Bestimmte Ernährungsformen, einseitige und mangelhafte Ernährung können das Schwitzen begünstigen. Grundsätzlich wird Hyperhidrotikern eine gesunde, ausgewogene Ernährung empfohlen, reich an Gemüse, nicht zu sauer und salzarm. Entgegen der landläufigen Meinung ist Übergewicht (Adipositas) kein direkter Auslöser für Schweißprobleme, sie kann aber gleich in vielerlei Hinsicht das Schwitzen sekundär begünstigen. Auch auf die Wahl der Getränke ist zu achten, Koffein, Alkohol, saure Getränke und übermäßig viel Kohlensäure sollten vermieden werden.

Das Schwitzen negativ beinflussen können z.B.:

  • scharfe Gewürze
  • scharfe Speisen
  • Nikotin
  • Kaffee
  • Alkohol
  • Betäubungsmittel
  • Arzneimittel
  • ephedrinhaltige Präparate

Capsaicin: Schwitzen nach scharfen Speisen

Scharfe Zutaten wie Chilischoten enthalten den Wirkstoff Capsaicin (CPS), ein Alkaloid, das die selben Nerven stimuliert (reizt) wie Hitze. Deshalb wird es auf der Zunge und der Haut als scharf brennend empfunden. Was dem Menschen geschmacklich als scharf erscheint, ist im Grunde nichts anderes als eine „vorgetäuschte“ Verbrennung auf der Zunge. Die hitzeempfindlichen Nerven melden den vermeindliche Hitzeschock an das Gehirn, welches sofort Gegenmaßnahmen ergreift: Die Haut wird zur Abkühlung stark durchblutet, die Pulsfrequenz erhöht und die ekkrinen Schweißdrüsen sondern besonders viel Schweiß ab.

Acetylcholine: Wehe, wenn sind losgelassen …

Hinter dem schwierig auszusprechenden Namen Acetylcholin verbirgt sich ein Botenstoff, mit dem das sympathische Nervensystem die Schweißdrüsen aktiviert und zum vermehrten Schwitzen anregt. Stimulierende Substanzen wie Nikotin besetzen die selben Nervenenden (Rezeptoren) wie das Acetylcholin und blockieren damit die Befehle des Sympatikus, da dessen Transmitter nicht mehr andocken können. Dieser Blockade begegnet das vegetative Nervensystem nach Abbau des Nikotins mit einer nachträglichen Aussendung von Acetylcholinen. Dadurch kann es in der „Entzugsphase“ zu stärkerem Schwitzen kommen, wenn die Schweißdrüsen regelrecht mit dem Botenstoff überschüttet werden.

Eigentlich müsste Nikotinkonsum das Schwitzen durch die Acetylcholin-Hemmung spontan vermindern. Doch man schwitzt schon während des Rauchens. Der Grund dafür: Nikotin ist sehr anregend und steigert u.a. die Durchblutung der Haut. Dies nimmt der Körper als scheinbare Temperaturerhöhung wahr, woraufhin er das Schwitzen zur Thermoregulation einsetzt.

Koffein und Alkohol: Erst hui, dann pfui

Koffein (auch Coffein, Tein oder Thein) und Alkohol haben, grob gesehen, ähnliche Eigenschaften wie Nikotin. Sie wirken sehr anregend und steigern eine Vielzahl von Körperfunktionen. Gleichzeitig hemmen sie ebenfalls die Anlagerung von Acetylcholin. Alkohol behindert zusätzlich die Übermittlung weiterer Nervenreize, wodurch die bekannten direkten Folgen des Alkoholkonsums (z.B. Schwindelgefühl, Angstminderung, Zungenträgheit, Sehstörungen etc.) entstehen. Tatsächlich reduziert sich nach dem Konsum von Kaffee (von der Hitze des Getränkes abgesehen) und Alkohol zunächst auch das Schwitzen. Nach dem Abbau der Substanzen folgt jedoch ein ähnlicher Effekt wie beim Nikotin: Schweißausbrüche.

Ephedrin – die versteckte „Droge“

Ephedrin ist ein Phenylethylamin-Alkaloid, das in Pflanzen der Gattung Ephedra (auch „Mormonentee“ oder „Ma-Huang“). In konzentrierter und aufbereiteter Form bzw. als synthetisch gewonnene Substanz wurde und wird Ephedrin unter anderem erfolgreich gegen die Symptome asthmatischer Anfälle sowie gegen starken Schnupfen eingesetzt, gilt aber aufgrund der stark anregenden, leicht berauschenden Wirkung – es wirkt schwächer, jedoch langanhaltener als Adrenalin – als bedenklich. Im Jahre 2001 wurden Arzneimittel sowie frei verkäufliche Präparate mit höherem Ephedringehalt verboten, auch weil das Alkaloid zur Herstellung stärkerer Rauschmittel („Meth“) verwendet werden kann. In schwächerer Dosis ist es jedoch noch immer in Erkältungspräparaten, Schnupfen-Gels oder -Sprays, als auch in Appetithemmern enthalten. Durch die Eigenschaft des Ephedrins, die Ausschüttung von Noradrenalin und Adrenalin zu stimulieren, kann bei regelmäßiger Benutzung solcher Präparate auch die ekkrine Schweißdrüsentätigkeit, und damit das Schwitzen merklich gesteigert werden.

