohlmöglich gleich "in die Irrenanstalt eingewiesen". Dies ist natürlich völliger Unsinn. Nicht einmal die berühmte "Psychiatercouch" wird man in den "Behandlungszimmern" moderner Psychologen finden. Vielmehr ist es Aufgabe des Psychologen, sich durch ungezwungene Gespräche, durchaus "bei Tee und Gebäck" in den Patienten hineinzudenken, um etwaige Probleme zu erkennen. Dabei muss der Patient sich nicht einmal dazu überwinden, von sich aus auf mögliche Probleme im Leben zu sprechen zu kommen, eher stellt der Psychologe zwischendurch zielgerichtete Fragen, um diese Probleme "herauszukitzeln". Einzige Voraussetzung ist die Bereitschaft, möglichst ehrlich zu antworten und eine relative Offenheit. Die Veranlagung "offen reden" zu können ist jedoch nicht erforderlich! Auch sollte die "Chemie" zwischen Patient und Behandler stimmen. Sollte dies nicht der Fall sein, ist ein Wechsel anzuraten. Selbstverständlich unterliegt jeder Psychologe einer ganz besonderen Schweigepflicht! Wichtig zu wissen: Dem Psychologen obliegt es nicht, ein Urteil über das Verhalten des Patienten zu fällen. Er wird den "Lebensweg" eines Patienten weder bewerten noch verurteilen.

Was passiert bei der Psychotherapie?

In regelmäßigen Einzelgesprächen (z.B. 1x wöchentlich über 6 Monate, jeweils ca. 45 Minuten) wird der Psychologe versuchen, den Patienten kennenzulernen und etwaige psychologische Probleme "behutsam" aufzuzeigen. Dies kann auch über zusätzliche Maßnahmen erfolgen, z.B. mittels Supervision, Aufstellung, Paargesprächen (zusammen mit dem Lebenspartner), Elterngesprächen oder zwanglosen Rollenspielen. Menschen, die sich "unter vier Augen" kaum zu öffnen vermögen, hilft ggf. die Teilnahme an Gruppengesprächen, an denen sie nicht zwangsläufig aktiv teilnehmen müssen. Vielmehr hilft es ihnen, die Schilderungen der anderen Teilnehmer passiv aufzunehmen, um sich darin teilweise wiederzuerkennen. Dies kann die Bereitschaft stärken, sich in nachfolgenden Einzelgesprächen offener zu äußern.

Die eigentlich Psychotherapie erfolgt für den Patienten eher "unmerklich". Das heißt, der Psychologe bindet psychologische Maßnahme in die Gespräche ein. Das Vorgehen kann dabei, grob gesehen, zwei grundsätzliche Ansätze haben:

  • Verhaltenstherapie: Der Patient lernt nach und nach, eigene emotionale Reaktionen auf bestimmte Situationen oder Dinge sowie eigene Stimmungen und Belastungen bewusst(er) wahrzunehmen. Ihm wird aufgezeigt, wie man negative Einflüsse im Alltag abschwächen kann. Mit der richtigen Reaktion auf bestimmte Emotionen soll das Leben im allgemeinen positiver gestaltet werden. Zusätzlich können aktive Entspannungsmethoden erlernt werden.
  • Tiefenpsychologische Therapie: In der Tiefenpsychologie sollen verborgene, verdrängte, langfristige, affektive oder frühkindliche Erfahrungen erkannt und abgemildert werden. Diese können über das gesamte Leben hinweg unbewusste und unkontrollierbare Reaktionen in bestimmten Lebenssituationen hervorrufen (z.B. latente Ängste; konkrete Ängste wie "Spinnenangst"; unerklärbar negative/positive Gefühle beim Erleben einer bestimmten Szenerie). Die Reaktionen können sowohl emotional (z.B. Angst, Hass, Liebe, Wut, Lust) als auch physischer Natur sein (Panik: Herzrasen, Schweißausbrüche).

Psychotherapeutische Hilfe bei starkem Schwitzen

Stress bewältigen, Hemmschwellen und Schamgrenzen überwinden, gelassener leben, Ängste besiegen ... all das kann durch eine Psychotherapie erreicht werden. In der Praxis lässt sich der Erfolg der Therapie jedoch nur schwer messen. Auch gibt es keine Erfolgsgarantie. Trotzdem ist in vielen Fällen von "emotionalem Schwitzen" eine psychologische Betreuung ratsam. Allerdings kann diese die klassischen Heilverfahren nur ergänzen bzw. im Zusammenspiel die Symptombekämpfung erleichtern.

Die Tiefenpsychologie bietet die Chance, unbewusste Auslöser des starken Schwitzens zu ergründen. Zu einer fundierten Ursachenforschung gehört heutzutage auch die psychologische Bewertung durch einen Spezialisten.

 

[1] Der Unterschied zwischen Psychologe und Psychiater ist einfach zu erklären: Beide Berufe versuchen im Rahmen einer Psychotherapie den Patienten zu helfen. Ein Psychiater hat über die psychatrische Ausbildung hinaus zusätzlich eine humanmedizinische, oft auch neurologische Facharztausbildung. Ein Psychiater ist also Arzt. Aus diesem Grund dürfen nur Psychiater "krankschreiben" oder Medikamente wie z.B. Psychopharmaka und Antidepressiva verschreiben. Dies geschieht übrigens seltener als gedacht. Nach Möglichkeit wird immer versucht, die Probleme ohne Medikamente zu lösen. Die weit verbreitete Sorge, man würde vorschnell mit "Drogen vollgepumpt" ist deshalb unbegründet.

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