Schärfe löst Schwitzen aus
Scharfe Gewürze und ätherische Öle in bestimmten Kräutern oder Pflanzen können Schweißausbrüche provozieren. Besonders das in Paprika- und Chilischoten enthaltene Capsaicin (CPS), ein farbloses wasserunlösliches Alkaloid, ist für seine schweißtreibende Schärfe bekannt. CPS reizt die Nervenenden bestimmter Rezeptoren, die normalerweise Schmerzreize bei Einwirkung von Hitze erkennen. Sowohl auf der Zunge (und der Mundschleimhaut) als auch auf der Haut registrieren diese Rezeptoren (sogTRP-Kanäle) eine schmerzhafte (jedoch nur scheinbare) Erhitzung, welcher der Organismus durch vermehrte Durchblutung des Gewebes zum Zweck der Wärmeabfuhr entgegenwirkt. Dadurch kommt es zu einer reflexartig gesteigerten Schweißproduktion und einer lokalen Rötung wie bei einer leichten Verbrennung [1].

Durch regelmäßigen Konsum scharfer Speisen kann eine gewisse Toleranzbildung gegenüber CPS, nicht nur hinsichtlich der sensorischen Sensibilität, entstehen und damit verbunden eine persönliche Bereitschaft, auch „alltägliche“ Speisen überdurchschnittlich scharf zu würzen. Doch obwohl der charakteristische „Schärfeschmerz“ dann mehr und mehr ausbleibt, erfolgt weiterhin die gefäßerweiternde und kühlende Reaktion des Körpers. Das heißt in der Praxis: wer regelmäßig scharf isst, wird auch regelmäßig stark schwitzen. Ein Blick auf die Bewohner tropischer und heißer Länder beweist dies: deren überwiegend scharfe Küche soll das Schwitzen anregen, um so den Kühlungsprozess in Gang zu halten [2].

Salz – zu viel oder zu wenig?
Salz (Natriumchlorid) hat heutzutage einen schlechten Ruf. Nicht zu unrecht, denn viele Lebensmittelprodukte (z.B. Wurst, Fertiggerichte u.v.a.m.) enthalten schon „ab Werk“ sehr viel davon. Der regelmäßige Verzehr dieser Produkte ist in den Industrieländern der Erde nachweislich für den Anstieg von Bluthochdruckerkrankungen und den damit verbundenen Folgen wie Schlaganfälle, Herzinfakte und Nierenschädigungen verantwortlich.

Dennoch ist das im Salz enthaltene Natrium eines der vielen Elektrolyte, die zum Leben unbedingt notwendig sind. Der Körper nutzt Natrium auf viele Arten: Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Muskel- und Nervenfunktion und ist verantwortlich für die Erhaltung des Flüssigkeitshaushalts in verschiedenen Teilen des Körpers. Das Nervensystem benötigt Natrium zur effektiven Kommunikation mit und Koordination von vielen Körperteilen. Ohne ausreichende Mengen an Natrium können die elektrischen Signale in den Nervenzellen nicht entstehen bzw. übertragen werden und das Nervensystem funktioniert nicht mehr richtig.

Für „Vielschwitzer“ und Hyperhidrotiker bedeutet dies aber auch: Salz regt die Kommunikation zwischen Gehirn und Schweißdrüsen an. Wer sich zu salzreich ernährt stimuliert unnötig sein vegetatives Nervensystem und damit die Aktivität der Schweißdrüsen. Eine salzarme Diät ist also auf jeden Fall erstrebenswert. Leider ist dies leichter gesagt als getan: Da Hyperhidrotiker stärker schwitzen verlieren sie stündlich große Mengen an Elektrolyten, die unbedingt ausgeglichen werden müssen. Nur bei einer wirklich ausgewogenen Ernährung unter Kenntnis der ungefähren Salzgehalte in der Nahrung lässt sich ein wirkliches Gleichgewicht aus Natriumeinnahme und -ausscheidung (durch Schweiß und Urin) herstellen.

✍ Der (derzeitige) Tagesbedarf liegt bei 2,4 Gramm (2.400 mg) Natrium täglich.
Laut Gesundheitsexperten soll die tägliche Aufnahme eine Menge von 6 Gramm (6.000 mg) nicht überschreiten.

Von Säuren und Basen …
Viele Geschichten und Legenden ranken sich um das sog. „Säure-Basen-Gleichgewicht“ des Körpers. In der Physiologie ist mit der Homöostase ein Regulierungsmechanismus des Säurebasengleichgewichts gemeint. Die Puffereigenschaften des Blutes und der Gewebe, der Gasaustausch in der Lunge sowie der Ausscheidungsmechanismen der Niere tragen zu diesem ständigen Ausgleich im Körper bei. [3]

Störungen im Säure-Basen-Haushalt des Körpers führen zu Azidose (Übersäuerung) oder Alkalose (Untersäuerung) und können sich bei starken Schwankungen lebensbedrohlich auswirken. Obwohl diese biochemischen Vorgänge im Körper grundsätzlich bekannt sind, ist die Auswirkung einer schwächeren oder mittelfristigen Übersäuerung auf den Organismus bis heute wissenschaftlich kaum erforscht. Es gibt keinen Nachweis dafür, dass sich überschüssige Säuren als sog. „Schlacken“ im Körper einlagern. Dennoch hat sich diese Annahme in der alternativen Medizin bei einer großen Gruppe von Befürwortern etabliert.

Für den Laien ist es leider schwer, ernsthafte Forscher und Alternativmediziner von Scharlatanen zu unterscheiden. Zu groß ist das Angebot an mehr oder minder wirksamen Therapien und Methoden, von denen nur wenige als echte Alternative zur herkömmlichen Medizin bezeichnet werden können. Angesichts der Fülle von Möglichkeiten soll an dieser Stelle gar nicht darüber geurteilt werden, welcher Weg der richtige ist. Vielmehr soll auf eine Tatsache hingewiesen werden, die inzwischen unumstritten ist: saures Essen kann Schwitzen auslösen und fördern. Der Verzehr von sauren Speisen oder Getränken wie beispielsweise herber (trockener) Wein, Senf, Heringssalat, saure Äpfel, Sauerkraut, Essiggurken und auch saure Süßigkeiten löst bei vielen Menschen nachweislich ein „Nachschwitzen“ aus. Wieso das so ist, konnte bislang nicht eindeutig wissenschaftlich geklärt werden.

Zum einen wird vermutet, dass es sich hierbei um gustatorisches Schwitzen handelt. Bei dieser Form des Schwitzen werden die Nervenimpulse der Geschmacksrezeptoren und Speicheldrüsen im Mund vom Gehirn falsch verarbeitet oder fehlgeleitet, wodurch die Schweißdrüsen angeregt werden. Das gustatorische Schwitzen tritt immer dann auf, wenn sehr scharfe, saure, süße, bittere oder anderweitig geschmacklich stark geprägte  Speisen und Getränke konsumiert werden – kurzum: alle „würzigen“ Produkte begünstigen Schweißausbrüche. Folglich sollte darauf geachtet werden, dass unsere Nahrung wenig künstliche Geschmacksstoffe oder Geschmacksverstärker (z.B. Glutamate) enthält.

Andere Hypothesen gehen davon aus, dass es nach dem Konsum saurer Produkte zu einer kurzzeitigen Übersäuerung des Körpers kommt und dieser mit starkem Schwitzen reagiert. Tatsächlich kann sich der pH-Wert des Schweißes verändern. Allerdings stehen die gemessenen Säureanteile im Schweißsekret in keinem Verhältnis zur aufgenommenen Menge. Deshalb ist die Annahme, der Körper würde sich durch Schwitzen „entschlacken“ oder „entsäuern“ nicht korrekt. Wahrscheinlicher ist eine Spontanreaktion des Organismus auf die Übersäuerung. Die Gründe hierfür sind kaum erforscht. Es könnten fehlgeleitete oder falsch interpretierte Nervensignale der Magenschleimhaut sein aber genauso biochemische Vorgänge auf Zellebene.

Fazit: Besonders würziges, fettes und scharfes Essen kann zu Schweißausbrüchen führen. Auch die Menge des Essens kann sich negativ auswirken. Eine gesunde und ausgewogene Diät kann demnach dazu beitragen, Schweißattacken dauerhaft zu minimieren. Ernähren Sie sich gesund!

  1. Von dieser scheinbaren Verbrennung leitet sich z.B. das deutsche „Brennen auf der Zunge“ etc. ab. Im Englischen bedeutet „hot“ gleichsam „heiß“ und „scharf“.

  2. Ferner dient dort die Schärfe der inneren Desinfektion, da Capsaicin auch eine antibakterielle und fungizide Wirkung hat

  3. Auch über den Schweiß werden Säuren ausgeschieden. Allerdings sind die im ekkrinen Schweißsekret enthaltenen Säuremengen so gering, dass man nicht von „Entgiftung“, „Entschlackung“ oder „Entsäuerung“ sprechen kann!